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Georg Forster als „moderner“ Denker des 18. Jahrhunderts

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By NNA-Chefkorrespondentin Cornelie Unger-Leistner

Die neue Biografie von Jürgen Goldstein sucht den roten Faden im Leben des Weltumseglers, Wissenschaftlers und Revolutionärs – die Rosenkreuzerzeit in Kassel bleibt jedoch ausgespar, schreibt NNA-Chefkorrespondentin Cornelie Unger-Leistner in ihrer Rezension.

BERLIN (NNA) – Weltreisender mit Kapitän Cook, Revolutionär der Mainzer Republik und unglücklich Liebender: Der Lebenslauf von Georg Forster (1754 – 1794) gehört sicherlich zu den ungewöhnlichsten Biografien der europäischen Kulturgeschichte. Der Philosophieprofessor Jürgen Goldstein hat jetzt eine neue Biografie von Forster herausgebracht, dem aus seiner Sicht „ungelesenen deutschen Klassiker“.

Es gibt sicherlich nicht sehr viele Autoren, denen eine gesamtdeutsche Würdigung zuteil geworden ist: Georg Forster gehört dazu. In der DDR war Forster als deutscher Revolutionär geradezu hochstilisiert und mit einer Gesamtausgabe seiner schriftstellerischen und wissenschaftlichen Werke bedacht worden, nach der Wende hat der Berliner Akademieverlag die von der DDR begonnene Forster-Gesamtausgabe dann fortgesetzt.

18 Bände sind so entstanden, das Schreiben blieb nach der dreijährigen Weltreise mit Kapitän Cook und Forsters Bestseller „Reise um die Welt“, den er mit knapp 20 Jahren zu Papier gebracht hatte, sein Lebenselexier – ebenso wie sein unerschütterliches Verhältnis zur Natur. Darauf weist Goldstein in seiner Forster-Biografie immer wieder hin, die weniger die Irrungen und Wirrungen von Forsters privatem Lebens im Blick hat, als vielmehr einen Gesamtüberblick über das Denken Forsters bieten will. Es lohne sich, so Goldstein, diesen eher unbekannten deutschen Klassiker und Zeitgenossen Goethes im Original zur Kenntnis zu nehmen.

Blick mit dem Herzen

Forster selbst kommt in Goldsteins Buch von daher auch ausgiebig selbst zur Wort und der Leser hat Gelegenheit, die „wunderbar erzählerische Sprache“ Forsters kennenzulernen, die exakte wissenschaftliche Beobachtung mit dem „seelischen Niederschlag“, den die beobachteten äußeren Verhältnisse im Inneren bilden, in unvergleichlicher Weise zusammenbringen. Forster „sieht mit dem Herzen“ , kann man mit Fug und Recht sagen, um die berühmte Formulierung aus dem „Kleinen Prinzen“ von Saint Exupéry zu verwenden.

So schafft es der jugendliche Weltreisende des ausgehenden 18. Jahrhunderts, an die fremden Kulturen, die ihm in Neuseeland, Südafrika und der Südsee begegnen, nicht den Maßstab des Eurozentrismus anzulegen. Forster trat die „voyage round the world“ im Alter von 17 Jahren zusammen mit seinem Vater an, der den Auftrag hatte, den Reisebericht dazu zu schreiben. Da er sich mit dem Auftraggeber, der britischen Admiralität zerstritt, rückte der Sohn als Autor an seine Stelle. Sein epochales Werk „Die Reise um die Welt“ ist auch mit vielen Bildern exotischer Tiere und Pflanzen aus der Feder Georg Forsters illustriert.

Schon der junge Forster hat den Anspruch, sich dem Fremden empathisch zu nähern und ihm auf diese Weise gerecht zu werden: „ Alle Völker haben den Anspruch auf meinen guten Willen“, formuliert er. Dabei reflektiert er auch seinen eigenen von der Erziehung in Europa geprägten Standpunkt, indem er dem Leser offenlegt, „wie das Glas gefärbt ist, durch das ich schaue“. (zit. nach Goldstein, S.93)

