Nachrichtenbeitrag

Anthroposophische Ärzte stellen sich erneut hinter Covid-19-Impfungen – Waldorfschulen keine Zentren der Querdenkerbewegung

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Von NNA Mitarbeiter

Der Dachverband Anthroposophische Medizin und der Bund der Freien Waldorfschulen haben sich nachdrücklich dagegen verwahrt mit Impfgegnern und Querdenkertendenzen assoziiert zu werden.

BERLIN/STUTTGART/HAMBURG (NNA) – Der Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland (DAMiD) hat sich gegen den in den Medien kursierenden Vorwurf verwahrt, die Anthroposophische Medizin trage eine Mitschuld an den niedrigen Impfquoten in Deutschland. Diese Schuldzuweisung erstaune schon aus quantitativen Gründen, schreibt der Dachverband in seiner Stellungnahme: Rund 12.000 Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft stünden derzeit rund 15 Millionen ungeimpfte Personen in Deutschland gegenüber.

Die Anthroposophische Medizin habe international von Anfang an die SARS-CoV-2-Impfungen als „wesentliche Hilfe zur Überwindung der Pandemie und insbesondere zum Schutz von Risikogruppen begrüßt“, betont DAMiD.

Die Impfstoffe leisteten zwar vor allem einen Selbstschutz, „aber sie tragen damit gleichzeitig zu einem Schutz vor Überlastung des Gesundheitssystems und anderer erkrankter Menschen bei“, so Dr. med. Stefan Schmidt-Troschke, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin und Vorstandsmitglied im DAMiD. Auch aus der Sicht von DAMiD sollten Menschen, die zu den Risikogruppen gehören, jetzt die Auffrischimpfungen (Booster) in Anspruch nehmen.

Der Dachverband weist außerdem darauf hin, dass anthroposophische Ärzte und Ärztinnen sich seit Monaten aktiv an den Impfaktionen in Praxen beteiligen. Darüber hinaus trügen sie wesentlich zur hausärztlichen, klinischen und intensivmedizinischen Versorgung von Covid-19-Patienten bei. (NNA berichtete)

Auch DAMiD betont, dass Rudolf Steiner selbst im Umgang mit dem Impfthema pragmatisch gehandelt habe und einem „fanatischen Sichstellen“ gegen das Impfen eine Absage erteilt habe.

Die Anthroposophische Medizin habe von Anfang an die Auffassung vertreten, dass die Impfung nur teilweise davor schütze, das Virus zu übertragen und dass die Imfpschutzdauer unsicher sei. Das Virus werde so schnell nicht verschwinden, deswegen sei z.B. für den Schutz von gesunden Kindern ein anderes Konzept notwendig als für den Schutz von Risikogruppen.

Um die derzeit angespannte Infektionslage in Deutschland zu überwinden, seien Schuldzuweisungen der falsche Weg: Nur mit Respekt und solidarischem Handeln sei die Coronakrise gemeinsam zu meistern.

Waldorfschulen keine Zentren der Querdenkerbewegung

Wie schon der Dachverband der Anthroposophischen Medizin hat sich jetzt auch der Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS) nachdrücklich dagegen verwahrt, die Waldorfschulbewegung pauschal mit Querdenkertendenzen zu assoziieren und mit dafür verantwortlich zu machen, dass die Impfquote in Deutschland nach wie vor zu wünschen übrig lässt.

Der BdFWS habe sich wiederholt für die Einhaltung der Pandemiemaßnahmen ausgesprochen und den Beitrag der Corona-Schutzimpfungen zur Eindämmung der Pandemie anerkannt. „Alle Maßnahmen, die helfen, Schulen, Kindergärten und Universitäten offen zu halten, müssen jetzt mit oberster Priorität umgesetzt werden“, betont Nele Auschra, Vorstandsmitglied und Sprecherin des BdFWS in einer Stellungnahme.

Außerdem macht auch der BdFWS darauf aufmerksam, dass sich Rudolf Steiner, Begründer der ersten Waldorfschule, zusammen mit Waldorf-Hortkindern gegen die Pocken hat impfen lassen. In seinem Werk gebe es keine Anhaltspunkte, auf die sich Impfgegner pauschal berufen könnten.

Es gibt auch keine Anhaltspunkte dafür, dass die Impfquoten oder die verhältnismäßige Anzahl der positiv getesteten Schüler:innen oder der in Quarantäne befindlichen Schulklassen in Waldorfschulen von anderen Schulen abweichen, heißt es in der Stellungnahme weiter.

Impf- und Maßnahmeskepsis und -kritik finde an Waldorfschulen ebenso wie in der Gesamtbevölkerung ihren Ausdruck, mit einem Anteil von einem Prozent Waldorfschüler an allen Schülern in Deutschland stehe die Aufmerksamkeit der Medien hinsichtlich dieser Tendenzen an Waldorfschulen jedoch in keinem Verhältnis zu deren statistischer Relevanz.

Es gebe auch keine Anhaltspunkte dafür, dass rechtspopulistische Strömungen an Waldorfschulen von der Schulbewegung geduldet würden. Waldorfschulen pflegten seit vielen Jahren ein aktives Bewusstsein für die Fragen der Unterwanderung ihrer Schule durch rechte Gesinnungen, engagierten sich gegen Rechtsextremismus und Populismus.

Freie Waldorfschulen standen und stehen heute wie zur Gründung der ersten Schule im Jahr 1919 für die Werte Freiheit, Menschenrechte und Mitbestimmung, auch, als diese noch keine Verfassungsprinzipien in Deutschland waren, betont der BdfWS.

END/nna/nh

Bericht-Nr.: 211209-04DE Datum: 9. Dezember 2021

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Waldorfschulen haben sich wiederholt für die Einhaltung der Pandemiemaßnahmen ausgesprochen<br>Foto: Angelika Lonnemann
Waldorfschulen haben sich wiederholt für die Einhaltung der Pandemiemaßnahmen ausgesprochen. Foto: Angelika Lonnemann