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Mit künstlerischem Gestalten gegen die Erschöpfung

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By NNA Mitarbeiter

ALFTER (NNA) - Kunsttherapie ist Therapie mit künstlerischen Mitteln. Sie geht dabei mit Farben, mit Formen und unterschiedlichsten künstlerischen Techniken und Materialien um. So könne der kranke Mensch im künstlerisch-therapeutischen seine Lebensrealität, seine Erfahrungen und Beziehungen durch bildnerische Gestaltung in einen ästhetischen Kontext übersetzen, heißt es in einer Darstellung der Alanus-Hochschule. Die Kunsttherapeuten begleiten einfühlsam diese Gestaltungsprozesse und helfen, die für den Patienten angemessenen Formen und Ausdrucksmöglichkeiten zu finden.            

Wie mit Mitteln der Kunsttherapie auch Burnout-Betroffenen geholfen werden kann, demonstrierte eine Projektvorstellung der Hochschule aus Anlass des Internationalen Tages der seelischen Gesundheit im Oktober. „SelbstART- Kunstprojekte zur seelischen Gesundheit von Burnout-Betroffenen“ war der Titel des Projekts, das die Kunst- und Wirtschaftspädagogin Renate Oepen, Master-Studentin des Fachbereichs Künstlerische Therapie im Sinn von Prävention und Gesundheitsförderung erarbeitet hatte und vorstellte.

Oepen verwies auf die gesellschaftliche Relevanz von Burnout: 9 Millionen Betroffene leiden an diesem Erschöpfungssyndrom und die Fehlzeiten am Arbeitsplatz seien innerhalb von fünf Jahren um das Neunfache gestiegen. Probleme bei der Lebensbewältigung, geringe Stresstoleranz, emotionale Erschöpfung, Depersonalisation bzw. Zynismus und eine verminderte Leistungsfähigkeit zeigten sich als wichtige Burnout-Anzeichen. Hinzu kommen psychosomatische Begleiterscheinungen von langfristigem Stressempfinden. 51% aller Burnout Betroffenen hätten zusätzlich eine Depression, zitierte Oepen wissenschaftliche Erhebungen. Dennoch gäbe es keine einheitlichen Definitionen zu Burnout als eigenständigem Krankheitszustand.

Was kann man tun im Erschöpfungszustand? Als Kurzentspannung könne man tief durchatmen, sich recken und strecken oder die Wahrnehmung von negativen hin zu positiven Sichtweisen orientieren, riet Oepen. Dadurch sei eine spontane Erleichterung möglich. Langfristigere Entspannung könnten Lesen oder ein gutes Essen mit Genuss fördern. Zufriedenheitserlebnissen oder Hobbys nachgehen, künstlerisches Gestalten wurden außerdem empfohlen, private und berufliche Kontakte zu intensivieren könne Integration und Akzeptanz fördern. Perfektionismus und überzogene Idealvorstellungen sollten reduziert werden.

Die Frage dabei sei immer: „Was hält mich gesund und was tut mir gut?“ Gesundheit sei der Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, wurde von   der WHO von 1948 definiert und zitiert, und beinhalte nicht nur das Freisein von Krankheit. Die Wohlbefindungsforschung in der USA zeige, dass Wohlbefinden bedeutet: Keine körperliche Schmerzen zu haben, positive Antworten auf die Fragen finde ich mein Leben sinnvoll, bin ich glücklich, habe ich eine gute Stimmung, fühle ich mich akzeptiert und geborgen, führte Oepen aus. Weiter gab sie einen Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten der Erweiterung der Perspektiven durch künstlerisches Handeln. Im kreativen Gestalten gebe es kein „richtig“ noch „falsch“, so dass dieses bewertungsfreie Schaffen bei Burnout-Betroffenen zur Steigerung des Wohlbefindens beitragen könne.

Zum Projekt „SelbstART“ waren sieben Frauen, die sich aus einer Selbsterfahrungsgruppe kannten, einen Tag lang zur Kunsttherapie in die Alanus Hochschule gekommen. Flüssige Farben, Kreidestifte, Stifte verschiedenster Art, Graphitstifte und auch Ton waren im Einsatz. Wichtig war Oepen die Tagesstrukturierung, aber auch Abwechslung, mal alleine, mal mit den anderen, mal zu zweit tätig zu sein. 

Bei den Übungen brauche man kein künstlerisches Talent, keine Vorkenntnisse seien erforderlich, „niemand musste etwas müssen“. Ein Gegenstand von etwa 20 dargebotenen Stücken sollte ausgewählt werden, der den Teilnehmer besonders ansprach und zu einem ersten Bildmalen anregte, nur als Gefühl und nicht, um einen Gegenstand zu malen. In einer späteren Übung sollte die soziale Kompetenz gestützt werden beim erstellen eines Gruppenmandala. Auf einem 50x70cm Blatt Papier wurde zu viert gemalt ohne miteinander zu sprechen. Da gab es für jeden eine Ecke für sich und ein vorgegebenes Oval für gemeinsames Tun. Von der positiven Erfahrung und dem Lachen wurde berichtet während des Praktizierens.

Der Abschnitt „Fluss der Wunder“ führte zu den positiven Vorstellungen und es entwickelten sich nachhaltige Wünsche. An einen vorgezeichneten Wunsch-Baum durften die Teilnehmerinnen je zwei Wünsche auf Papier-Baumblättern anbringen: „Jeden Tag mit mehr Farbe gestalten, also jeden Tag etwas Positives mit in den Tag hineinbringen“, war die Wunsch-Aussage einer Teilnehmerin, die zu Anfang das Zustandsbild „eingesperrt mit schwarzen Balken“ gemalt hatte.

Dieser Projekttag war ein Beispiel dafür, die Zeit so zu verbringen, dass „sie einem gut tut“, dazu kam eine erweiterte Wahrnehmung durch Freude am Gestalten. Als Auswirkungen notierte Oepen nach standardisierter Befragung: Die Beschwerden hatten sich fast zu 1/3 reduziert, zum Beispiel das Schweregefühl und die Mattigkeit seien vermindert worden. Durch das wertfreie Handeln sei die negative Stimmung fast um die Hälfte reduziert worden.

Das Ergebnis zeige: Kreatives Gestalten könne eine Verbesserung der Symptome des Burnout bewirken, die Teilnehmer entwickelten mehr Wohlempfinden. Eine Besonderheit der Kunsttherapie sei es, dass durch die Gestaltung etwas hergestellt werde, das bleibe. Im Unterscheid zu einem Gespräch wirke es auch später als Erinnerung.

Der Fachbereich künstlerische Therapie habe weitere Projekte geplant, denn dieser Projekttag sei nur ein Ausschnitt von vielen Methoden, betonte Oepen.

Die Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft bietet den Studiengang Kunsttherapie an, wobei der Abschluss Master of Arts erreicht werden kann. Das Studium beinhaltet als umfassende Qualifikation neben der Basis für die Entwickelung therapeutischer Kernkompetenzen auch medizinische Inhalte, psychologisches und psychotherapeutisches Wissen, heißt es in einem Flyer der Hochschule zum Masterstudiengang.

In diesem Zusammenhang kann auch auf die 14. Internationalen Arbeitstage für Anthroposophische Kunsttherapie hingewiesen werden, die von 5.-8. Januar 2012 als Tagung der Medizinischen Sektion am Goetheanum in Dornach stattfinden.

END/nna/wil

Bericht-Nr.: 111031-01DE Datum: 31. Oktober 2011

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