Auch wenn aus dem Blick auf die fremden Völker der Anspruch der Aufklärung hervorgeht, der allen Menschen die gleichen Rechte zuspricht, geht Forster über das Vernunftdenken der Aufklärung hinaus: „Für mich ist empfinden mehr als wissen.“ (ebd.) Vernunft ohne Gefühl ist für ihn ein „Unheil“, er wollte sich nicht einer „Tyrannei der Vernunft“ beugen, der „sistematischen Seelentirannei“ und in ein „kleinfügiges Fachwerk des Denkens“ zwängen lassen. (zit. nach Goldstein S.41) Goldstein sieht Forsters Denken so als Vorläufer von Schillers Werk „Über die ästhetische Erziehung des Denkens.“

Lebensetappen

Gerade in der heutigen Zeit der Globalisierung und der Postmoderne mit ihrer Kritik an der Einseitigkeit des wissenschaftlichen Denkens in der Gegenwart erscheint Forster so als früher Mahner hinsichtlich des Vernunftglaubens der Aufklärung, bei der er „die kalte Vernunft auf Kosten des Gefühls zu einem all angebeteten Götzen“ erhoben sieht (ebd.).

Mit dem fünf Jahre vor ihm geborenen Goethe teilt Forster die Überzeugung, dass die Anschauung der Phänomene der Ausgangspunkt jeglichen wissenschaftlichen Denkens zu bilden habe und von daher die Begriffe zu bilden seien, nicht umgekehrt. Was der Mensch ist, lehrt nur die Anschauung, fasst Goldstein Forsters Denken zusammen.

Diesem Denken Forsters und seinem inneren Zusammenhang folgt Goldstein über die so unterschiedlichen Etappen in dessen Leben hinweg: während der dreijährigen Weltreise mit Cook, seiner Lehrtätigkeit als Professor danach in Kassel, dann im polnischen Wilna und schließlich als schreibender Universitätsbibliothekar in Mainz, wohin Forster mit seiner kleinen Familie 1789 hin übersiedelt.

Knapp vor seinem 30.Lebensjahr hat er die Göttinger Professorentochter Therese Heyne geheiratet. Er bezieht eines der Professorenhäuser – sie sind heute noch in der Mainzer Innenstadt zu besichtigen und an Forsters Haus erinnert eine Tafel an sein Leben dort. An diesem eher beschaulichen Ort gerät der Weltreisende Forster dann vollends in den Umbruch seiner Zeit, als 1793 im Gefolge der französischen Revolution französische Truppen die linke Rheinseite besetzen.

Der Kurfürst flieht mit seinem Hofstaat und die freiheitlich denkenden Kräfte in Mainz drängen unter dem Schutz der Franzosen auf die Ausrufung der Republik. Forster ahnt , dass ihm durch diese historische Situation eine Entscheidung abverlangt wird: „Die Krisis naht heran und man wird Partei ergreifen müssen“, schreibt er im Oktober 1792 kurz nach dem Einrücken der Franzosen in Mainz an einen Freund.

Roter Faden

Goldsteins Verdienst in der Rezeption von Georg Forster liegt sicherlich darin, den roten Faden in den verschiedenen Etappen von dessen Leben aufzuzeigen – wie die Erfahrung egalitärerer Gesellschaftsformen in der Südsee den jungen Forster dazu brachte, die starren Formalitäten des höfischen Lebens und die Überlebtheit der gesellschaftlichen Konventionen infrage zu stellen. Schon 1783, also sieben Jahre vor der französischen Revolution fühlt Forster so die „Gärung“ im gesellschaftlichen Bereich und ist sich sicher „ daß die Welt sich mit eiligen Schritten der Entwicklung einer großen Weltbegebenheit nähert.“ (a.a.O., S. 138)

Forster sieht Revolutionen wie Naturprozesse an, von denen der Mensch mitgerissen wird und nicht als Resultat der obwaltenden Vernunft wie die Denker der Aufklärung. In Konsequenz seiner Schriften schlägt er sich dann auf die Seite der Mainzer Republik und wird einer der führenden Repräsentanten des ersten demokratischen Staatsgebildes auf deutschem Boden.

Kurz vor der Besetzung durch die Franzosen war es zu einem dritten Treffen zwischen Forster und Goethe gekommen. Trotz ihrer unüberbrückbaren Meinungsverschiedenheiten zur französischen Revolution verbringen Forster und Goethe wie schon zuvor bei einem Besuch Forsters in Weimar nach dem Bericht Goethes „zwei muntere Abende“ diesmal im Haus Forsters in Mainz, wo nach den Worten Goldsteins „ der Republikanismus... gleichsam in der Luft lag“. (a.a.O., S. 198).

