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Bekannter Esoterikforscher Prof. Goodrick-Clarke verstorben
EXETER (NNA) - Der bekannte britische Esoterikforscher und Autor Nicholas Goodrick-Clarke ist überraschend am 29. August 2012 in Torquay (England) im Alter von 59 Jahren nach kurzer Krankheit gestorben. Goodrick-Clarke war Professor für Westliche Esoterik und zuletzt Direktor des Exeter Centre for the Study of Esotericism (EXESESO) an der Universität Exeter, das er 2005 mitbegründet hatte.
Im deutschsprachigen Raum wurde er vor allem durch sein Werk “Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus“ (englische Erstausgabe 1985, deutsch seit 1992) bekannt, das in viele Sprachen übersetzt wurde. Es brachte ihm den Ruf eines der besten Kenner der sogenannten „braunen Esoterik“ ein, der um 1900 entstandene “Ariosophie“. Dabei ging es ihm weniger um die esoterischen Wurzeln der Nazi-Ideologie - die führenden Nazis lehnten Esoterik in jeder Form ab - als vielmehr um „die Bedeutung von Mythos und Symbol im politischen Prozess“, wie H.?T. Hakl in seinem Vorwort schreibt.
Der Lehrstuhl für Esoterikforschung in Exeter war europaweit der dritte nach Paris (1965, Prof. Antoine Faivre) und Amsterdam (1999, Prof. Wouter Hanegraaff). 2006 zog die katholische Kirche nach und errichtete einen eigenen Lehrstuhl „für nichtkonventionelle Religion und Spiritualitätsformen“ an der päpstlichen Universität Angelicum im Vatikan (2006, Prof. Michæl Fuss).
Goodrick-Clarkes Forschungsinteressen galten Themen wie Globalisierung der Esoterik, Theosophie und esoterische Lehren der spirituellen Entwicklung im 20. Jahrhundert. Er befasste sich außerdem mit Hermetik, Pietismus und Alchemie im Zeitalter der Aufklärung und auch die Rosenkreuzer, Swedenborg, die Theosophie, Rudolf Steiner und Anthroposophie gehörten zu seinem Forschungsschwerpunkt.
Neben seinem Standardwerk „Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus“ veröffentlichte Goodrick-Clarke u.a. „Hitler's Priestess: Savitri Devi, the Hindu-Aryan Myth and Neo-Nazism“ (1998 Paracelsus: Essential Readings (1999); „The Rosicrucian Prelude: John Dee's Mission in Central Europe“(1999); „Emanuel Swedenborg: Visionary Savant in the Age of Reason“ (2002); „Black Sun: Aryan Cults, Esoteric Nazism and the Politics of Identity“ (2002); „Helena Blavatsky“ (2004); „G.?R.?S. Mead and the Gnostic Quest“ (2005); „The Western Esoteric Traditions: A Historical Introduction“ (2008).
Innerhalb der Buchreihe Western Esoteric Masters (Spirituelle Meister des Westens, North Atlantic: Berkeley) gab er die Bände Robert Fludd (2001), Jacob Boehme (2001), John Dee (2003), Emanuel Swedenborg (2003) und Rudolf Steiner (2004) heraus.
Für die anthroposophische Bewegung von Interesse ist die Tatsache, dass Goodrick-Clarke im Gegensatz zu Historikern wie Peter Staudenmaier keine ideologische Gemeinsamkeiten zwischen Anthroposophie und der Nazi-Ideologie fand. Er schildert dagegen sehr genau, wie Ariosophen Anfang des 20. Jahrhunderts einzelne Elemente der Theosophie, deren Ziel eine Verbrüderung der Menschheit war, für ihre rassistischen Zwecke umdeuteten.
Ein Nachruf der ESSWE (Europäische Gesellschaft zum Studium der Westlichen Esoterik) hebt die menschlichen Qualitäten, die Warmherzigkeit, den ansteckenden Humor und die lebenssprühende Persönlichkeit des Forschers hervor. Im Internet findet sich auch eine kurze Selbstdarstellung von Prof. Goodrick-Clarke.
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huss.exeter.ac.uk/research/exeseso/staff.php
Bericht-Nr.: 120919-02DE Datum: 19. September 2012
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