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Sichere Schulzeit für junge Flüchtlinge gefordert
Immer mehr Schüler in Deutschland sind von Abschiebung in vermeintlich sichere Herkunftsländer bedroht. Also haben die Waldorfschulen eine Petition für Bleiberecht gestartet.
STUTTGART/HAMBURG (NNA) – Mit einer Petition an das Bundesinnenministerium setzten sich die Waldorfschulen in Deutschland dafür ein, dass Flüchtlingsschüler auch für den Schulbesuch eine Aufenthaltserlaubnis bekommen. Der Hintergrund ist die steigende Zahl von Ablehnungen der Asylanträge von Flüchtlingsschülern und ihre drohende Abschiebung in vermeintlich sichere Herkunftsländer.
„Zur Weltoffenheit und Toleranz gehört es, dass alle Schüler und Schülerinnen das Recht auf eine würdige Schulzeit haben. Damit verbunden ist die Chance, die Schulausbildung mit einem qualifizierten Abschluss beenden zu können“, betont dazu Henning Kullak-Ublick vom Bundesvorstand des Bundes der Freien Waldorfschulen (BdFWS). Mit der Aktion übernehme der BdfWS zivilgesellschaftliche Verantwortung.
Für Ausländer, die sich in Ausbildung befinden, gibt es bereits eine solche gesetzliche Regelung. So haben nach §60a Abs. 2 AufenthG Flüchtlinge mit abgelehntem Asylantrag ein Duldungsrecht während der Ausbildungszeit.
Demnach kann einem Ausländer eine Aufenthaltsduldung erteilt werden, wenn „dringende humanitäre oder persönliche Gründe oder erhebliche öffentliche Interessen seine vorübergehende weitere Anwesenheit im Bundesgebiet erfordern“. Wenn ein Ausländer eine qualifizierte Berufsausbildung in einem staatlich anerkannten oder vergleichbar geregelten Ausbildungsberuf in Deutschland angenommen hat, liegen solche persönlichen Gründe vor und die Duldung ist für die Zeit der Ausbildungsdauer zu erteilen.
Fehlunterscheidung
„Uns geht es darum, dass die bestehende Regelung für die Ausbildungsduldung auch für den allgemeinbildenden Schulbesuch gilt. Für uns ist nicht nachvollziehbar, wieso der Gesetzgeber zwischen der Berufsausbildung und der Schulausbildung unterscheidet und Flüchtlinge nur in Ausbildung ein Duldungsrecht gewährt. Dieser Zustand gehört dringend geändert“, fordert Kullak-Ublick weiter.
Aktuell versuchen Schüler der Waldorfschulen Cottbus, Gröbenzell und Augsburg mit Petitionen die Abschiebung ihrer Klassenkameraden zu verhindern.
Lehrer und Schüler der Philipp-Holzmann-Schule in Frankfurt haben unter dem Eindruck von derzeit 27 drohenden Abschiebungen von Schülern eine Benefiz-Veranstaltung mit dem Titel „Ich bin mehr als du sehen kannst“ veranstaltet, um Geld für die Rechtsberatung der von Abschiebung bedrohten Schülern zu sammeln.
Workshops boten zunächst Raum für Austausch und Begegnung zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund und Fluchterfahrung, danach veranstaltete die Schule eine Abschlussfeier mit geladenen Gästen und Besuchern. Musik-, Theater- und Tanzdarbietungen wurden durch Eindrücke aus den Workshops ergänzt, ein kulinarisches Angebot war Teil des Abendprogramms.
„Ich l(i)ebe in Sicherheit, ich bleibe!“
Höhepunkt der Veranstaltung bildete die Versteigerung von Karrikaturen und Holzwerkstücken aus den Workshops unter dem Motto „Ich l(i)ebe in Sicherheit, ich bleibe!“ Alle Einnahmen der Aktion werden für die Unterstützung der bedrohten Schüler der Schule verwendet.
Die Initiative wurde vom Förderverein der Philipp-Holzmann-Schule e.V., dem Verein Freunde Arabischer Kunst- und Kultur e.V. und dem 3ALOG e.V. in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung in Hessen, dem Pädagogischen Zentrum Fritz-Bauer-Institut und Jüdisches Museum, dem evangelischen Verein für Jugendsozialarbeit in Frankfurt und der Orientalischen Musikakademie in Mannheim veranstaltet.
Hauptförderer der Initiative ist die Arbeitsgemeinschaft der Christlichen Kirchen in Deutschland mit ihrem Projekt: „Weißt Du wer ich bin?“
END/nna/ung
Bericht-Nr.: 170707-03DE Datum: 7. Juli 2017
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