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„Ausdruck der Trauer und des Schmerzes“ geht um die Welt

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By NNA-Mitarbeiter

Der iranische Singer-Songwriter Shervin hat ein Grammy für seine heimliche Hymne des Iranprotests bekommen. Es war das erste Mal, dass der US-Musikpreis in der Kategoire „Best Song for Social Change“ verliehen wurde. Dem Rapper Toomaj Salehi droht die Todesstrafe in Iran wegen seiner Protestmusik.

LOS ANGELES (NNA) – Bei den Grammy Awards, dem wichtigsten Musikpreis der USA, wurde in diesem Jahr erstmalig ein Preis in der Kategoire „Best Song for Social Change“ verliehen – er ging an den iranischen Singer-Songwriter Shervin Hajipour, kurz Shervin, für sein Lied „Baraye“. Jill Biden, die First Lady der USA, übergab den Preis symbolisch.

Das Lied wurde im September 2022 zum ersten Mal auf Instagram veröffentlicht und verbreitete sich schnell als inoffizielle Hymne der Protestbewegung im Iran. Der 25jährige wurde mit dem Lied über Nacht im ganzen Land bekannt.

Die iranischen Behörden reagierten unmittelbar, nahmen Shervin Hajipour fest und zwangen ihn, das Lied von seinen Instagram-Kanal zu löschen.

Bis dahin war es aber schon 40 Millionen Mal aufgerufen worden, der Song habe die Sozialen Medien im Iran zusammenbrechen lassen, berichtete der BBC-Korrespondent Bahman Kalbasi auf Twitter. „So viele von uns haben geweint, als wir ihn uns wieder und wieder angehört haben“, schrieb er. Shervin habe „die tiefe nationale Traurigkeit und den Schmerz zusammengefasst, den Iraner und Iranerinnen seit Jahrzehnten fühlen, und der in der Tragödie von Mahsa Amini gipfelte“.

Der Tod von Masha Amini im Polizeigewahrsam hatte die Protestbewegung im Iran im September des letzten Jahres ausgelöst. Sie war verhaftet worden, weil sie ihren Hijab nicht entsprechend den Vorschriften getragen hatte.

Sehnsucht nach einem normalen Leben

Der Text des preisgekrönten Songs von Shervin setzt sich aus Online-Kommentaren der Demonstranten zusammen, in denen sie begründen, warum sie protestieren. Er handelt von der Sehnsucht der jungen Generation im Iran nach einem normalen Leben – „zum Tanzen in den Gassen / aus Angst beim Küssen / für meine Schwester, deine Schwester, unsere Schwestern / um verrostete Köpfe zu ändern“ – heißt es u.a. in dem Text. Er endet mit dem bekanntesten Slogan der Protestbewegung „Frauen, Leben, Freiheit“.

Shervin, der auf Kaution wieder freigelassen wurde, konnte die Grammy Verleihung auf seinem Computer mitverfolgen. Die frühere US-Diplomatin und Aktivistin Goli Amery betonte gegenüber dem TV-Sender Spectrum News1, die Preisverleihung stärke die Hoffnung der Protestbewegung. „Menschen aus der ganzen Welt sehen, dass dieser junge Mann aus dem Norden des Iran, der eigentlich einen Abschluss in Ökonomie hat und nur die Musik liebt, jetzt dieses unglaubliche Musikstück geschaffen hat, mit dem das iranische Volk nun seine Message verbreiten kann.“

Protest für Freiheit und Menschenrechte

Auch der iranische Rapper Toomaj Salehi hat seine Musik genutzt, um gegen das Mullah-Regime zu protestieren und Freiheit und Geltung der Menschenrechte im Iran zu fordern. Er wurde im Oktober verhaftet, die Anklage lautet auf „Feindschaft zu Gott“ und „Verdorbenheit auf Erden“, ihm und 27 anderen Inhaftierten droht jetzt die Todesstrafe. Familienangehörige berichten, dass Toomaj Salehi in der Haft schwer gefoltert worden sei.

Eine Petition auf change.org, die seine Freilassung fordert, wurde bisher von über 400.000 Menschen unterschrieben.

END/nna/ung

Bericht-Nr.: 230317-05DE Datum: 17. März 2023

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Foto: Shima Abedinzade/Pixabay
Foto: change.org