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Der Kosmos im Wohnzimmer
Die Idee der Sphärenharmonie ist etwa zweieinhalbtausend Jahre alt und wurde von Phythagoras entwickelt. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts gab Johannes Kepler der Idee entscheidende neue Impulse, als er die grundlegenden Bewegungsgesetze der Planeten erforschte. Nun ist dieser Gedanke von Brian Cranford, Tobias Krug und Hartmut Warm mit Hilfe mathematischer Berechnungsmethoden und musikalischer Programmierung weitergeführt und in Musik umgesetzt worden. NNA-Korrespondent Walter Siegfried Hahn hat sich die CD, Planetenmusik2, angehört.
MAINZ (NNA) – Kaum jemand wird sich wohl dem Zauber der vorliegenden CD von Hartmut Warm, Brian Cranford und Tobias Krug entziehen können. Sie bringt uns den Kosmos ins Wohnzimmer. Es handelt sich um reale Beziehungen von Planeten, in Töne verwandelt und auf menschliches Hörvermögen transponiert. Aber vermutlich klingen sie auch ohne dieses Wissen so wunderschön und so unglaublich fremd und bekannt zugleich.
Hartmut Warm hat in 20 Jahren eine Wissenschaft der Planetenbeziehungen entwickelt. Die von Pythagoras eingeführte und von Kepler erneuerte Idee der Sphärenharmonie ist von Hartmut Warm aufgrund hochgenauer astronomischer Verfahren nachgewiesen worden. Danach finden sich die musikalischen Intervalle in den Bahngeschwindigkeiten (an bestimmten Stellen der elliptischen Bahnen) der Planeten wieder.
Durch sein Buch Die Signatur der Sphären und seine Vortragstätigkeit ist sie vielen bekannt geworden. Noch bekannter sind die aus seinen Berechnungen entstandenen graphischen Bilder, die Nachahmer und Kopierer gefunden haben. Zugleich haben sich Tobias Krug und Brian Cranford mit der musikalischen Darstellbarkeit kosmischer Bewegungen beschäftigt. Aus der Zusammenarbeit aller drei liegt nun eine zweite CD mit Planetenmusik vor.
Transzendentes Erleben
Ich höre kammermusikalische Miniaturen mit bekannten Instrumenten wie Klavier, Litophon, Klarinette, Monochord, Orgel. Sie erinnern von Ferne an Satie, Debussy oder auch Stockhausen und Ligeti. Während die zwei Jahre vorher erschienene erste Planetenmusik nur aus rein maschinell generierten Tönen besteht, spielen auf der zweiten richtige Musiker richtige Instrumente, etwa Masako Ohta (Klavier) oder Heinz Friedl (Klarinette). Das ändert an der Andersartigkeit der Musik nichts, eher steigern die bekannten Klangfarben noch das transzendente Erleben.
Die Künstler mussten für diese CD verschiedene Entscheidungen treffen: Die Planetenbeziehungen selbst, den Zeitraum, die Zeitkomprimierung, Tonlage und Tonlänge, aber auch die Klangerzeugung und Instrumentalisierung gab es auszuwählen. Was die Zeitkomprimierung betrifft, umfasst das Stück “Zeitgeist” den Zeitraum vom 21.3.2003 bis zum 19.3.2005 und dauert auf der CD sieben Minuten. Ein Tag entspricht bei diesem Titel also ungefähr 1,74 Sekunden.
Es wäre durchaus interessant, andere Auswahlen, andere Realisationen hören zu können. Doch kann ich mir vorstellen, dass man diese Aufnahme dereinst als Klassiker bezeichnen wird. Nicht nur weil sie als eines der ersten Werke heraus kam, die reale Planetenbeziehungen vertonen, sondern auch weil sie so umwerfend “wahr” und so fein ausgewählt ist.
Musik im Werden
Selten, seit Bach und den legendären Grateful Dead, hat man eine Musik gehört, die derart im Werden ist. Man kann das Geistige, man kann Seelisch-Warmes und Lebendig-Ätherisches in diesen Aufnahmen erleben, doch das Physische hat bei aller Klarheit und Transparenz wenig Substanz. Was mich zu dem Wunsch führt, den ich für dieses Projekt habe: Live-Aufführungen, vielleicht mit Vorträgen und Seminaren verknüpft.
Aufführungen solcher Musik in vielen Konzerthäusern und bei vielen Festivals, das wünsche ich ihr.
END/nna/wsh
Brian Cranford / Tobias Krug / Hartmut Warm, Planetenmusik2/music of the plants, Dauer 69:25 Minuten. Nr. 978-3-8306-7727-7. Preis 14,95 Euro.
Bericht-Nr.: 151020-02DE Datum: 20. Oktober 2015
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