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In der ambulanten Pflege fehlen über 21.000 Fachkräfte
Laut „Pflege-Thermometer“ des Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. gibt es einen gravierenden Fachkräftemangel in der ambulanten Pflege. Die Pflegeausbildung und Bildungsplanung müssten dringend gestärkt werden.
KÖLN (NNA) – In Deutschland fehlen in der ambulanten Pflege derzeit – je nach Modellberechnung – zwischen 21.200 und 37.200 Fachkräfte. Diese Zahl hat das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip) in Köln jetzt veröffentlicht.
Mit dem sog. „Pflege-Thermometer“ 2016 hat das Institut die bislang größte Befragung zur Situation der ambulanten Pflege in Deutschland durchgeführt. In der bundesweiten und repräsentativen Studie wurden 1.653 Leitungskräfte aus der ambulanten Pflege befragt. „Die Studie offenbart erhebliche Lücken im Personalbereich. Wir müssen einen gravierenden Fachkräftemangel in der ambulanten Pflege feststellen“, erläutert der Leiter der Studie Prof. Isfort.
Der Fachkraftmangel sei dabei bereits versorgungsrelevant, denn rund ein Drittel der befragten Dienste mussten im vergangenen Jahr bereits Klientenanfragen aufgrund von Personalmangel ablehnen. Bei der Studie wurden die dreijährig ausgebildeten Pflegekräfte erfasst.
Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen, der ambulanten Einrichtungen sowie des dort beschäftigten Personals steigen in den letzten Jahren in allen Bundesländern deutlich an. Die verantwortlichen Personen jedes zweiten Dienstes blicken tendenziell optimistisch in die weitere Zukunft. Sie planen einen Ausbau, indem sie die Zahl der Klienten steigern sowie mehr Personal beschäftigten möchten. Aufgrund des bestehenden Fachkräftemangels seien dem jedoch Grenzen gesetzt.
Risiken
Außerdem stellen nach den Ergebnissen der Studie nicht kostendeckende Leistungen ein finanzielles Risiko für die Einrichtungen dar. Unterfinanziert seien insbesondere erhöhte Betreuungszeiten in Krisensituationen und bei der Sterbebegleitung, Anfahrtswege von mehr als 25 Minuten sowie Beratungsbesuche, die im Rahmen der Pflegeversicherung vorgeschrieben sind (§ 37 Absatz 3 SGB XI).
Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um Betrug in Milliardenhöhe durch einzelne kriminelle ambulante Dienste gewinne dies an Bedeutung, denn die Gelder fehlten an anderer Stelle und bei den zahlreichen Diensten, die für eine gute Versorgung einstehen, schreibt das dip.
Fast 30% der Studienteilnehmer nehmen Lücken bei der flächendeckenden Versorgung an ambulanten Leistungen in ihrer Region wahr. Zudem können derzeit über 40% der Dienste eine Mitarbeit an weiterführenden quartiersbezogenen und gemeinwesenorientierten Ansätzen nicht leisten, da sie vollständig in das Tagesgeschäft eingebunden sind. „Es ist angesichts der Studienergebnisse dringend geboten, die Pflegeausbildung und Bildungsplanung zu stärken, die Teilzeitquote in der ambulanten Pflege zu reduzieren, Leistungszuschläge aufzunehmen sowie die Netzwerkarbeit strukturiert zu befördern“, empfiehlt Prof. Isfort.
Als Konsequenz aus den Ergebnissen des „Pflege-Thermometers“ 2016 fordert das dip, Pflegeausbildung und Bildungsplanung zu stärken sowie die Anzahl der Teilzeitarbeitsplätze in der ambulanten Pflege zu reduzieren. Notwendig seien außerdem Leistungszuschläge und eine Förderung der Netzwerkarbeit im Interesse der Pflege.
Gefördert wurde die Studie von der B. Braun-Stiftung und unterstützt wurde sie vom Pflegelotsen des Verbands der Ersatzkassen e. V.
Die Studie kann kostenfrei von der Institutshomepage des dip heruntergeladen werden. Das gemeinnützige Institut finanziert sich überwiegend aus Projektmitteln und beschäftigt rund fünfzehn Mitarbeiter/innen.
END/nna/ung
Bericht-Nr.: 160517-01DE Datum: 17. Mai 2016
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