Während Forster sich dann für die Mainzer Republik engagiert, wird Goethe den Tross von Herzog Carl-August von Sachsen-Weimar-Eisenach begleiten. Der Weimarer Herzog nimmt als preußischer General auf Seiten von Preußen-Österreich an dem Feldzug gegen die französischen Truppen teil, Goethe hat später die Belagerung von Mainz mit all ihren Schrecken für die Bevölkerung anschaulich beschrieben. Die zwei „munteren Abende“ trotz erheblicher Meinungsverschiedenheiten sprechen für die geistige Größe der beiden Dichter und Wissenschaftler.

Goldstein vertritt hierzu die These, dass Goethe, der Forster immer die Treue gehalten habe, in Forster so etwas wie sein Alter Ego gesehen habe, das Partei ergriff, während er – Goethe – seinem Standpunkt treu habe bleiben müssen, nach dem gesellschaftliche Eruptionen destruktiv und schädlich seien und ihnen die organische und behutsame Veränderung vorzuziehen sei. Posthum hat Goethe den jüngeren Kollegen in seiner Farbenlehrer gewürdigt, wo er sich für Forsters „Beistand“ in der Sache bedankt.

Moderne Anklänge

Mit anhaltender Faszination folgt man den Ausführungen Goldsteins zu Forster, der nicht nur aufgrund seines Ansatzes einer globalen Geltung der Menschenrechte unglaublich modern erscheint. In vielen Zitaten Forsters, der sich in die Umbruchstimmung seiner Zeit stellt und ihr nachspürt, fühlt man sich an die Gegenwart mit ihren unabsehbaren Umbrüchen erinnert. Auch die dreijährige Seefahrt, auf der eine Strecke zurückgelegt worden ist, die dreimal den Umfang der Welt umfasste und auf der die Seefahrer bei der monatelangen Fahrt durch arktische Gewässer mehrfach in Lebensgefahr gerieten und die Forster in jungen Jahren erheblichen Grenzerfahrungen aussetzte, lässt an entsprechende Lebenswege in der heutigen Zeit denken.

Forster hat auf der Weltreise Eindrücke gesammelt, die für sein restliches Leben ausreichten, allerdings wurde es ihm nach diesen Extremerfahrungen auch nicht leicht, sich in das „normale Leben“ eines Schriftstellers und Wissenschaftlers hineinzufinden. Erschwert wurde dieser Übergang ins normale Leben auch durch stetige gesundheitliche Probleme, die er sich offenbar auf der Weltreise eingehandelt hatte, Goldstein schließt dabei auch eine verschleppte und mit damaligen Mitteln nicht zu diagnostizierende Tropenkrankheit nicht aus. Forsters Produktivität als Schriftsteller wurde durch seine labile gesundheitliche Verfassung aber nicht geschmälert.

So fühlt man sich beim Lesen von Goldsteins Buch immer wieder an heutige Lebensläufe erinnert und an das Wort von Christa Wolf von den „Vorgängern mit Blut im Schuh“, mit dem sie gescheiterte Vorkämpfer heute zeitgemäßer und allgemein verbreiteter Ideen bedacht hat. Forsters privates Leben, z.B. seine gescheiterte Ehe aufgrund einer von seiner Frau Therese eingegangenen Liebesbeziehung mit einem Freund Forsters, kommt in Goldsteins Buch nur am Rande vor. Auch hier erweist sich Georg Forster als ein Mensch der Moderne, als er sich eher ein Leben zu dritt vorstellen mag, als auf Therese und seine beiden Kinder zu verzichten.

In diesem Kontext gehört auch seine Beziehung zu Caroline Böhmer, die im Haus Forsters ein und aus ging und nach der Abreise seiner Frau in die Schweiz seinen Haushalt betreute. Durch die Beziehung zu Forster, die eine freundschaftliche und intellektuelle war, musste Caroline Böhmer dann bei Nacht und Nebel aus dem belagerten Mainz flüchten, wurde verhaftet und geriet in Festungshaft, aus der sie durch die Schlegel-Brüder gerettet werden konnte.

