Nachrichtenbeitrag

Covid-19 als tödliche Bedrohung im globalen Süden

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Von NNA Mitarbeiter

Ärzte ohne Grenzen fordern: „Medikamente und Impfstoffe müssen bezahlbar bleiben“ und appellieren an die deutsche Bundesregierung, ärmeren Ländern dabei zu helfen.

BERLIN (NNA) – Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ hat an die deutsche Bundesregierung appelliert, dafür zu sorgen, dass in der COVID-19-Pandemie Medikamente und Impfstoffe weltweit allen Menschen zu einem bezahlbaren Preis zur Verfügung stehen. „Gesundheit ist ein Menschenrecht“, heißt es in dem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel, der auch von einer ganzen Reihe von internationalen Hilfsorganisationen, darunter auch Brot für die Welt, und vielen Einzelpersonen unterschrieben worden ist.

Seit Ausbruch der Pandemie befinde sich die Weltgemeinschaft in einer Situation mit bisher unbekannter Dynamik. Weltweit gerieten Gesundheitssysteme an ihre Grenzen oder kollabierten. „Menschen haben Angst um Familie, Freunde und  Nachbarn, um  ihren  Arbeitsplatz  und  um  ihre  Zukunft“. Die spürbar zunehmende Unsicherheit betreffe auch medizinische Fragen: „Wann wird es eine gezielte Behandlung geben, die Leben rettet und Impfstoffe, die gegen das Virus schützen? Wird sich jede und jeder die notwendige medizinische Versorgung überhaupt leisten können?“ fragen die internationalen Hilfsorganisationen vor dem Hintergrund der Ausbreitung von Covid-19 auch in den ärmeren Ländern der Welt.

Das derzeit in der der Corona-Krise vorherrschende Credo belohne unsolidarisches Verhalten, am Ende gewinne der Stärkere. „Entsprechend bleiben die Schwächsten und Benachteiligten und insbesondere Menschen in ärmeren Ländern auf der Strecke. Das können und wollen wir nicht akzeptieren“. So würde medizinische Schutzkleidung stellenweise nur noch für den eigenen nationalen Bedarf produziert und gehortet, Regierungen versuchten, sich bereits jetzt den exklusiven Zugang zu erfolgversprechenden Medikamenten und Impfstoffen zu sichern. Pharmakonzerne blockierten durch Patente die rasche, weltweite Produktion von Impfstoffen und den Zugang zu Medikamenten und Schnelltests.

Gerechtere global Zusammenarbeit

Das medizinische Material müsse dort eingesetzt werden, wo es am dringendsten gebraucht werde, ärmere Länder gezielt bei der Bewältigung der Pandemie unterstützt werden. „Nur wenn die Übertragung des Virus global verlangsamt und nur wenn der Zusammenbruch von Versorgungssystemen vermieden wird, kann die Krise gemeistert werden“, betont die Ärzteorganisation. COVID-19  sei eine   Herausforderung, die nur grenzübergreifend und gemeinsam bewältigt werden könne: „Ein  entschlossenes Handeln  kann  als Vorbild für eine gerechtere künftige globale Zusammenarbeit für Gesundheit dienen“.

Mangelnder Zugang zu medizinischem Sauerstoff und Beatmungsgeräten werde für die an Covid-19 Erkrankten im globalen Süden tödliche Folgen haben, betont Christopher Strokes, der Experte für humanitäre Fragen der Organisation. „Die Belastung durch COVID-19 hat selbst gut ausgestattete Gesundheitssysteme in Europa an ihre Grenzen gebracht. In Gaza aber beispielsweise gibt es derzeit nur etwa zwanzig Beatmungsgeräte für zwei Millionen Menschen, in der Zentralafrikanischen Republik sind es drei Geräte für ein Land mit fünf Millionen Einwohnern, und in Burkina Faso gibt es überhaupt nur zwölf Intensivbetten für 20 Millionen potenzielle Patienten“.

Diese Kluft, die zu einer „sozioökonomischen Triage“ führe, dürfe nicht akzeptiert werden, bei der Minderheiten, gefährdete Gruppen und Slumbewohner sowie in einigen Fällen ganze Bevölkerungen keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. „Wir müssen uns gegen eine Politik wehren, die erwartet, dass sich der Süden mit Seife und Flugblättern zum richtigen Händewaschen zufrieden gibt“.

Tödliche Kombination

In den meisten Ländern des globalen Südens leiden viele Menschen bereits an Tuberkulose, HIV/Aids, verschiedenen nichtübertragbaren Krankheiten und Infektionen wie Cholera, Masern oder Malaria. COVID-19 und diese Erkrankungen könnte sich als eine tödliche Kombination erweisen, betont Strokes.

„Ärzte ohne Grenzen“ versucht derzeit in einigen Ländern die Möglichkeiten der Intensivpflege auszubauen. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen haben mittlerweile in mehr als 50 Ländern weltweit spezifische Hilfsprogramme gegen das neuartige Coronavirus gestartet – zur Prävention von COVID-19, zur Infektionskontrolle, zur Behandlung von Patienten und zur Sicherstellung einer Corona-sicheren regulären Gesundheitsversorgung.

In allen ihrer mehr als 70 Einsatzländern weltweit hat die Organisation außerdem ihre laufenden medizinischen Programme an die neue Situation angepasst und unterstützt somit auch die Menschen in den ärmeren Ländern im Kampf gegen COVID-19.

END/ung/nna

Bericht-Nr.: 200509-03DE Datum: 9. Mai 2020

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Foto: Polina Tankilevitch / Pexels