Nachrichtenbeitrag
„What moves you“ – den Motiven des Lebens auf der Spur
BERLIN (NNA) - Die von Rudolf Steiner vor 100 Jahren entwickelte Bewegungskunst Eurythmie hat in dem Jahrhundert ihres Bestehens viele pädagogische, künstlerische, heilpädagogische und soziale Wirkungen gezeigt. So besteht aller Grund, dieses Jubiläum in diesem Jahr ausgiebig zu feiern – zum Beispiel mit einem großen Jugend-Eurythmie-Festival, wie es Anfang August in Berlin stattfand. „WHAT MOVES YOU?“ ist ein Projekt von „Tanz dein Leben e.V.“ (Heidelberg) und bot im ausverkauften Saal der Freien Waldorfschule Kreuzberg in Berlin zwei feierliche Abende mit über 1000 Zuschauern. 83 Jugendliche zwischen 17 und 23 Jahren aus 14 Nationen waren zusammengekommen - von A (Argentinien) bis Z (Neu Zealand). Zur Aufführung kam als erstes von Arvo Pärt das „Fratres“ für Vioncello, Schlagzeug und Streichorchester. Nach der Pause kam von Ludwig van Beethoven die 5. Symphonie in c-moll, op 67 als Eurythmie-Performance auf die Bühne.
Die vier Sätze der Symphonie wurden in Gruppen einstudiert unter der künstlerischen Leitung namhafter professionellen Eurythmie-Persönlichkeiten. Verantwortlich waren Astrid Thiersch (1.Satz, Allegro con brio), Mikko Jairi und Ulrike Wendt (2.Satz, Andante con moto), Jacob von Verschuer und Reinhard Wedemeier (3.Satz, Allegro), Sonnhild Gädeke-Mothes und Aurel Mothes (4.Satz, Allegro).
Der Titel des Projekts „WHAT MOVES YOU?“ meint die zentrale Frage nach unseren Handlungsmotiven, den Motiven unseres Lebens und ist damit ganz besonders eine Frage des Jugendalters, wie es im Programmheft formuliert wird. Und für Einsteiger wird hier auch die Eurythmie genau erklärt: Ihr gehe es darum, das dem Wort, dem Gedicht oder einer Komposition innewohnende Wesen in der sinnlichen Welt durch entsprechende Bewegung sichtbar zu machen.
Dies konnte man bei den beiden Aufführungen erleben, als festlicher Höhepunkt ein „Geschenk zum 100jährigen Jubiläum“, so nannte es der Leiter des Projektes André Macco. Macco hat als Lehrer gearbeitet und verschiedene künstlerische Projekte geplant und betreut, u.a. für das Austin Eurythmie Ensemble in Austin, Texas/USA. Zudem ist er Mitbegründer und Vorstand des Vereins “Tanz dein Leben e.V.“ in Heidelberg.
Als Orchester fungierten bei der Aufführung junge Musiker des Gnossin Konservatoriums aus Moskau unter der Leitung von Mikhail Khokhlov. Die Besonderheit der Gnossin Akademie besteht in einer Abteilung für musikalisch hochbegabte Jugendliche, die schon im frühen Kindesalter aufgenommen werden. Aus diesen Studenten setzt sich das Orchester zusammen, das in den Jahren 2004 bis 2009 auch schon die Goetheanum-Bühne Dornach und das Eurythmeum Stuttgart bei drei Symphonie/Eurythmie-Tourneen begleitet hat.
Bei Pärts „Fratres“ schritten die Jugendlichen einen Kreis im Saal um das Publikum, so dass alle Darsteller und Zuschauer ein Ganzes bildeten. Mit „EVOE“, dem griechischen Ruf und Gruß wurde ehrfurchtsvolle Verehrung ausgedrückt. Wechselnde Gruppen zeigten auf der Bühne mit ihren Gesten „geben und erhalten“ „Gemeinschaft“ und weitere zu interpretierende Gesten. Bei Beethovens Fünfter Symphonie entführten die jungen Akteure das Publikum eindrucksvoll in die Welt der Klassik.
Nach der Aufführung trafen die Jugendlichen im Foyer der Waldorfschule Kreuzberg ein und zeigten sich als starke Gemeinschaft, freudig-fröhlich über ihre Leistung. Einige berichteten über ihre persönlichen Eindrücke aus der vierwöchigen Arbeit, darüber, wie die Gemeinschaftsarbeit verschiedener Kulturen prägte und auch über Begeisterung, Erlebnisreichtum, tiefe Gefühle und Dankbarkeit.
Aurel Mothes bezeichnete den falschen Boden im Übungsraum als das größte Hindernis des Vorhabens und auch davon, dass die Muskeln, die bei den Eurythmiebewegungen gebraucht würden, andere seien als beim Sport. Diese Muskeln mussten erst ausgebildet werden. Sechs Stunden täglich hatten die Jugendlichen geübt und sich damit auf die Aufführungen vorbereitet. Eine begeisterte Zuschauerin, die beide Aufführungen sah, berichtete nach der zweiten Aufführung von einer noch weiter gesteigerten Intensität. Für die Jugendlichen war es nicht nur die zweite, sondern auch die letzte Aufführung dieses Projektes. „Sie gaben alles, der Abend war ein Jubel“, hieß es. Ein junger Teilnehmer wies darauf hin, dass die Jugendlichen die Aufführungen auch als ein Geschenk an die Welt verstanden hätten.
Zum Projekt „What moves you?“ ist ein Programmheft erschienen, das mit seinen 70 Seiten weit über das Übliche hinausgeht. Es enthält ausführliche und auch persönliche Beschreibungen, Berichte und Darstellungen in Bild und Wort und bildet so eher ein Tagebuch der Projektwochen. Es dokumentiert anschaulich die Gemeinschaft, die sich durch das „What moves you“-Projekt gebildet hat und wirkt mit bei der lebendigen Erinnerung an die Projektzeit mit persönlicher Erfahrung, Wachstum und tiefer Berührung. Über das Projekt wird auch eine filmische Dokumentation entstehen von Regisseur Christian Labhart. Sie soll bis Frühjahr 2013 fertig sein.
End/nna/wil
Bericht-Nr.: 120827-02DE Datum: 27. August 2012
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