Durch sie hielt Forsters Denken dann Einzug in die Kreise der deutsche Romantik, in der Carolines als Ehefrau von Friedrich-Wilhelm Schlegel in Jena eine wichtige Rolle spielen sollte. Die Beziehung zwischen Caroline Böhmer, einer Jugendfreundin von Forsters Frau und Forster spielt in Goldsteins Buch keine Rolle entsprechend seinem Anspruch, vor allem die Kontinuität in Forsters Denken aufzuzeigen.

Die Kasseler Jahre

Woher nahm Georg Forster die Ressourcen für sein derart aufregendes und doch so produktives Leben? Diese Frage beantwortet Goldstein vor allem mit Forsters unerschütterlicher Liebe zur Natur, die ihm immer wieder Kraft gegeben habe und mit seinem ebenfalls nicht zu erschütternden Drang zum Schreiben.

Spätestens an diesem Punkt ist es nachgerade unverständlich, warum Goldstein, der alle Lebensetappen Forsters genauestens durchleuchtet, einen inhaltlichen Bogen um Forsters fünf Kasseler Jahre macht, in denen dieser sich der Bruderschaft der Rosenkreuzer zugewandt hatte und auch Forsters Zughörigkeit zur Bruderschaft der Freimaurer bereits in jungen Jahren vollkommen außer acht lässt.

In dem gesamten Kontext zitiert Goldstein lediglich einen lapidaren Satz von Forster, der sich von einer „religiösen Schwärmerei seiner Jugend“ später distanziert habe und betrachtet die Zeit in Kassel wie auch darauf folgend die Jahre in Wilna als „Zwischenspiel“ im Leben Forsters. Damit schmälert Goldstein den Wert seiner ansonsten spannenden und interessanten Forster-Biografie ganz erheblich.

Lässt er damit doch auch wichtige Forschungsergebnisse zur Kasseler Zeit Forsters vollkommen außer acht, wie sie 2009 nach dem Auffinden der Rosenkreuzer-Briefe Forsters von der Georg-Forster-Gesellschaft publiziert worden sind. (siehe Literaturhinweis) Forster hatte demnach bereits als junger Mann den höchsten Meistergrad der Freimaurer erlangt – Erfahrungen, die sich vermutlich nicht rückgängig machen lassen und die sich im restlichen Leben Forsters ausgewirkt haben dürften.

Forsters Schreibkraft versiegt selbst in seinen letzten Lebensmonaten nicht, als er nach Paris zum Nationalkonvent delegiert wird und dann aufgrund des Sieges der Belagerungstruppen über die Franzosen und die Zerschlagung der Mainzer Republik nach nur vier Monaten nicht mehr zurück in die Heimat kann.

Pariser Exil

Im Pariser Dachzimmer bringt er ein Manuskript zu Papier, in dem er die Prinzipien der französischen Revolution auch weiterhin verteidigt, zwischen den Zeilen aber – wie Goldstein nachweist – den Terror der Guillotine verurteilt. Die Realität der Revolution, wie er sie in Paris erlebt, ernüchtert Forster, bestärkt ihn aber in seiner Auffassung von Revolutionen als Naturgewalten. Obwohl er zum Schluss desillusioniert auf das Geschehen in Paris blickt, bereut er seine „Parteinahme“ nicht: „dass endlich nur auf diese Art eine gewisse Entwicklung meiner selbst möglich war, die zwar unendlich schmerzlich, aber auch zugleich eine Quelle von sonderbarer Beschauung in mir geworden ist... - dann bin ich zufrieden mit allem, was geschehen ist,“ schreibt er im Juni 1793 aus Paris an seine Frau.

Noch einmal trifft Forster heimlich an der Schweizer Grenze seine Familie, die er über ein Jahr lang nicht gesehen hat – es bricht ihm fast das Herz. Nach der Rückkehr ins Exil in Paris sind Forsters Kräfte erschöpft. Ein nächtlicher Gang durch Nässe und Kälte im winterlichen Paris, als er keine Kutsche für die Heimfahrt findet, tut ein Übriges und wirft ihn endgültig aufs Krankenlager. Von dieser Erkrankung wird er sich nicht mehr erholen. Johann Georg Kerner, ein ebenfalls flüchtiger deutscher Jakobiner und Arzt aus Schwaben, steht ihm in seinen letzten Tagen über die Weihnachtszeit bei, zusammen mit einem polnischen Freund.

