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Raum für Neues im Leben schaffen

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By NNA-Korrespondentin Edith Willer-Kurtz

Große Putzaktion am Goetheanum: Zwölf Personen arbeiten auf freiwilliger Basis mit Linda Thomas, Seminarleiterin und Autorin des Buchs „Putzen?!- Von der lästigen Notwendigkeit zu einer Liebeserklärung an die Gegenwart“. 800 Tagungsteilnehmer hatten ihre Spuren im Bau hinterlassen, der große Saal war zu fegen und zu wischen. Die Mitwirkenden der Putzaktion kannten Linda Thomas von ihren Vorträgen und Seminaren, wollten nun mit ihr die Praxis erleben. NNA-Korrespondentin Edith Willer-Kurtz hat Linda Thomas bei dieser Aktion kennengelernt und wurde neugierig. Was ist das für ein Buch, das bei vielen anthroposophischen Buchhändlern auf der Bestsellerliste steht?

DORNACH/HOSTEN/EIFEL (NNA) - Linda Thomas’ Buch bereitet den Weg für ihr Thema mit humorvollen Hinweisen, Hilfen, sinnvollen Einsichten und Sichtweisen, die zu mehr Lebensqualität führen. Dabei ist nicht der Haushalt gemeint, sondern das Leben des einzelnen, in der Familie oder in der Gemeinschaft; letztendlich das der Menschheit. Also keinesfalls ein Buch nur für die Hausfrau. Die herkömmliche Rollenverteilung ist ja auch größtenteils überholt.

Für einige ergibt sich daraus ein Schulungsweg, für viele ist es unterhaltsam und für alle ein Zugewinn. Ist doch Ordnung und die richtige Hingabe zu den Dingen für jeden ein Thema.

In der Mitte des Buches ist zu lesen: „All unser Handeln kann Gottesdienst werden, ein Dienst an den Menschheit und ein Dienst an der Gottheit. Das Rituelle in der Arbeit gibt uns Kraft und wirkt heilend, segnend – wo auch immer man tätig ist, ob etwa für andere Menschen oder für die Natur“.

Am Anfang ihres Buches erzählt Linda Thomas ihre Biographie, aus ihrer Kindheit in Südafrika und ihre Entwicklung bis hin zur Gründung einer Reinigungsfirma in Dornach - mit ökologischen Mitteln, versteht sich. Tipps zu Pflegemitteln und deren Anwendungsrezepte stehen am Ende des Buches.

Das Buch ist nicht Sachbuch oder Ratgeber allein, sondern eine philosophische, anthroposophische, esoterische Lektüre mit hundert Prozent Alltagstauglichkeit für den Weg in zukünftiges Leben, wenn sie z.B. schreibt: “Altes soll vergehen um Neues entstehen zu lassen.“ und weiter: „Einen neuen Zugang zu den Dingen suchen, kann eine sehr neue und spannende Erfahrung sein. Dadurch können wir sogar Ordnung, ja vielleicht sogar Raum für Neues im eigenen Leben schaffen.“ Dabei meint sie auch die immateriellen Dinge.

Ihre Beobachtungen bringt sie so zum Ausdruck: „Schauen wir auf die Wirkung der Ordnung, dann können wir bemerken, dass wir Hundertfaches zurückbekommen. Die innere Kraft, die wir aufbringen (...) verbindet uns mit einer höheren Ordnung. Haben wir es mit intensivem Bemühen geschafft, Ordnung herzustellen, leuchtet in unserer Seele jene wunderbare Harmonie auf, die uns selbst wieder Schritt für Schritt zu einer kosmischen Ordnung zurückführen kann“. Wer bis dahin gelesen hat, versteht auch die Äußerung: Die Liebe zur Tätigkeit.

