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Corona- und Klimakrise müssen zusammen gedacht werden

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By NNA Mitarbeiter

Der Resilienzforscher Prof. Johan Rockström sieht wichtige Lernprozesse durch die Corona-Pandemie. Die Gesundheitskrise sei auf die Zerstörung der Ökosysteme, verschärft durch den Klimawandel, zurückzuführen.

BERLIN (NNA) – Auf den Zusammenhang zwischen der Corona-Pandemie und der Klimakrise hat Johan Rockström, der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung hingewiesen. Das Virus könne nicht isoliert betrachtet werden, betonte er in einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel.

„Wir haben eine Gesundheitskrise, doch der Hintergrund dafür ist, dass das Virus durch die Zerstörung von Ökosystemen – verschärft durch den Klimawandel – überhaupt erst aufgetaucht ist“, sagte Rockström.

Der schwedische Resilienzforscher leitet das Institut zusammen mit dem Ökonomen Ottmar Edenhofer seit 2018, er wird von Clarivate Analytics zu den am meisten zitierten Forschern der Welt gezählt.

Die Zerstörung der Ökosysteme, eine nicht nachhaltige Landwirtschaft und nicht nachhaltige Lebensmittelmärkte verbunden mit einer hypervernetzten globalen Handels- und Reisewelt hätten dazu geführt, dass das Virus aus der Tierwelt auf die Menschheit übergegriffen hat.

Auch nicht nachhaltiges Management des Klimas und der Ökosysteme steckten hinter der Pandemie, heißt es in dem Interview weiter. Es habe sich jetzt gezeigt, „wie plötzlich sich auf globaler Ebene Dinge ändern können. Die Erde ist sehr klein, alles ist miteinander verbunden. Etwas, was sich auf einem Markt in China entwickelt hat, kann sich in wenigen Wochen weltweit ausbreiten – und eine globale Krise auslösen.“

Mobilisieren und handeln

Die Pandemie habe aber auch die Fähigkeit der Menschen dokumentiert zu mobilisieren und zu handeln: „Wir haben aus der Coronakrise gelernt, schnell und angemessen zu handeln. Wenn wir Corona als Krise ernst nehmen, dann müssen wir genauso aktiv das Klimaproblem anpacken“, fordert der Wissenschaftler. 500 Millionen Euro Investitionen aus Europa zum Kampf gegen Covid 19 seien „einmalig“.

Rockström hofft vor diesem Hintergrund, dass „wir nie wieder eine Debatte zur Finanzierung des Klimaschutzes führen müssen“. Warum solle man darüber streiten, fragt er, das Klima für die Zukunft der Menschheit zu stabilisieren, wenn weltweit 11 Trillionen Euro zum Schutz vor einem Virus zur Verfügung gestellt werden, das „letztendlich nicht so schädlich für die Menschheit sei wie die Klimakrise.“

Außerdem könne man aus der Corona-Pandemie auch lernen, „wie wichtig Daten, Wissenschaft und Monitoring“ sind. Es gehe darum, zu erkennen, „was eigentlich die wirklichen Krisen sind“, die die Menschheit heute angehen müsse. Rockström unterstreicht, dass dies nicht nur eine Aufgabe für die Politik, sondern für alle Menschen sei. Man müsse erkennen, dass Systeme zerstört werden können, wenn man zu viel Druck auf sie ausübe.

Im Klimaschutz könne „nicht nur Effizienz und Optimierung im Vordergrund stehen, wir müssen auch die verschiedenen Systeme schützen, damit Eisschilde oder der Regenwald nicht unwiderruflich zerstört werden“. Auch hier sieht Rockström Erkenntnismöglichkeiten durch die Pandemie. Sie halte den Menschen genau wie die Klimakrise vor Augen, „dass der Teufel kaum zu stoppen ist, wenn man ihn erst einmal aus der Flasche gelassen hat.“ Man müsse die Systeme der Erde konservieren und schützen, bevor „die Kipppunkte überschritten werden“.

Generationenvertrag

Rockström hat zusammen mit anderen Wissenschaftlern die Studien verschiedener Forschergruppen weltweit zu Gesundheits- und Klimaforschung verglichen, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Corona- und Klimakrise herauszuarbeiten. Es gebe einige Studien, die Verbindungen zwischen Covid-19 und Diversität aufzeigten, betont er.

Ein Ergebnis der Forschergruppe ist auch eine Art Generationenvertrag. „Wenn wir Corona- und Klimakrise zusammendenken, kommen wir schnell zu dem Schluss, dass junge und alte Generation nur gewinnen können, wenn sie sich gemeinsam engagieren. Die Jungen müssen die Älteren in der Coronakrise schützen und die Älteren den jungen Menschen einen lebenswerten Planten hinterlassen, indem unwiderrufliche Klimaänderungen vermieden werden“, argumentiert Rockström in dem Interview.

END/nna/ung

Bericht-Nr.: 200909-01DE Datum: 9. September 2020

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Foto: www.pik-potsdam.de