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Flüchtlinge distanzieren sich von Übergriffen in Köln
KÖLN (NNA) – Rund 400 Flüchtlinge aus Syrien, Irak und Afghanistan haben sich am Wochenende in Köln zu einer Kundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz versammelt, um ihre Missbilligung der Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht zum Ausdruck zu bringen. Die Demonstranten waren einem Aufruf auf Facebook gefolgt, der einem Bericht des Westdeutschen Rundfunks zufolge von einem 27jährigen Syrer ausging.
„Ich bin sehr traurig, was passiert ist. Das ist nicht unsere Kultur. Diese Täter müssen ins Gefängnis. Sie sind eine Gefahr für jeden – Deutsche und Flüchtlinge“, wird er in dem Bericht zitiert. Um sich bewusst von diesen Männern abzugrenzen, habe er die Demonstration ins Leben gerufen.
Auf Plakaten machen die Teilnehmer deutlich, worum es ihnen geht: „Wir respektieren die deutschen Werte“, „Egal welche Religion, ich bin gegen Sexismus“ oder „Wir wollen friedlich zusammenleben, aber nicht so wie in der Silvesternacht in Köln“. Die Teilnehmer der Kundgebung entschuldigen sich öffentlich bei den angegriffenen Frauen und ihren Familien. „Es war eine schamlose Tat.“ Auf der Kundgebung wurden auch weiße und rote Rosen an Passanten verteilt als ein Symbol des Respekts und des Mitgefühls.
Unter den Demonstranten waren auch zahlreiche Frauen. Der WDR zitiert eine von ihnen, eine Syrerin, die seit vier Monaten in Deutschland ist, mit den Worten: „Was passiert ist, ist für uns alle nicht akzeptabel - egal woher man kommt“, sagt sie. Gerade sie als Frau fühle sich den Opfern besonders verbunden und sei traurig. Ihre Hoffnung sei, dass so etwas nicht noch einmal passiere.
Zeichen gegen Gewalt
Aeham Ahmad, ein syrisch-palästinensischer Pianist, der bekannt wurde, weil er mit seinem Klavier auf den Straßen der zerbombten syrischen Hauptstadt Damaskus gespielt hat, war Berichten des Deutschlandfunk zufolge auch bei der Kundgebung mit seinem Klavier präsent. Seit drei Monaten ist der 27-jährige in Deutschland und auch er will mit seiner Musik ein Zeichen gegen Gewalt setzen. Der Deutschlandfunk berichtet noch von einem weiteren Motto der Kundgebung: „We are all Cologne“.
Eine amerikanische Studentin, die in Tübingen lebt und in der Silvesternacht in Köln in der Menschenmenge unterwegs war, in der sich die Übergriffe ereigneten, berichtet in der New York Times davon, wie sich syrische Männer zu ihrem Schutz zusammengeschlossen haben. Sie bildeten einen Kreis um sie in der Menge und halfen ihr, ihren Freund wiederzufinden.
Immer wieder war diesen Berichten zufolge auch Dank der Flüchtlinge zu hören an die Deutschen. So äußerte ein 21-jähriger Syrer aus Bad Honnef: „Die Leute waren so nett und haben uns aufgenommen.“ Seine große Sorge sei, dass diese positive Stimmung nun kippe. Es sei nicht fair, wurde aber auch betont, die Täter der Silvesternacht mit allen Flüchtlingen in Deutschland gleichzusetzen.
Kriminelle Strukturen
Wie aus den Ermittlungsergebnissen der Polizei hervorgeht, finden sich unter den Tatverdächtigen der Silvesternacht besonders viele Marokkaner, die zusammen mit Algeriern und Tunesiern den Behörden im Rheinland schon länger Sorge bereiten. Seit 2011 werden Taschendiebstähle in Köln und Düsseldorf vor allem dieser Personengruppe zur Last gelegt. Der Zuzug aus diesen Ländern hat nach Angaben des Innenministeriums von Nordrhein-Westfalen in den vergangenen Monaten massiv zugenommen.
Ein Zentrum liege im sog. Maghreb-Viertel in der Nähe des Düsseldorfer Hauptbahnhofs. Bereits im Juni 2014 hatte die Polizei ein Projekt hier eingerichtet, das sich mit den kriminellen Strukturen in diesem Milieu befasst, das die Ermittler auf rund 2.200 Personen beziffern.
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Quellen:
http://www.deutschlandfunk.de/koeln-fluechtlinge-gegen-gewalt-und-sexismus.1769.de.html?dram:article_id=342748
http://www1.wdr.de/themen/aktuell/syrer-demonstration-koeln-100.html
Bericht-Nr.: 160119-02DE Datum: 19. Januar 2016
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