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Wie sich Lebenskräfte durch Eurythmie steigern lassen
ALFTER (NNA) - Um die Bildekräfte in der Natur, in der Eurythmie und im sozialen Prozess ging es beim Bewegungssymposion IX der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter. Unter dem Titel „…weil Eurythmie wirkt!“ befasste sich das Symposion MIT der Frage, wie Bildekräfteforschung und Bewegungskunst Eurythmie zusammenhängen.
Dorian Schmidt, der seit 1993 an einem methodischen Zugang zur Erkenntnis der Lebenskräfte arbeitet, ist an verschiedenen Forschungsprojekten zu diesem Thema tätig. Er leitete seinen Workshop ein mit der Feststellung, bei der Eurythmie sei man „schon mit einem Fuß in den Bildekräften drin“. Rund 50 Teilnehmer, Studenten des Studium Generale und Gäste untersuchten mit Schmidt in praktischen Übungen den Begriff Psychosomatik, d.h. die Wirkung Seele auf den Körper. Innerlich erlebbar bei der Vorstellung von „Freude“ waren z.B. Helligkeit und Wärme. Auch eine gelb-orange-rote Färbung, offen nach oben, ein offener Gang wurden von den Teilnehmern als Empfindung gesammelt. Bei der Übung „Trauer“, dem Fühlen ohne Mimik, wurde eine Abwärtsrichtung bemerkbar, ein schwerer Druck, Dunkelheit und Kälte. Diese Gesten seien international, betonte Schmidt. Doch der Kräfteleib sei differenziert, wahrnehmbar werde er nur, wenn man sich in ihn einfühle.
Im nächsten Workshop sollten sich als erstes alle Teilnehmer bewegen. Mit Gehen im Kreis begann Eurythmistin Tanja Baumgartner-Durrer. Zum „warming up“ im Körper gehörten dann auch die Zehen, Fußgelenke bewegen, Wackeln mit den Hüften, Beine ausschütteln, das Becken in Form einer Lemiskate (liegende Acht) schwingen. Erwärmt wurden so Zehen, Gelenk, Knie, Hüfte, Becken, Brustgelenk und Nacken. Ein anderer Blickwinkel galt der Haut, dem mittleren Raum mit Lunge und Herz, den Knochen. Auf der Grundlage dieser Bewegungsabläufe hat Baumgartner-Durrer in den letzten Jahren eine Eurythmie Massage entwickelt. Dadurch gelingt es, unharmonische Situationen aufzuspüren und die Energie im Körper wieder in den Fluss zu bringen und ihn so zu nähren.
Durch ihre Arbeit kam sie auf die Idee, dass es bei Pflanzen auch möglich sein müsste, durch den konkreten Umgang mit den Gesetzmäßigkeiten der Eurythmie neue Beziehungen zu schaffen und ihre Wirkungen auch sichtbar zu machen. Baumgartner–Durrer, die von 2004 bis 2007 an einem Eurythmie-Forschungsprojekt an der Universität Bern gearbeitet und das Institut ArteNova für Eurythmie in Forschung und Kunst gegründet hat, berichtete den Zuhörern von ihren verschiedenen Pflanzenexperimenten. Mit Kresse, der schnell wachsenden Pflanze, konnten durch eurythmische Behandlungen mit B, K, und L im Test Geschmackausbildungen entstehen, die statistisch gut berechenbare Ergebnisse erzielten. Schärfe und Beliebtheit als Parameter wurden bewertet. Während des Forschens tauchten Fragen wie: Lassen sich Ätherkräfte und eurythmische Wirkungen leiten und speichern. Wasser wurde mit den Lautgesten L, B, S, und K behandelt und die Kresse damit gegossen. Auch in diesem Versuch konnte nachgewiesen werden, dass die Pflanzen, die mit dem Wasser gegossen worden waren, ein anderes Wachstum zeigten.
Gespannt und mit völliger Ruhe lauschten die Teilnehmer diesen neuen Erkenntnissen, die von Eckart Grundmann, dem Geschäftsführer von ArteNova als digitalisierte Forschungsanalysen gezeigt wurden. Einmal wurde auch die Frage an die Forscherin herangetragen, ob sie versuchen könne, die Qualität einer Apfelsorte durch Eurythmie zu steigern und zwar hinsichtlich Süße und Festigkeit. Baumgartner–Durrer arbeitete ab der Blüte bis kurz vor der Ernte Ende August sieben Mal in variierenden Abständen von zwei bis vier Wochen in passenden Laut- und Planetengesten mit insgesamt 12 Bäumen. Die geernteten Äpfel untersuchte ein Forschungsinstitut für Biologischen Landbau, wo festgestellt wurde, dass Süße und Zuckergehalt der Äpfel durch Eurythmie gesteigert werden konnten.
Wolfgang Gutberlet, Vorsitzender und Gesellschafter von der Supermarktkette tegut, engagiert sich im Bildungsbereich und in der Forschung zu Lebensmittelqualität. In der Alanushochschule war sein Thema „Die Bildekräfte im sozialen Umfeld“. Soziale und unsoziale Triebe seien vorhanden, betonte er. Die Funktion des Unsozialen sei es, wach zu machen. Als Bildekräfte im Sozialen wirken die Macht der Liebe und die karmischen Kräfte. Gutberlet empfahl, „besser hindurch zu hören was auf mich zukommen will“. Beim Hören gebe es das, „was das Ego hören will“ im Gegensatz zu dem, „was aus dem Herzen auf mich zukommt“, das eher zwischen den Zeilen liege. Im sozialen Raum müsse die Gestaltung künstlerisch vor sich gehen, so Gutberlet. Jede Situation solle individuell sein, die Methode so gewählt, dass man noch improvisieren könne.
In Begleitung von Gutberlet kam Pia Jenni. Sie ist seit Jahren als Eurythmistin im Unternehmen tegut tätig. Sie schilderte die kreative Herausforderung, Mitarbeiter eines Unternehmens dazu zu bewegen, im Unternehmen Eurythmie zu machen. Da dies ungewohnt für die Mitarbeiter eines Unternehmens sei, seien einfühlsame Überlegungen nötig, um eine wirkungsvolle Zusammenarbeit entstehen zu lassen, meinte Jenni.
Im abendlichen Gespräch der Referenten, moderiert von Alexander Seeger, Professor für Eurythmie an der Alanus Hochschule, kamen noch einmal die Anliegen im Schaffen der Referenten zur Sprache. Allgemein sei selbständiges Forschen im anthroposophischen Bereich sehr erwünscht, wurde betont. Mit einem weiteres Symposion am 12. und 13. Mai 2012 will man sich an der Alanus Hochschule dem Thema „Eurythmie in Sozialen Arbeitsfeldern“ widmen. „Die Bildung sozialer Substanz durch Bewegung“ ist unter anderen ein Vortrag von Wolf-Ulrich Klünker, Werner Barfod hält das Impulsreferat.
END/nna/wil
Literaturhinweis: Dorian Schmidt, Lebenskräfte - Bildekräfte: Methodische Grundlagen zur Erforschung des Lebendigen. Einführung in die Bildekräfteforsschung. Stuttgart 2011
Bericht-Nr.: 120417-02DE Datum: 17. April 2012
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