Single News
Sind Frauen als Regierungschefs die besseren Corona-Pandemie-Manager?
Von Frauen geführte Länder schneiden am besten in der Bewältigung der Corona-Krise ab. Sie zeichnen sich durch Transparenz und Empathie aus. Der gleiche Führungsstil lässt sich weniger bei männlichen Regierungschefs erkennen.
WASHINGTON/LONDON (NNA) – Im internationalen Vergleich der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie scheinen diejenigen Länder am besten abzuschneiden, bei denen Frauen Regierungsverantwortung tragen, haben US-Medien herausgefunden.
Taiwan, Neuseeland, Deutschland, Norwegen und Island: frühe, entschiedene und wissenschaftlich untermauerte Intervention sei das Erfolgsgeheimnis derjenigen Länder in der Pandemie gewesen, die derzeit vergleichsweise gut dastehen hinsichtlich der Zahl der Erkrankten und Verstorbenen, schreibt z.B. Leta Hong Fincher auf der Homepage des US-Senders CNN. Bei allen Unterschieden sei diesen Ländern eins gemeinsam: An ihrer Spitze stehen Frauen.
Sai Ing-Wen, Präsidenten von Taiwan, habe frühzeitig Kontrollen der Einreisebeschränkungen aus China und Hongkong verfügt und die Produktion von Schutzkleidung hochgefahren, mittlerweile gelte die Pandemie in Taiwan als besiegt, das Land liefere Masken nach Europa und in die USA. Auch in Neuseeland verfügte Premierministerin Jacinda Ardern zu einem Zeitpunkt Einreisestopps und Quarantänemaßnahmen, als das Land noch niedrige Erkrankungszahlen aufwies. Der vierwöchige Lockdown dauert noch an, Ardern zollte ihren Landsleuten großes Lob für ihre Disziplin. Bisher wurden nur 1.400 Infektionen registriert, nur neun Menschen starben.
Ebenso in den nordischen Ländern wurden von den meisten Regierungen – alle von Frauen geführt – früh strenge Maßnahmen ergriffen, Norwegen setzte als eines der ersten europäischen Länder auf einen Lockdown zur Bekämpfung der Pandemie. Islands Premierministerin Katrin Jakobsdottir ließ die gesamte Bevölkerung testen, verhängte frühzeitig Kontaktverbote und stellte potenziell Erkrankte unter Quarantäne.
Auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel habe die „Phasen des Leugnens, der Wut und der Unaufrichtigkeit“ übersprungen, die anderswo am Beginn der Pandemie zu beobachten gewesen seien, schreibt das US-Magazin Forbes. Sie habe sich in einer Fernsehansprache direkt an die Bürger gewandt und das größte Testprogramm in Europa in Gang gesetzt und eine ausreichende Zahl von Intensivbetten gesorgt. Norwegens Premierministerin Erna Solberg hatte zu einer Pressekonferenz sogar Kinder eingeladen, um ihre Fragen zu Corona zu beantworten und ihnen die ergriffenen Maßnahmen der Regierung zu erklären. Es sei auch ok, Angst zu haben in der Situation, versicherte sie den Kindern.
Transparenz und Empathie
Während männliche Staatschefs wie Emanuel Macron sich „im Krieg“ gegen das Virus wähnten und entsprechend agierten und andere wie Boris Johnson oder Donald Trump die Gefahren der Pandemie lange Zeit ignorierten, zeichne sich das Vorgehen der Frauen in Regierungsverantwortung durch Transparenz und Empathie aus. Diese hätten sich als „wertvolle Instrumente zur Krisenbewältigung“ erwiesen. „Von Island bis Taiwan und von Deutschland bis Neuseeland zeigen Frauen der Welt, wie man eine chaotische Herausforderung für unsere menschliche Familie meistert“, schreibt Forbes.
Ob es generell so sei, dass weibliche Regierungschefs das bessere Know How in der Krisenbewältigung haben, lasse sich zwar nicht generell belegen. Vieles deute aber darauf hin, dass der von Frauen praktizierte Führungsstil anders und vorteilhaft sei.
Die britische Zeitung The Guardian hebt dazu in einem Kommentar von Simon Tisdall hervor, dass wenn man sich die Regierungen anschaue, die in der Corona-Krise am schlechtesten abschnitten, alle von Männern geführt würden.
Teilten sie sich Eigenschaften, die über die bloße Männlichkeit hinausgehen, fragt die Zeitung? Eine Kriegsfixierung sei eine. Die Armut der Vorstellungskraft eine andere. Sie gäben routinemäßig abgedroschene martialische Metaphern und Klischees wie „Kriegspräsident“ und der „Kampf gegen den unsichtbaren Feind“ von sich.
Mangelndes Einfühlungsvermögen schien ebenfalls ein gemeinsamer Nenner zu sein, selbst unter Populisten, die sich zu selbsternannten „Männern des Volkes“ hochstilisiert hätten. Dies könne ein Produkt von Klasse, Kultur oder elitärer Erziehung sein, heißt es in dem Beitrag.
„Im Großen und Ganzen haben sich die Demokratien während der Krise besser verhalten. Aber die Reaktionen Großbritanniens und der USA waren erbärmlich. Vielleicht liegt das daran, dass in beiden Fällen eine bestimmte Art oberflächlicher, arroganter Mann das Sagen hat,“ meint Tisdall abschließend in The Guardian.
END/nna/ung /cva
Bericht-Nr.: 200430-03DE Datum: 30. April 2020
© 2020 Nexus News Agency. Alle Rechte vorbehalten.