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Mit den Naturgeistern im Bunde die Welt retten

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By NNA-Korrespondentin Edith-Willer Kurtz

Ein altes Hüttenareal im saarländischen Neunkirchen war im Sommer Schauplatz eines ungewöhnlichen Projekts: 150 Bürger brachten in der Gebläsehalle ein Fantasy-Musical auf die Bühne. NNA-Korrespondentin Edith-Willer Kurtz hat sich in Neunkirchen eine Vorstellung angesehen.

NEUNKIRCHEN/SAAR (NNA) – Alljährliche Musicalaufführungen, die ohne Profis auskommen und aus der kulturellen Potential der Region schöpfen, sollen für eine positive Außenwirkung des früheren Stahlindustriestandorts sorgen, so die Absicht der Neunkirchner Kulturgesellschaft. Mit 46.000 Einwohnern ist Neunkirchen nach Saarbrücken die zweitgrößte Stadt im Saarland.

„STEAM das Fantasy-Musical, ein Augenblick in der Ewigkeit“ wurde in diesem Jahr in Neunkirchen an vier Abenden aufgeführt. 2000 Zuschauer haben die ausverkauften Vorstellungen angesehen, bei denen 150 Bürger der Region auf der Bühne standen bzw. hinter den Kulissen tätig waren. Weitere Aufführungen sind für das nächste Jahre geplant.

Drei Welten

Erzählt wird eine Geschichte in drei Welten: Im Hofstaat Importa herrscht die Königin mit ihren Ministern diktatorisch, in der oberen Ebene der Bühne platziert. Darunter dient Aquatown den Bewohnern von Importa dadurch, dass es Dampf (engl. steam) herstellt.

Das Volk von Aquatown besteht aus Mechanikern und Dampfmachern, denen eigenes Denken und sogar Fragen untersagt ist. Sie werden kontrolliert und bestraft, wenn sie Fragen stellen. Die Königin kann in ihrem Labor mit aberwitzigen Ingredenzien Material herstellen, das das Volk gefügig macht und so ihre Macht sichern. Dieser Diktatur gegenüber steht Aetherna, das Reich der Naturgeister. Erd-, Luft-, Wasser-, und Feuergeistern bevölkern es und beobachten das Treiben der beiden anderen Reiche, in denen das Streben nach Perfektion und Unsterblichkeit alle Handlungen bestimmt. Dieser Entmenschlichung wollen die Bewohner von Aetherna entgegenwirken.

Martha, eine Bürgerin von Aquatown, nimmt diese Geisterwelt als erste wahr. Ihr wird vermittelt, auf ihre innere Stimme zu achten. „Wir tragen die kosmische Liebe“ singen die Naturgeister, „wir bringen Licht“. Die Naturgeister begleiten Martha zu sich selbst. Zu Marthas erster Frage „Was kann ich ändern?“ bekommt sie die Antwort: Sie soll es den anderen beibringen. Zunächst fürchtet sie sich, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Als Trägerin des Wissens wird sie von der Königin ergriffen, die eine Gefahr in ihr sieht.

Bezüge zur heutigen Welt

Doch die Argumente von Martha schwächen letztendlich selbst die Königin und die Bürger von Aquatown begreifen nach Auseinandersetzungen, Unruhe und Unsicherheit, dass es darum geht, eine neue Welt zu erschaffen. Ein schöner Satz: „Wer zur Quelle will, muss auch mal gegen den Strom schwimmen“ akzentuiert. So bricht im Fantasy Musical mithilfe der Naturgeister „eine neue Welt an“.

Ellen Kärcher führte Regie, war für die künstlerische Leitung und die Choreographie verantwortlich, die musikalische Leitung lag bei Amby Schillo und Francesco Cottone, die auch die Musik für das Musical komponiert haben. Cottone schrieb gemeinsam mit Ellen Kärcher auch das Buch und die Songtexte. Gegründet hat das Neunkirchner Musicalprojekt Markus Müller gemeinsam mit Martin Leutgeb und Jürgen Fried. Er ist das Bindeglied zwischen Stadt und künstlerischem Stab und spielte selbst im Musical als Erdgeist Gnomus mit.

Wer im Publikum in der Aussage des Musicals Bezüge zur heutigen Welt erkennt, liegt sicher nicht falsch. In einen Satz gebracht würden seine Quintessenz heißen: „Glaub nicht mit der Masse, sondern höre auf deine innere Stimme, sie zeigt Dir den richtigen Weg.“ So singt es Zacharias auch zu Martha, nachdem Martha die Welt der Wasser-, Feuer-, Erd- und Luftgeister kennengelernt hat.

Anregung

Am Ende zweifelt man an dem Hinweis, alles sei ein Projekt von Amateuren, so überzeugend kommt das Musical mit sehr schönem Bühnenbild, ausdrucksvollem Gesang und Tanz auf die Bühne. Zu diesem positiven Eindruck tragen auch die Kostüme bei, die mit Korsett und Leder gemischt, ein Stilmittel futuristischer technischer Funktion mit Mitteln und Materialien des viktorianischen Zeitalters zusammenbringen.

Durch die Neunkirchner Musicalschule, die 2009 nach Hamburger Vorbild eröffnet wurde, sollte die Sparte Muscial in der alten Stahlstadt verankert werden. Dies ist offensichtlich gelungen.

Die letzten Worte von der Bühne an das Publikum sind: „Und es gibt viel zu tun“. Ein Ausruf, von dem man sich fragt, ob er wirklich den Menschen im Publikum eine Anregung mitgeben kann, denn zum Schluss übertönen die Musical-Effekte mit ihrer Musik und ihrem Glanz die Freude an der Aufführung. Aber wer weiß, vielleicht wirkt die Aussage doch ins Unbewusste, wozu vielleicht auch die „Welt der Geister“ eher ihren Zugang hat? Wie dem auch sei, die Veranstaltung in Neunkirchen/Saar zeigt, welche kulturellen Blüten Gemeinschaftsgeist auch in einer kleineren Stadt hervorbringen kann.

END/nna/wil

Bericht-Nr.: 141028-03DE Datum: 28. Oktober 2014

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„... ein Augenblick in der Ewigkeit“ mit Hilfe der guten Geister<br>Fotos: Tobias Gölzer