Nachrichtenbeitrag
„Ärzte ohne Grenzen“ schlägt Alarm wegen überschüssigen Covid-19-Impfdosen in reichen Ländern
Millionen von überschüssigen Covid-19 Impfdosen drohen in reichen Ländern zu verfallen, warnt „Ärzte ohne Grenzen“ und fordert die Dosen zügig an ärmere Länder abzugeben.
GENF/BERLIN (NNA) – 870 Millionen überschüssige Dosen Impfstoff gegen Covid-19 werden in zehn reichen Ländern gehortet und drohen dort zu verfallen, so ein Report von „Ärzte ohne Grenzen“. Mit diesen Impfdosen könnten in ärmeren Ländern ungefähr eine Million Todesfälle bis Mitte nächsten Jahres verhindert werden, schreibt die Organisation dazu und fordert die Staaten auf, diese überschüssigen Dosen so schnell wie möglich und lange vor Ablauf an ärmere Länder abzugeben.
„Es ist unerträglich, dass in einer andauernden Pandemie manche Länder Millionen Dosen zu viel einkaufen und Impfstoffe teilweise sogar verfallen lassen, während andere noch nicht einmal Hochrisikogruppen und das gesamte Gesundheitspersonal schützen können”, betont Impfstoffexpertin Elisabeth Massute.
Der Report bezieht sich auf die Menge an Impfstoffen, die bis Ende dieses Jahres an die Länder geliefert und in diesem Zeitraum dort nicht gebraucht wird. Demnach gehört Deutschland mit 80.950.000 Dosen zu den drei Ländern mit dem größten Überschuss, nach den USA (490.233.000) und Großbritannien (96.952.000). Dahinter folgen Frankreich (75.406.000) und Kanada (62.317.000).
60 Prozent der Menschen in reicheren Ländern hätten bis heute mindestens eine Dosis erhalten, aber weniger als drei Prozent in ärmeren Ländern, betont „Ärzte ohne Grenzen“. In Deutschland sind bereits 65 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft.
Impfstoffverschwendung
Ein beträchtlicher Teil der überschüssigen Impfstoffe laufe mittelfristig ab, allein die Europäische Union und die G7-Staaten könnten auf diese Weise 241 Millionen Dosen Impfstoffe verschwenden, betont die internationale Ärzteorganisation. In dieser Berechnung seien die Drittimpfungen für Hochrisikogruppen und die bisher versprochenen begrenzten Impfstoffabgaben an ärmere Länder bereits berücksichtigt.
Deutschland plane zwar, bis Ende des Jahres 100 Millionen Impfstoffdosen abzugeben. Aber diese Dosen würden mehrheitlich erst noch gekauft und sollten dann direkt in ärmere Länder geliefert werden. Kontingente, die bereits jetzt lagern oder nicht direkt umverteilt werden könnten, laufen laut „Ärzte ohne Grenzen“ Gefahr, zu verfallen. Bisher habe Deutschland weniger als 20 Millionen Dosen tatsächlich abgegeben.
Trotz des immensen Bedarfs in den ärmeren Ländern liefern auch die Hersteller weiterhin vor allem an reiche: Biontech/Pfizer plant 78 Prozent seiner Lieferungen an reiche Länder, Moderna 85 Prozent. „Angesichts der Covid-Situation in vielen ärmeren Ländern ist die gerechte und globale Verteilung von Impfstoffen eine Notfallmaßnahme, die sofort eingeleitet werden muss”, sagt Massute.
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Bericht-Nr.: 211023-03DE Datum: 23. Oktober 2021
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