Dazu kommt die Frage, ob wir im Leben glaubhaft wirken? Ja, es geht Linda Thomas auch um Wahrhaftigkeit, wenn sie erklärt: „Jeder lebendige Organismus gedeiht durch die Pflege(...)“. So einfach sind manchmal ihre Vergleiche: „Man kann einer Pflanze Wasser geben und sie wird wachsen. Man kann sie aber auch liebevoll pflegen und sie wird gedeihen. Was ein gedeihender Lebensraum auf den Menschen atmosphärisch zurückgibt, so, dass das ganze Leben friedvoller werden könne, steht auch im Buch. Fangen wir doch von unten an, halten das eigen Umfeld in einem guten Zustand, nicht steril, nicht verkitscht, und auch ohne Dekorationsartikel, es sei denn, man schmückt zeremoniell“.

Ein anderes Beispiel: „Durch die Pflege erfahren die Jugendlichen, was bewusstes Handeln sein könnte, wie man sich mit dem zu pflegenden Objekt neu verbinden kann“. Das sei Geistesgegenwart und ein Lernen für das ganze Leben. Weitergedacht: „Eine der wichtigsten sozialen Fragen für die Zukunft (und natürlich auch für die Gegenwart) ist die Erziehungsfrage“, so Thomas. „Die Schule ist deswegen eine der wichtigsten sozialen Institutionen. Hier üben die jungen Menschen sich täglich darin, sich sozial zu verhalten, Beziehungen über die Sinne zu schaffen: Zu einem anderen Menschen oder zu Objekten, also zu ihrem materiellen Umfeld. Deshalb hilft die Sinnschulung, Gewalt abzubauen, da man durch sie eine Beziehung zur Welt aufbaut.“ Es vermindere Gewaltbereitschaft, „weil Menschen meistens nicht das zerstören wollen, zu dem sie ein positives Verhältnis aufgebaut haben.“

Immer wieder fragt man sich, ob man noch in einem Buch über Putzen liest und in der Rückschau erkennt man die Verbindungen und Lebensweisheiten, besser Hilfen von unten bis oben, vom irdischen Boden bis zu geistigen Höhen. Wie wertvoll!

Der Haushalt, der Organismus, die Kunst des Ordnungschaffens wird ganz intensiv betrachtet. Wichtig sind Humor und die Andacht zum Kleinen, wie die Hingabe, durch die Arbeit fromm werden kann. Thomas erzählt bildhaft Fallbeispiele und der Leser des Buches kann immer mehr vertiefend Lebensführung, Geistesgegenwart und ein wohltuendes Zuhause kennenlernen.

Manchmal könne eine Aufräumaktion auch geradezu bedrohlich auf das Umfeld wirken, zeigt eine kleine Fallgeschichte.

Zum Messie-Syndrom sind mögliche Entstehungsgründe und Lösungsansätze angegeben. Da geht es um die Suche, ob das Messie-Syndrom mehr im Physischen, mehr im Lebendigen, mehr im Seelischen oder primär in der Ich-Organisation veranlagt ist.

Natürlich gibt es auch ein Kapitel „Wo fange ich an“, und am Ende sind Putz- und Bezugsquellen auf über 40 Seiten aufgelistet.

Sieht man die vielen Ansätze von Mittel und Werkzeug und Methoden Hilfen und Sichtweisen, und auch die Zitate von Rudolf Steiner, Kahlil Gibran und anderen zusammen, so sind dies viele Facetten, insgesamt ergeben sie einen Edelstein. Der Leser kann sich beschenkt fühlen. Danke, Linda Thomas!

END/wil/nna

Literaturhinweis: Linda Thomas: „Putzen!? Von der lästigen Notwendigkeit zu einer Liebeserklärung an die Gegenwart“, ISBN 978-3-7235-1409-2. Eine Gemeinschaftsproduktion der Verlage: Gesundheitspflege initiativ, www.gesundheitspflege.de, und Verlag am Goetheanum, www.vamg.ch

Bericht-Nr.: 111226-03DE Datum: 26. Dezember 2011

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