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Rudolf Steiner Archiv gibt neuen Leiter bekannt
DORNACH (NNA) - Das Rudolf Steiner Archiv hat einen neuen Leiter berufen. David Marc Hoffmann, der langjährige Verlagsleiter des Basler Schwabe Verlags, wird ab Oktober 2012 die Aufgaben von Prof. Dr. Walter Kugler übernehmen, der Anfang Mai das Archiv verlassen hatte.
“Wir freuen uns, dass mit David Marc Hoffmann eine Person gefunden werden konnte, die viele Qualifikationen mitbringt, um die Kernaufgaben des Archivs voranzubringen,” sagte der Präsident der Rudolf Steiner Nachlassverwaltung, Cornelius Bohlen, NNA gegenüber.
„Herr Hoffmann ist im Raum hier ein sehr bekannter Verlagsleiter gewesen. Er ist sehr gründlich philologisch geschult, was wir sehr gut brauchen können, weil die Editionskriterien und –maßstäbe im Grunde für die Gesamtausgabe stark modernisiert werden müssen, wenn sie heutigen wissenschaftlichen Kriterien standhalten will,“ so Bohlen weiter.
David Hoffmann hat in Basel und Paris Germanistik und Geschichte studiert und mit einer Arbeit über das Nietzsche-Archiv bei den Prof. Karl Pestalozzi und Wolfram Groddeck promoviert. Durch seine Publikationen hat er sich in der historischen Forschung und Editionsphilologie einen Namen gemacht. Zusätzlich hat Hoffmann ein Nachdiplomstudium in Museologie absolviert und verschiedene kulturhistorische Ausstellungen kuratiert. Er nimmt u. a. Lehraufträge an der Universität Basel wahr und ist Präsident der Stiftung Nietzsche-Haus in Sils Maria.
Es besteht deutlich die Hoffnung, dass mit der Ernennung eines neuen Archivleiters ein Strich unter die kontroverse Diskussion um die zukünftige Richtung und die Weiterarbeit des Archivs nach dem Ausscheiden von Prof. Walter Kugler und der Mitarbeiterin Vera Koppehel gezogen worden ist.
Laut Mitteilung des Vorstands der Rudolf Steiner Nachlassverwaltung sei Hoffmann für die Aufgabe bestens vorbereitet. Er habe schon 1985–95 als Archivar und Herausgeber im Rudolf Steiner Archiv mitgearbeitet, kenne die Archivbestände und die Herausforderungen des Archivalltags. Hoffmann habe sich eingehend mit dem Leben und Werk Rudolf Steiners beschäftigt, für verschiedene Nachschlagewerke biografische Artikel zu Rudolf Steiner verfasst und jüngst im Sammelband „Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart“ (Berlin 2011) einen grundlegenden Beitrag zur spirituellen Entwicklung Steiners vorgelegt.
Nach Angaben des Vorstands ist die Neubesetzung der Archivleitung auch mit der Weiterentwicklung der begonnenen Neuausrichtung des Archivs verbunden. Künftig solle die allgemeine Basisaufgabe Archivierung von der weiteren Nutzung des Archivs für Edition, Forschung und Ausstellungen differenziert werden. Konkret bedeutet das, dass intern der Grundbereich Archivierung zur Erhaltung und Erschließung der Originalquellen des Begründers der anthroposophischen Geisteswissenschaft von den anderen Bereichen abgetrennt werden soll, damit Transparenz darüber entsteht, wohin die Gelder fließen. „Für die Basisaufgabe wollen wir erreichen, dass es regelmäßig wiederkehrende Beiträge gibt und dass wir dann die Editionen, Forschung und Ausstellungen als Projekte bewirtschaften können,“ führte Bohlen NNA gegenüber aus.
In einem in diesen Tagen zu versendenden Spendenaufruf verdeutlicht die Nachlassverwaltung, dass im laufenden Jahr 2012 derzeit vom Gesamtjahresbedarf von CHF 870.000 (€580.000) – davon CHF 400.000 (€333.000) für den Grundbedarf Archivierung – noch mindestens CHF 300.000 (€250.000) zur Deckung des Budgets fehlen. Und dies, obwohl bereits schmerzliche Kürzungen und Einsparungen gegenüber den Vorjahren vorgenommen worden seien.
Bisher seien die Nachlassverwaltung und das Archiv nur von sehr kleinen Kreisen unterstützt worden: „Nun wird man sich entschließen müssen, ob die [anthroposophische] Bewegung genügend Interesse an Rudolf Steiner hat, um auf breiterer Basis etwas zur Finanzierung der öffentlichen Erhaltung, Edition und Erforschung des Werks ihres Begründers zu tun – oder eben nicht,“ meinte Bohlen. Es wäre in höchstem Grade wünschenswert, gerade weil heute die wissenschaftlichen Ansprüche stark gestiegen seien und Steiner vermehrt diskutiert werde. Gemessen an den Beträgen, die anthroposophische Einrichtungen aller Art jährlich benötigen, sei der Bedarf des Archivs eine sehr bescheidene Summe: „Jede Waldorfschule, welche auf den Grundlagen aufbaut, verbraucht da mehr Geld.“
International nutzten zahlreiche Menschen und Institutionen das Werk Rudolf Steiners als freie Inspirationsquelle moderner Bewusstseinsfragen steht im Jahresbericht des Rudolf Steiner Archivs. Beiträge durch jährliche Spendenaufrufe und eine Reihe von namhaften Projekt?nanzierungen unterstützen die Arbeit des Archivs, wofür es sehr dankbar sei. Aber nur wenn sich ein genügender Kreis von interessierten Menschen und Einrichtungen finde, welche den Grundbedarf des Rudolf Steiner Archivs durch jährlich wiederkehrende Beiträge deckten, werde das Archiv in der Zukunft die Erhaltung und Zugänglichmachung des wissenschaftlichen und künstlerischen Nachlasses von Rudolf Steiner leisten können.
END/nna/cva
Bericht-Nr.: 120627-01DE Datum: 27. Juni 2012
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