Single News

Wieder Zehntausende in Berlin für Agrarwende auf der Straße

 | 
By NNA Mitarbeiter

BERLIN (NNA) – Rund 23.000 Menschen haben am Samstag anlässlich der Grünen Woche in Berlin für eine Wende in der Agrarwirtschaft demonstriert. Unter dem Motto „Wir haben Agrarindustrie satt! Keine Zukunft ohne Bäuerinnen und Bauern“ setzten sich die Demonstrationsteilnehmer für die Stärkung der ökologischen Landwirtschaft ein, für eine artgerechte Tierhaltung und sowie für fairen Handel mit landwirtschaftlichen Produkten.

Hubert Weiger, der Vorsitzende der Umweltorganisation BUND warnte in seiner Rede bei der Abschlusskundgebung vor dem Bundeskanzleramt vor den Risiken der geplanten Freihandelsabkommen TTIP für die Landwirtschaft. Über TTIP und das Abkommen CETA versuche die Agrarindustrie, Standards zum Schutz der Verbraucher zu senken. „Bäuerliche Betriebe und die Verbraucher sind die Verlierer der Freihandelsabkommen“, betonte er. Die EU-Kommission sei beim Verbraucherschutz leider zu faulen Kompromissen bereit. Dies zeige das Gentechnikkapitel in CETA.

Verbraucherschutz stärken

Weiger forderte die Bundesregierung auf, dafür zu sorgen, dass der Verbraucherschutz nicht geschwächt, sondern gestärkt werde. Auf der Basis von TTIP und CETA könne „nicht gekennzeichnetes Hormonfleisch und Gen-Food dann auch in unseren Supermarktregalen landen“. Der BUND fordert unter anderem eine Kennzeichnung der Tierhaltungsformen und von Lebensmitteln, die unter Verwendung gentechnisch veränderter Futtermittel hergestellt wurden.

Aufgerufen zu der 6. „Wir haben es satt!“-Demonstration hatte ein Bündnis aus mehr als 100 Organisationen aus Landwirtschaft, Imkerei, Natur-, Tier-, Entwicklungs- und Verbraucherschutzorganisationen sowie dem Lebensmittelhandwerk.

Der Fair-Handels-Block auf der „Wir haben es satt“-Demo wurde vom Forum Fairer Handel angeführt, das Fair-Handels-Netzwerk setzt sich als offizieller Unterstützer der Demo für eine bäuerliche und nachhaltige Landwirtschaft weltweit ein. Eine der größten Bedrohungen für Bauern im globalen Norden wie im Süden stellt aus der Sicht des Forums die verfehlte internationale Handelspolitik dar. Das geplante Handelsabkommen TTIP zwischen der EU und den USA schließe daran an.

Verdrängungswettbewerb

„In seiner jetzigen Form ist TTIP ein Skandal“, betont Manuel Blendin, der Geschäftsführer des Forums. Während ein „Club der Privilegierten“ im Geheimen über die Zukunft der Weltwirtschaft entscheide und in die Hände der Agrarindustrie spiele, stünden die Verlierer schon fest — die Bäuerinnen und Bauern in Nord wie Süd, unterstützte das Forum die Position des BUND. Die Fair-Handels-Organisation fordert eine faire, demokratische Handelspolitik im Dienst der Menschen und der Umwelt.

In seinem aktuellen Standpunktpapier „Warum TTIP nicht zu einem faireren Welthandel beiträgt“ analysiert das Forum die Auswirkungen des geplanten Handelsabkommens. Danach ist TTIP ein Präferenzabkommen, das „offensichtlich auf dem Rücken der Entwicklungs- und Schwellenländer ausgetragen wird“. Durch den Zollabbau für den Handel mit Agrarprodukten zwischen der EU und den USA und die Umleitung der Handelsströme auf beide Wirtschaftsräume sei ein Verdrängungswettbewerb zu Lasten von Exportländern des Südens zu befürchten.

Fairer Handel

Dass gerechter und nachhaltiger internationaler Handel möglich ist, beweise der Faire Handel schon seit über 40 Jahren. Mit seinem auf Mensch und Natur ausgerichteten Handelsansatz trage er ganz konkret zur Entwicklung des ländlichen Raumes im Süden wie im Norden bei, indem er LandwirtInnen unterstützt. Dabei stellten die Handelspartner im Süden das wirtschaftliche Potenzial bäuerlicher Landwirtschaft unter Beweis: Unter fairen Rahmenbedingungen seien sie in der Lage, die Qualität ihrer Produkte zu verbessern, die Produktionsmengen auszuweiten und in ihre eigene Entwicklung zu investieren.

Das Forum Fairer Handel fordert, dass Handelsabkommen soziale und ökologische Mindeststandards berücksichtigen müssen, außerdem solle die bäuerliche, umweltgerechte Landwirtschaft im Sinn der Ergebnisse des Weltagrarberichts der UN durch sie gefördert werden. Handelspolitik müsse global unter Beteiligung der Betroffenen und zivilgesellschaftlicher Bewegungen gestaltet werden.

END/nna/ung

Bericht-Nr.: 160119-01DE Datum: 19. Januar 2016

© 2016 News Network Anthroposophy Limited (NNA). Alle Rechte vorbehalten.

Back
Foto: Volker Gehrmann/Wir haben es satt