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Schwimm-Marathon offenbart Chemikalien-Cocktail im Rhein

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By NNA Mitarbeiter

FURTWANGEN (NNA) – Vom Betablocker über Spülmaschinentabs bis hin zu künstlichen Süßstoffen – im Rhein finden sich die von den Menschen meistbenutzten Chemikalien alle wieder. Dies ist ein erstes Ergebnis der Marathon-Schwimm-Aktion „Rheines Wasser“ vom Sommer.

Für die Aktion hatte Prof. Andreas Fath von der Hochschule Furtwangen im Sommer 28 Tage lang den Rhein von der Quelle bis zur Mündung durchschwommen. Fath stellte auf dem Hansgrohe Wassersymposium im November in Schiltach/Schwarzwald erste Analyse-Ergebnisse des Projekts vor.

Die täglich gesammelten Wasserproben wurden auf rund 600 unterschiedliche Inhaltstoffe untersucht. Die Hochschule Furtwangen, an der Fath lehrt und forscht, wurde dabei von verschiedenen Firmen und Forschungseinrichtungen unterstützt. Hochsensible Analysegeräte kamen zum Einsatz. Die Forscher können Stoffe im Rheinwasser bis zu einem Nanogramm pro Liter auffinden, ein Nanogramm ist ein Milliardstel Gramm.

„In der Zusammenfassung aller Ergebnisse erhalten wir einen umfassenden Einblick in die Wassergüte des Rheins entlang seines kompletten Verlaufs“, unterstrich Fath in seinem Vortrag beim Wassersymposion. Stets habe sich gezeigt: je weiter der Rhein fließe, desto höher werden die Konzentrationen der nicht abbaubaren Substanzen. Die spannende Frage sei gewesen: Ab welchem Rheinkilometer lässt sich welche Substanz finden?

Chemikalien-Cocktail

Wie die ersten Ergebnisse der Aktion „Rheines Wasser“ zeigen, bildet der Rhein die Medikamenten- und Chemikaliennutzung unserer Zeit deutlich ab: Blutdrucksenkende Arzneimittel sind ab Ilanz im Schweizer Alpenrhein nachweisbar, die Konzentration erhöht sich kontinuierlich bis zur Mündung in die Nordsee. Das Antibiotikum Sulfamethoxazol, das bei der Bekämpfung von Harnwegsinfekten und Lungenentzündungen verwendet wird, ließ sich ab der nächsten Tages-Schwimmetappe in Chur nachweisen. Der Betablocker Metoprolol, der insbesondere bei der Behandlung von Bluthochdruck zum Einsatz kommt, konnte ab Konstanz im Bodensee aufgespürt werden. Das Schmerzmittel Diclofenac schließlich war ab Laufenburg am Hochrhein zu finden.

Außerdem belegte Faths Aktion, dass auch alle Chemikalien, die vom Menschen in großem Umfang im Haushalt verbraucht werden, ihren Weg in die Flüsse finden, „Blockbuster“ nennt sie Fath. Dazu gehören neben der Substanz Benzotriazol aus Spülmaschinen-Tabs z.B. auch künstliche Süßstoffe. „Getränke, die mit künstlichen Süßstoffen versetzt sind und als kalorienarme Durstlöscher gelten, sind populär. In den Kläranlagen können die Süßstoffe nicht komplett abgebaut werden – und so fanden sich Acesulfam und Sucralose im Rhein wieder“, erläuterte Fath.

Benzotriazol dient als Silberschutz, zudem wirkt es als Korrosionsschutz in Enteisungsmitteln. „Wenn wir jeden Abend die Spülmaschine laufen lassen, kommt damit stetig Benzotriazol ins Abwasser. Da es schwer abbaubar ist, gelangt es in großen Mengen in den Rhein“, so Fath.

Neben den zahlreichen Stoffen, die in vielen Privathaushalten Verwendung finden, hat das Team rund um Prof. Fath auch „exotischere“ Substanzen im Rheinwasser nachweisen können. Gadolinium zählt z.B. zu den seltenen Erden und wird als Kontrastmittel bei Untersuchungen im Kernspintomographen eingesetzt. „Wir haben signifikant höhere Werte ab dem Einfluss der Lippe, auf Höhe Xanten, gefunden“, berichtete Fath.

Gemischte Nachrichten

Gute Nachrichten gab es dagegen bei den perfluorierten Tensiden wie PFOS, dessen Einsatz seit Juni 2008 in der EU verboten ist. Im Jahr 2006 wurden auf Höhe Düsseldorf noch 80 Nanogramm PFOS im Rheinwasser gefunden, im August 2014 bei Faths Schwimmmarathon waren es nur noch 6 Nanogramm. PFOS kam häufig in Feuerlöschern zum Einsatz. Auch bei den Schwermetallionen konnten stets die Trinkwassergrenzwerte unterschritten werden – egal ob bei Kupfer, Blei, Titan oder Chrom, so die beim Symposion vorgestellten ersten Ergebnisse.

In anderen Bereichen hingegen sah es weniger positiv aus: Nitrate und Phosphate aus Düngemitteln und Gülle aus der Landwirtschaft gefährden das Trinkwasser, da diese bei starkem Regen ohne Rückhaltemöglichkeiten direkt in das Grundwasser gespült werden. „Aus dem oberflächennahen Grundwasser gelangt das Nitrat in die Trinkwasserbrunnen“, so Fath. Nitrat an sich ist nicht giftig, doch im menschlichen Organismus kann es zu Nitrit werden, das für Säuglinge gesundheitsgefährdend werden und letztlich auch bei Erwachsenen krebserregende Substanzen bilden kann. Dass die Wasserproben der einzelnen Schwimmtage einen signifikanten Anstieg bei der Nitratkonzentration zeigen, sei auf die steigende Menge von zufließendem Gewässern zurückzuführen - entweder durch Oberflächenwasser oder Nebenflüsse.

„Trotz der guten Werte bei der Phosphat- und Sauerstoffkonzentration kann keine Entwarnung gegeben werden“, betonte Fath. Dies zeigt der Blick auf die Entwicklung des Chemischen Sauerstoffbedarfs (CSB-Wert). Je weiter sich der Rhein von seiner Quelle entfernt, desto höher wird die Konzentration von organischen oxidierbaren Substanzen, begründet durch den Anstieg der Zuleitungen aus Industrie, Landwirtschaft, Kranken- und Pflegestationen und privaten Haushalten.

Langfristiges Ziel

Das langfristige Ziel der Forschung sei es, Systeme zu entwickeln, die in der Lage sind, diese Substanzen nah an ihrem Ursprungsort zu mineralisieren um die Gewässer gar nicht erst zu belasten. Ein von Fath entwickeltes elektrochemisches Verfahren hat bei perfluorierten Tensiden bereits Erfolge gebracht und könnte auch andere toxische Substanzen unschädlich machen. Dies wird der Schwerpunkt der künftigen Forschungen von Prof. Fath sein. Die kompletten Ergebnisse der Analyse der Proben von Faths Marathon-Schwimm-Aktion werden in Kürze auf der Homepage von „Rheines-Wasser“ veröffentlicht.

END/nna/ung

Bericht-Nr.: 141219-02DE Datum: 19. Dezember 2014

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Prof. Andreas Fath hat im Sommer 28 Tage lang den Rhein von der Quelle bis zur Mündung durchschwommen. Seine täglichen Wasserproben offenbarten ein Chemikalien-Cocktail<br>Foto: Hochschule Furtwangen