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Waldorf Dachverband wirbt um Unterstützung für freie Schulen auf Bundesebene
Bei einem Treffen mit Abgeordneten in Berlin hat sich der Bund der Freien Waldorfschulen für mehr Gerechtigkeit bei der Finanzierung und Mitbestimmung für die freien Schulträger eingesetzt.
BERLIN (NNA) – Der Dachverband der deutschen Waldorfschulen, der Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS), ist auch auf Bundesebene aktiv geworden. Ende Mai lud der Bund Mitglieder des Bildungs- und Familienausschusses ins Jakob-Kaiser-Haus zum Parlamentarischen Frühstück ein, wo der BdFWS Fakten und Forderungen präsentierte. Die Veranstaltung stand unter der Schirmherrschaft der Vorsitzenden des Familienausschusses, der Bundestagsabgeordneten Ulrike Bahr (SPD), so die Organisation in einer Mitteilung.
Waldorfschulen spielten eine relevante Rolle in der deutschen Bildungslandschaft und wünschten sich für die freien Schulträger Mitbestimmung etwa in der Kultusministerkonferenz und mehr Gerechtigkeit bei der Finanzierung. „Eltern an Waldorfschulen sind zwar überdurchschnittlich gebildet, verfügen aber über ein durchschnittliches Haushaltseinkommen, wie eine wissenschaftliche Studie unter Waldorf-Eltern ergeben hat“, sagte Vorstandsmitglied Nele Auschra, um das Vorurteil, an Waldorschulen seien überwiegend wohlhabende Eltern, zu entkräften.
Waldorfschulen ermöglichten durch ein Solidarmodell, dass sich niemand aus finanziellen Gründen gegen sie entscheiden muss. Dennoch ergäbe die jährlich an Waldorfschulen erhobenen bildungsökonomischen Daten, dass nur etwa 75 Prozent der Schulfinanzierung von staatlicher Hand getragen werden, die Eltern also noch einen großen Anteil stemmen müssen. „Schulfinanzierung ist Ländersache und wird von uns auch auf der Ebene zusammen mit den anderen freien Schulträgern beraten,“ führt Auschra in der Mitteilung weiter aus. Wichtig sei jedoch, dass bei sämtlichen Bildungsausgaben des Bundes, Modellversuchen und Pilotprojekten freie Schulträger von Anfang an mitgedacht würden.
Es gebe eine „steigende Zahl von Entscheidungen auf Bundesebene, die die Bildungspolitik der Länder beeinflusst“, erklärte Nele Auschra NNA gegenüber. So z.B. das Onlinezugangsgesetz, die Vereinheitlichung von Abschlüssen, die Arbeitszeiterfassung, Energiekosten, und das Digitalpakt. „Bildungspolitik ist zunehmend nicht mehr nur Ländersache und freie Träger dürfen bei der Mittelverteilung nicht benachteiligt werden. Sie sollten daher bei der Erarbeitung von Vorlagen, Gesetzen und Verordnungen von Anfang an berücksichtigt werden“, sagte Auschra.
Guter erster Schritt
Deodat von Eickstedt, auf politischer Ebene aktiv in der Berliner Geschäftsstelle des BdFWS, zeigte sich laut Mitteilung nach dem Treffen zufrieden: „Wir konnten uns mit den Gesprächspartnerinnen und -partnern über den Beitrag der Waldorfschulen zum deutschen Bildungssystem austauschen und trafen auf wohlwollendes Interesse der Bildungspolitiker. Ein guter erster Schritt für einen Dialog, den wir in Zukunft gerne vertiefen wollen“.
Auch das vom Waldorf-Dachverband verfolgte Thema einer ständigen Vertretung der freien Schulen in der Kultusministerkonferenz (KMK) war Gegenstand der Beratungen. 90.500 Schülerinnen und Schüler besuchten die 253 Waldorfschulen in Deutschland. Das seien 10 Prozent aller Schülerinnen und Schüler, die eine Schule in freier Trägerschaft besuchen, die wiederum mehr als 10 Prozent aller Schüler und Schülerinnen in Deutschland ausmachen: „Diese Menge an Schüler und Schülerinnen übersteigt sogar die Anzahl eines kleinen Bundeslandes,“ erläuterte Vorstandsmitglied Hans-Georg Hutzel. Deshalb sei es richtig, über eine ständige Vertretung der freien Schulen in der KMK nachzudenken. Hutzel warb bei den anwesenden Bildungpolitikerinnen und -politikern um Unterstützung bei diesem Ansinnen, das der KMK bereits mehrfach vorgetragen wurde.
Pilotprojekt
Wie BdFWS-Vorständin Nele Auschra NNA darlegte, war das Frühstück ein Pilotprojekt zu einer Reihe von vergleichbaren Veranstaltungen. „Diese sind bereits in Planung und haben zum Ziel, einen zeitgemäßen Blick auf die Rolle des freien Schulwesens in Deutschland zu ermöglichen. Wir wollen zeigen, dass wir den staatlichen Finanzierungsaufwand entlasten, und dafür aber eine Anerkennung der spezifischen Bedürfnisse wünschen.“
Es ginge aber nicht nur um die Waldorfschulen: „Wir haben deshalb nicht nur Fragen der Freien Waldorschulen angesprochen, sondern vor allem die der freien Schulen insgesamt: An Freien Schulen werden mehr junge Menschen beschult als in den kleinen Bundesländern!
END/nna/cva
Bericht-Nr.: 230723-04DE Datum: 23. Juli 2023
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