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Simulationsmodell von Max-Planck-Institut zeigt: Kontaktsperre wirkt
Eine Simulation des Max-Planck-Instituts zeigt, dass die jetzigen Maßnahmen in Deutschland wirken. Um bald Lockerungen der Kontaktsperre zu ermöglichen, müsse das Leben allerdings vorerst weiter auf Notbetrieb laufen.
MÜNCHEN/GÖTTINGEN (NNA) – Die Kontaktsperre in Deutschland hat offenbar den exponentiellen Anstieg der Erkrankungszahlen von Covid-19 gestoppt. Dies geht aus einer Modellrechnung von Forschenden des Max -Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation hervor.
„In Deutschland geben die täglichen Fallzahlen Grund zum Optimismus,“ schreibt das Max-Planck-Institut auf seiner Homepage. Das sei eine „ermutigende Entwicklung, aber keine Entwarnung“. Die Zahl der Corona-Infektionen wachse in Deutschland seit dem vergangenen Wochenende deutlich langsamer.
Das Team simuliert seit Mitte März gemeinsam mit Wissenschaftlern des Göttingen Campus den Verlauf der Corona-Epidemie in Deutschland. „Wir sehen eine klare Wirkung der Kontaktsperre vom 22.März und natürlich den Beitrag von jeder einzelnen Person“, betont Viola Priesmann, die Leiterin eines Forschungsteams am Institut. „Unsere Gesellschaft kann wirklich stolz darauf sein, dass sie die Wende geschafft hat.“
Maßnahmen weiter notwendig
Die Simulation des Göttinger Teams hatte bereits die Wirkung der Beschränkungen vom 8. und 16. März belegt, die aber den Anstieg der Erkrankungszahlen noch nicht ausreichend abschwächten. Der Modellrechnung zufolge bewirken die jetzt geltenden Maßnahmen, dass die Anzahl an Neuerkrankungen in den nächsten zwei Wochen weiter abnehmen wird, abgesehen von statistischen Schwankungen.
„Ohne die Kontaktsperre wäre der Verlauf anders gewesen:“ Wenn es bei den milden Beschränkungen vom 8. März geblieben wäre, gäbe es inzwischen rund 200.000 bestätigte Infektionen, so die Modellrechnung, „ganz zu schweigen davon, wenn es gar keine Maßnahmen gegeben hätte“.
Um in wenigen Wochen Lockerungen der Kontaktsperre zu ermöglichen, müsse das Leben in Deutschland allerdings vorerst weiter auf Notbetrieb laufen. Denn aus der Göttinger Modellrechnung lässt sich auch die Einsicht ableiten: „Wenn jetzt die Beschränkungen aufgehoben werden, sind wir wieder ganz am Anfang“, betont Viola Priesmann.
Wenn die Regeln in den kommenden zwei Wochen weiter sehr sorgfältig eingehalten würden, könnte es im besten Szenarium bald nur noch einige Hundert neue Fälle pro Tag geben. Mit so wenigen Neuinfektionen könnten die Kontakte von allen Erkrankten weitgehend identifiziert und isoliert werden.
Richtigen Umgang mit der Krise finden
Die Göttinger Forscher aktualisieren ihre Modellrechnung ständig. „Mein Team hat in den letzten Wochen rund um die Uhr daran gearbeitet, das Modell zu entwickeln. Jetzt können wir jeden Tag einen neuen Datenpunkt hineinfügen und sehen, wie sich die Prognosen verändern“, so Priesmann. Die Forscher machen ihre Daten und Ergebnisse im Internet zugänglich und stellen ihr Modell auch für Kollegen weltweit zur Verfügung, damit diese die Entwicklung der Epidemie auch für andere Länder oder für einzelne Regionen simulieren können.
„Wir haben ein paar sehr anstrengende Wochen hinter uns, aber es freut uns sehr, dass wir mit unserer Forschungsarbeit etwas beitragen können, um den richtigen Umgang mit der Corona-Epidemie in Deutschland zu finden.“
END/nna/nh
Bericht-Nr.: 200410-05DE Datum: 10. April 2020
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