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100 Jahre Haus Duldeck: Magazin des Steiner-Archivs würdigt Baugeschichte

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By NNA Mitarbeiter

DORNACH (NNA) – Zu den markantesten Beispielen wenig beachteter avantgardistischer Architektur im frühen 20. Jahrhundert gehört das Haus Duldeck auf dem Goetheanumhügel. Der von Rudolf Steiner entworfene, 1915 fertiggestellte, ursprünglich als Wohnhaus für die Familie des Zahnarztes Emil Grosheintz genutzte Zweckbau beherbergt seit 2002 das Rudolf Steiner Archiv.

Am 11. September fand anlässlich des 100jährigen Jubiläums des Gebäudes eine Vernissage statt: die diesem Bau gewidmete Ausstellung wird bis zum Februar 2016 dauern. Als Begleitbuch brachte die Nachlassverwaltung ihr viertes Archivmagazin heraus, das Beiträge von neun Autoren enthält; einer der Verfasser ist der SPIEGEL-Redakteur Johannes Saltzwedel.

Das 343 Seiten starke Buch setzt zwei Schwerpunkte: neben der reich illustrierten, von dem Kunsthistoriker Roland Halfen erstellten Dokumentation „Hundert Jahre Haus Duldeck“ bringt es mehrere Erinnerungen zum Gedenken an die Herausgeberin und Steiner-Forscherin Hella Wiesberger, die „Architektin der Steiner Gesamtausgabe“, die am 13. Dezember 2014 im Alter von 94 Jahren verstorben ist. Wiederabgedruckt wird die Studie Wiesbergers „Rudolf Steiners Lebenswerk in seiner Wirklichkeit ist sein Lebensgang“, die u.a. einen Einfluss des Philosophen Lazar von Hellenbach auf Steiners Vorstellung vom Wesen der Zeit plausibel macht.

Ivana Suppan hat erstmals eine Wiesberger-Bibliographie zusammengestellt (4 Bücher und 83 Aufsätze, zwei biographische Dokumentationen über Marie Steiner und über 50 von Wiesberger betreute GA-Bände). Als Ergänzung zu dem neuerschienenen Band GA 69c wird ein fragmentarisch überlieferter öffentlicher Vortrag Steiners über Theosophie, Buddhismus und Christentum (Mannheim, 1913) erstmals veröffentlicht.

Breitgefächerte Beiträge

Der Historiker Markus Osterrieder, Autor des Werkes „Welt im Umbruch. Nationalitätenfrage, Ordnungspläne und Rudolf Steiners Haltung im Ersten Weltkrieg“ (2014; NNA rezensierte) kontextualisiert Steiners Schrift „Gedanken während der Zeit des Krieges“ (1915), Johannes Saltzwedel rezensiert die 2014 erschienene grundlegende Studie von Jan Stottmeister über die Beziehung des George-Kreises zur Theosophie. Stefan George und Rudolf Steiner galten um 1920 innerhalb der deutschen Jugendbewegung als charismatische Führergestalten. Die Rezension macht deutlich, warum beide Kreise sich bewusst voneinander abgrenzten.

Mit mehreren Beiträgen vertreten ist Archivleiter David Marc Hoffmann: Er untersucht die Stirner-Rezeption von Nietzsche und Steiner und bietet eine Zusammenschau von Hans Jonas’ Gottesbegriff nach Auschwitz mit dem frühen monistischen Gottesbegriff bei Steiner. Ferner dokumentiert er ein im Steiner Archiv befindliches Blatt aus der Hand Goethes und bringt eine Vorschau auf die bis 2025 vorgesehene Edition der restlichen Bände der Steiner Gesamtausgabe. Ein Hinweis auf die Überführung der Nachlassverwaltung in eine Stiftung schließt sich an.

Ein für Steiner entworfenes, aber nie ausgeführtes Wohnhaus in „Bohnenform“ und die in Blattgold gearbeitete, leider nur schwarz/weiß wiedergegebene handschriftliche Widmung des Jugendstil-Künstlers Melchior Lechter für Rudolf Steiner in dem Buch „Tagebuch der Indien-Reise“ gehören zu den Highlights unter den zahlreichen Abbildungen.

END/nna/vog

Bericht-Nr.: 151004-02DE Datum: 4. Oktober 2015

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