Durch zwei Programme in Zusammenarbeit mit den Bildungsstätten Guangzhou und Zhengzhou unterstützt das britische Emerson College die Waldorflehrerausbildung in China. Sie umfassen sechs zweiwöchige Seminare, die sich auf zwei Jahre verteilen. Binjie Hou, Manager von einer der Partnerorganisationen, beschreibt ihren Hintergrund und erste Erfahrungen mit den Seminaren.

GUANGZHOU (NNA) – Seit elf Jahren hat sich die Waldorfpädagogik in China etabliert, die größte Ausbildungsstätte für Waldorflehrer findet sich in Guangzhou und wurde 2008 von Jennifer Ouyang gegründet. Rund 100 Waldorflehrer wurden dort ausgebildet für die Waldorfschulen im Süden des Landes.

All diese Jahre hindurch zeigte sich jedoch, dass nur wenige Teilnehmer auch wirklich nach ihrem Abschluss in der Schulpraxis oder im Management von Schulen landeten. Und von denjenigen, die wirklich an die Waldorfschule gingen, hielten noch weniger längere Zeit dort durch.

Es ist eine große Herausforderung, sowohl physisch als auch geistig, mit voller Vitalität eine so kreative Pädagogik in die Praxis umzusetzen – nicht nur, was den Inhalt des Unterrichts anbetrifft, sondern auch hinsichtlich der Breite, Tiefe und Intensität dieser Arbeit. Sie erfordert, dass der Lehrer sich selbst immer wieder neu erfindet, sich verändert sowie eine große Anstrengung, die Balance zu halten.

Viele Lehrer erleben Leid und Frustration in ihrer täglichen Praxis. Aber wie machen es die Dozenten, die – im Alter von mehr als 60 Jahren – nach China kommen, sich immer noch solche frischen und vitalen Lebenskräfte zu erhalten? Am Ende haben wir erkannt, dass wir uns mehr auf die Wurzeln der Anthroposophie besinnen müssen.

Breitere Perspektive

Mit dem Ziel, Anthroposophie besser zu verstehen, begann Jennifer, sich am Emerson College zu erkundigen, ob es möglich sein würde, einen Grundlagenkurs zur Anthroposophie für uns ins Leben zu rufen, der eine umfassendere und breitere Sicht beinhaltet. Er sollte anthroposophische Theorie umfassen genauso wie die Darstellung ihrer Anwendungsfelder, Methoden im Alltagsleben und der Arbeit und damit den Teilnehmern neue Möglichkeiten für die Planung der eigenen Biografie und ihrer Lebensausrichtung mit sich bringen. Erkenntnis sollte nicht zu einer schweren Bürde werden, sondern auch Freude vermitteln.

Im August 2015 begann Modul 1 unseres Anthroposophie-Kurses. 64 Teilnehmer mit verschiedensten Lebensläufen kamen, zwischen ihnen mehrere Leiter von großen nationalen Kindergärten. Das Feedback zeigte, dass sie viel gelernt haben durch Hörübungen und auch über gewaltfreie Kommunikation, sich entschlossener fühlten und mit Menschen besser zurechtkamen, leichter miteinander kommunizieren konnten und andere und sich selbst mehr respektierten.

 Auch beim 2. Modul trafen sich Menschen mit unterschiedlichen Biografien. Noch mehr Kindergartenleitungen kamen, um zu erfahren, wie man anthroposophische Theorie in der Arbeit anwenden könnte. Das Feedback hinsichtlich ihres beruflichen Weges und auch zu goetheanistischer Wahrnehmung war, dass sie sich klarer wurden über ihre Entwicklungsschritte und dass sie ihre Arbeit besser planen konnten.

Neue Wege suchen

Viele Menschen in China suchen nach neuen Wegen in der Erziehung. Die Teilnehmer unserer Kurse sind Lehrer, Eltern, Ingenieure oder Buchhändler. Als erstes möchten sie zunächst wissen, was eine von Anthroposophie geleitete Pädagogik ist, in den Kursen lernen sie dann viel über sich selbst und ihren eigenen Lebensweg.

In Übereinstimmung mit dem Titel des Kurses „Cultivating wisdom: Spiritual Science und Social Arts“ erwarten wir noch mehr gute Inhalte in allen Modulen und hoffen, dass die Theorie der Anthroposophie in die Seelen einzieht und dort die volle Freude erweckt darüber, ein menschliches Wesen zu sein.

END/nna/cva/ung

Dieser Artikel wurde mit der freundlichen Genehmigung von Emerson College übernommen, er erschien zuerst als Blog auf der Website des Colleges.

Bericht-Nr.: 160604-01DE Datum: 4. Juni 2016

© 2016 News Network Anthroposophy Limited (NNA). Alle Rechte vorbehalten.