Forster stirbt knapp sechs Wochen nach seinem 40. Geburtstag am 10. Januar 1794. Bedingt durch die politischen Verhältnisse erfahren die Mainzer Freunde erst Wochen später von seinem Tod: „Ist es wahr, dass unser, uns so lange geliebter Forster in Paris gestorben ist?“ fragt die Schriftstellerin Sophie von La Roche in einem Brief an Forsters alten Freund, den Arzt und Naturforscher Samuel Thomas Soemmering. Auch dieser kommt vergleichsweise wenig in Goldsteins Buch vor. Offenbar wird hier erneut der Bogen wirksam, den der Autor um Forsters Kassler Zeit und das Rosenkreuzer-Thema schlägt – war doch Soemmering ein Freund aus diesen Kasseler Zeiten und dort Vorsitzender des Rosenkreuzer Zirkels.

Lücke

So steht am Ende – trotz aller Verdienste des Biografen Goldstein – doch die Enttäuschung über eine große Lücke, die die mangelnde Einbeziehung von Forsters Zeit in Kassel im Buch klaffen lässt. Hatte sich Forster wirklich von den Rosenkreuzern verabschiedet, als er Kassel verließ, als Professor ins polnische Wilna überwechselte und danach seine Stelle am kurfürstlichen Hof im weniger fortschrittlichen Mainz antrat?

Kann man das Signum rosenkreuzerischen Denkens nicht auch in seinem weiteren Leben entdecken? Das „Lesen im Buch der Natur“, die selbstlose Hingabe an allgemeine menschheitliche Ziele, das Primat der eigenen inneren Entwicklung sowie die Notwendigkeit einer „Generalreformation“ der Gesellschaft – dies sind schließlich die großen Themen der Manifeste der Rosenkreuzer, der Fama Fraternitatis, der Confessio und schließlich der Chymischen Hochzeit des Christian Rosenkreutz, die Anfang des 17. Jahrhunderts in Kassel erschienen sind (siehe dazu NNA-Bericht vom 12. März 2015).

Auch die Beziehung zwischen Forster und Goethe könnte vor diesem Hintergrund noch in einem anderen Licht erscheinen. In Goldsteins Buch bleiben außerdem weitere Bezüge ausgespart, die weiteren Aufschluss geben könnten über den „ungelesenen Klassiker“ Forster – dazu gehört auch die Frage, inwieweit seine Gedanken und sein Schicksal die deutsche Romantik beeinflusst haben.

Mindestens durch Caroline Böhmer ist die Verbindung gegeben, Forster war Zeitgenosse von Tieck, der Schlegel-Brüder und des rund 20 Jahre jüngeren Novalis.

Ende der 90er Jahre des 18. Jahrhunderts und fünf Jahre nach Forsters Tod wird Novalis in Hinblick auf die französische Revolution schreiben, dass alle Tendenzen der Weltverbesserung solange nicht von Erfolg gekrönt sein werden, wie sie nicht mit der Existenz des Menschen als geistigem Wesen rechnen. Den Text veröffentlichte Novalis auf Anraten seiner Freunde und auch von Goethe zu Lebzeiten nicht – Reflexionen über die Zukunft zu veröffentlichen, blieb so auch in der Generation nach Forster ein riskantes Unterfangen.

END/nna/ung

Literaturhinweise:
Goldstein, Jürgen (2015): Georg Forster – Zwischen Freiheit und Naturgewalt. Berlin, 301 Seiten. ISBN 978-3-95757-090-1.

Ewert, M./ Schüttler, H. (Hg.): Georg Forster- Briefe an Ernst Friedrich Hector Falcke – Neu aufgefundene Forsteriana aus der Gold- und Rosenkreuzerzeit. Georg-Forster-Studien Bd. 4, Kassel 2009.

Georg Forsters Werke. Sämtliche Schriften, Tagebücher, Briefe. Hrsg. Akademie der Wissenschaften der DDR, Berlin 1958 ff, seit 1992 fortgeführt von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Forster, G. (2007): Reise um die Welt. Illustriert von eigener Hand. (Mit einem Essay von K. Harpprecht und einem Nachwort von F. Vorpahl)

Bericht-Nr.: 151222-01DE Datum: 22. Dezember 2015

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