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Varoufakis: Technologische Entwicklung bedingt Grundeinkommen

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By NNA Mitarbeiter

Morgen (5. Juni) Entscheiden die Schweizer über das bedingungslose Grundeinkommen. Der frühere griechische Finanzminister Varoufakis sieht in diesem eine sich aus der technologischen Entwicklung ergebende Notwendigkeit.

ZÜRICH /RÜSCHLIKON (NNA) – In die Debatte um die Volksabstimmung über das bedingungslose Grundeinkommen in der Schweiz hat sich auch der frühere griechische Finanzminister Prof. Giannis Varoufakis eingeschaltet. Er sieht in dem Grundeinkommen eine Notwendigkeit aufgrund der technologischen Entwicklung.

Seine Thesen zum Grundeinkommen hat Varoufakis bei einer Veranstaltung des Gottlieb-Duttweiler-Instituts (GDI) in Rüschlikon zur „Zukunft der Arbeit“ Anfang Mai dargelegt. Erstmals in der Geschichte der Technologie würden durch den Fortschritt mehr Arbeitsplätze zerstört als geschaffen, erklärte er dem Züricher Tagesanzeiger. Dies betreffe auch immer mehr gut bezahlte Arbeitsplätze und führe zu einem Schrumpfen des Mittelstandes. „Das wird wiederum eine weitere Konzentration von Einkommen und Vermögen in der Oberschicht bewirken. Deshalb kämpfe ich für gesellschaftspolitische Reformen wie das Grundeinkommen“, betonte Varoufakis.

Die technische Entwicklung mit dem Einsatz von Robotern habe schon begonnen. Zuerst nehme man sie nicht wahr, aber dann sei es zu spät. „Roboter kaufen keine Produkte. Deshalb braucht es ein Grundeinkommen, um diesen Wandel abzufangen und eine Gesellschaft mit zunehmender Vermögensungleichheit zu stabilisieren“.

Keine Faulheit

Varoufakis trat in dem Interview auch der These entgegen, das Grundeinkommen leiste Faulheit Vorschub. Experimente zu dem Thema z.B. in Kanada in den 70er Jahren zeigten, dass dies nicht der Fall sei. Auch in der Schweiz hätten nur 2% der Befragten bei einer Umfrage gesagt, sie würden aufhören zu arbeiten, wenn sie ein Grundeinkommen beziehen würden.

Die Schweiz eignet sich aus der Sicht von Varoufakis besonders gut für Experimente mit dem Grundeinkommen, weil sie ein Land mit einer hohen Wirtschaftskraft sei. Trotz des Reichtums nehme jedoch die Lebensqualität der Menschen ab: „Was nützt Ihnen ein gut bezahlter Job, wenn Sie Angst haben, ihn zu verlieren? Diese ständige Furcht lähmt und macht krank“. Die Schweiz sollte das Grundeinkommen als „Investition in die Zukunft betrachten.“

Varoufakis bezeichnete das Grundeinkommen in dem Interview als „das größte Unternehmensgründung-Förderprogramm, das man schaffen kann“. Im Silicon Valley in den USA sei schon die Rede von „Seed Money for Everybody“ – Startgeld für jeden. Selbst Liberale müssten dem eigentlich zustimmen.

Soziale Marktwirtschaft der Zukunft

Ein Grundeinkommen gebe jedem die Möglichkeit, von seiner Freiheit mehr Gebrauch zu machen, unabhängig von den finanziellen Konsequenzen, die eine Entscheidung hat. Es sei damit auch „der wesentliche Baustein für eine soziale Marktwirtschaft der Zukunft.“

Der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Giannis Varoufakis war von Januar bis Juli 2015 Finanzminister in der griechischen Regierung unter Ministerpräsident Alexis Tsipras. Er gilt als einer der führenden Repräsentanten der gegenwärtigen Kritik am weltweit herrschenden neoliberalen Wirtschaftskonzept.

Die Diskussion um die technologische Entwicklung und ihre Folgen wird in Deutschland unter dem Stichwort Industrie 4.0 geführt, sie gilt als „vierte industrielle Revolution“ auf der Basis des Einsatzes der Internettechnologie, die eine neue Kommunikation zwischen Mensch, Maschine und Produkt ermöglicht.

END/nna/ung

Quelle:
www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Schweiz-ist-ideal-fuer-Experimente-mit-dem-Grundeinkommen/story/23669824

Bericht-Nr.: 160604-04DE Datum: 4. Juni 2016

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Der ehemalige griechische Finanmninister Varoufakis ist ein Beführworter des bedingungslosen Grundeinkommens. Er ist einer der führenden Kritiker des weltweit herrschenden neoliberalen Wirtschaftskonzepts.<br>Foto: Kostas Koutsaftikis / Shutterstock.com