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Internationale Organisationen würdigen Bedeutung ganzheitlicher Ansätze in der Medizin
EU-Report zu nicht-ansteckenden Krankheiten fordert mehr Prävention – WHO-Erklärung von Gujarat bekräftigt Bedeutung von traditioneller, komplementärer und integrativer Medizin für die Weltgesundheit.
BRÜSSEL/GENF (NNA) – Während in den deutschsprachigen Ländern die Komplementärmedizin immer wieder unter dem Einfluss der Pharmalobby attackiert und ihre Wirkung in den Medien infrage gestellt wird, zeichnet sich international jetzt eine ganz andere Entwicklung ab: sowohl auf EU-Ebene als auch bei der WHO wird die Bedeutung alternativer Medizinansätze für die Weltgesundheit gewürdigt und ihre Integration in die nationalen Gesundheitssysteme gefordert.
Nicht-ansteckende Krankheiten, die sog. NCD (Non-communicable diseases) wie Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes oder Krebs sind für 80% aller verfrühten Todesfälle in der EU verantwortlich, durch eine gesunde Lebensführung und mehr Prävention könnten sie zu 70% verhindert werden – so ein Report der EU zu den NCD, der am 13.Dezember im Europäischen Parlament beraten worden ist. Um diese gesundheitliche Belastung zu vermindern, sei ein ganzheitlicher Ansatz in der Medizin notwendig, wird in dem Bericht betont.
Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO hat in diesem Jahr ihre Strategie gegenüber traditioneller, komplementärer und integrativer Medizin (TCIM) sowie Indigenen Heilverfahren neu definiert und dabei den Wert dieser alternativen Medizinrichtungen für Gesundheitsversorgung der Menschen weltweit gewürdigt.
Die Erklärung von Gujarat, die dazu auf dem ersten Traditional Medicine Global Summit „Towards health and well-being for all” im August in Gandinagat, Gujarat, Indien verabschiedet worden ist, fasst in 34 Punkten zusammen, wie die WHO diese Medizinrichtungen künftig unterstützen und fördern will. Die Teilnehmer des Gipfeltreffens kamen aus allen Regionen der WHO, es nahmen auch viele Praktiker der TCIM teil, Organisationen der Zivilgesellschaft und Regierungsvertreter der G20-Staaten und anderer Länder.
„Indigene Heilverfahren und die TCIM Systeme des Heilens, des Wohlbefindens und der Nachhaltigkeit sind eine wertvolle Ressource der Menschheit“, heißt es in der Erklärung von Gujarat dazu. „Sie beziehen ganzheitliche Dimensionen der Gesundheit der Menschen und des Planeten mit ein – individuell, physisch, mental, sozial und spirituell – Heilverfahren, die die Menschheit seit Jahrhunderten genutzt haben“. Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt nutzten TCIM und Indigene Heilverfahren und für viele „ist es ihre einzige oder bevorzugte Möglichkeit der Gesundheitsversorgung“.
TCIM Systeme seien in allen Teilen der Welt entwickelt worden oft mit speziell ausgebildetem Personal, sie trügen dem Wissen, den Kompetenzen und Praktiken, die auf der einzigartigen Geschichte, den Werten, Theorien, Glauben und Erfahrungen der jeweiligen Kulturen beruhten, Rechnung – eingeschlossen wissenschaftliche und medizinische Fortschritte, die Entdeckungen von Nobelpreisträgern in der Medizin oder Pharmazie und verwandten Disziplinen untermauert hätten.
TCIM berücksichtigen
Vor diesem Hintergrund fordert die Erklärung von Gujarat, dass die TCIM-Systeme neben anderen Formen des Wissens berücksichtigt werden, es sollte ein Austausch darüber stattfinden und wissenschaftliche Evaluierungsverfahren auch für die verschiedenen Herangehensweisen der TCIM-Systeme entwickelt werden.
Ein wichtiger Gesichtspunkt soll dabei das grundlegende Prinzip der Patientensicherheit sein, das auch bei TCIM Produkten, Praktikern und Dienstleistungen, gewährleistet sein müsse, betont die Erklärung.
Mit ihrer Globalen Traditionalen Medizin Strategie, die für die Periode 2025 -2034 gilt, will die WHO weltweit zu Entwicklung, Implementierung und Monitoring von TCIM-Systemen beitragen und einen Impuls setzen zur Veränderung der Gesundheitssysteme. Die neue Strategie setzt sich für verstärkte politische und finanzielle Anstrengungen auf allen Ebenen ein – global, national und lokal – so sollen konkrete politische Schritte und praktische Umsetzungen der Stratgie möglich werden.
Vorgesehen sind globale Netzwerke, die Mobilisierung finanzieller Ressourcen, die Unterstützung evidenzbasierter Integration von TCIM in die nationalen Gesundheitssysteme und die Forschungsförderung.
Multidimensional, interdisziplinär, inklusiv soll vorgegangen werden, um eine evidenzbasierte Grundlage für die alternativen Medizinrichtungen zu schaffen.
Die einzelnen Länder sollen ermutigt werden, ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten zu verbessern, um Forschung zu TCIM und indigenen Heilverfahren zu fördern – die Einrichtung von Forschungslehrstühlen und Programmen zu TCIM an wichtigen Universitäten und akademischen Einrichtungen wird angeregt und so einen Beitrag zu leisten zu wissenschaftlich evaluierten, sicheren und effektiven TCIM Behandlungen.
Wie NNA bereits berichtete, geht die neue Strategie u.a. zurück auf eine Initiative der Länder Bangladesh, China, Eswatinie (früher Swasiland), Indien, Indonesien, Japan, Malaysia, Nicaragua, Südkorea, Singapour, Südafrika, Thailand und Türkei. „Traditionelle und komplementäre Medizin zu integrieren eröffnet ein großes Potenzial und viele Möglichkeiten, ein resilienteres und nachhaltiges Gesundheitssystem zu etablieren“, hatte z.B. Malaysia betont, eines der 34 Mitglieder des Exekutivrats der WHO.
Auch bei der Bekämpfung der Covid19-Pandemie hatte die Komplementärmedizin in vielen Ländern der Erde eine wichtige Rolle gespielt. (NNA berichtete)
END/nna/ung
Bericht-Nr.: 240209-03DE Datum: 9. Februar 2024
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