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Kampagnenplattform Change.org handelt mit Nutzerdaten
Die Kampagnen-Plattform Change.org ist wegen ihren Geschäftspraktiken ins Zwielicht geraten. Laut Recherche der Zeitschrift „Espresso“ habe die Plattform Unterzeichnerdaten zum Kauf angeboten.
BIELEFELD (NNA) – Online-Petitionen spielen als Form der demokratischen Teilhabe im 21. Jahrhundert eine große Rolle, Kampagnen-Plattformen sind von daher in den letzten Jahren stetig angewachsen. Eine der größten von ihnen, Change.org mit 150 Millionen Nutzern weltweit, ist jetzt ins Zwielicht geraten.
Nach einer Recherche der italienischen Zeitschrift „Espresso“ hat Change.org Daten von Unterzeichnern zum Kauf angeboten. Die Zeitschrift verfügt über eine Preisliste hinsichtlich dieser Nutzerdaten.
Viele sähen Change.org als eine „Non-Profit Organisation mit einer progressiven Seele“, schreibt dazu das Portal www.digitalcourage.de. In Wirklichkeit sei die Plattform jedoch ein soziales Unternehmen, gegründet in Delaware, dem Steuerparadies der USA, mit Hauptquartier in San Francisco, im Herzen des Silicon Valley.
Profit
Change.org schlage Profit aus den gesponserten Petitionen, die der Kunde bezahle, um Kontakt zu den Unterzeichnern zu bekommen und damit sein eigenes Fundraising auszubauen.
„Woher weiß Change.org so viel?“ fragt www.digitalcourage.de. Jedes Mal, wenn jemand einen Appell unterschreibe, würden Informationen über ihn gesammelt mit dem Ziel, ein Profil zu erstellen. Wenn jemand eine Petition über die Rechte der Tiere unterschrieben habe, sei z.B. die Wahrscheinlichkeit 2,29 mal höher, dass die betreffende Person auch eine Petition zu Gerechtigkeit unterstütze.
„Und wenn ihr eine Petition zur Gerechtigkeit unterschreibt, habt ihr eine 6,3 Mal höhere Wahrscheinlichkeit eine zur ökonomischen Gerechtigkeit zu unterschreiben, eine 4,4 Mal höhere, eine für die Rechte von Einwanderern zu unterschreiben und eine 4 Mal höhere, eine zur Bildung zu unterzeichnen“, zitiert digitalcourage die US-Zeitschrift „Wired“.
Nach Angaben von www.digitalcourage.de hat die Bundesdatenschutzkommission ein Ermittlungsverfahren gegen Change.org eingeleitet.
Sensible Daten
Für Experten wie den ehemalige Datenschutzbeauftragte des Landes Schleswig-Holstein, Thilo Weichert liegt das Problem zum einen darin, dass die Daten der Unterzeichner, die die Plattformen sammeln, sehr sensibel sind. Zum andern befinde sich Change.org in den USA, so dass zu befürchten sei, dass die gesammelten Daten der Überwachung durch die USA-Regierung, die NSA oder auch der CIA unterliegen.
Online-Plattformen seien wichtig für die demokratische Teilhabe, aber sie müssten Daten ihrer Unterzeichner zuverlässig schützen. Kleinere Plattformen wie Campact.de, betont www.digitalcourage.de, hätten sich bei diesem Thema offener gezeigt und seien bereiter zu einem Dialog über dieses Thema.
END/nna/ung
Quellen:
https://digitalcourage.de/blog/2016/wie-changeorg-unsere-e-mails-verkauft
http://espresso.repubblica.it/attualita/2016/07/15/news/da-un-euro-e-cinquanta-a-85-centesimi-come-change-org-vende-le-nostre-email-1.277479
Bericht-Nr.: 160914-01 DE Datum: 14. September 2016
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