Nachrichtenbeitrag

„Waldorf One World“ Day als eine andere Art der Globalisierung

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Von NNA Mitarbeiter

BERLIN/HAMBURG (NNA) – Seit mehr als 20 Jahren veranstalten die Waldorfschulen alljährlich den WOW-Day (Waldorf One World), bei dem Schüler einen Tag lang für einen guten Zweck arbeiten. Über drei Millionen Euro kamen so bisher zusammen.

Wie das Geld benachteiligten Kindern hilft, zeigt jetzt ein Film der internationalen Waldorf-Organisation „Freunde der Erziehungskunst“ zum ACOMI-Projekt in Sao Paulo.

ACOMI (Associação Comunitária Micael) wurde vor knapp zwei Jahrzehnten in einer ehemaligen Favela am Rande São Paulos gegründet, erst vier Jahre später begannen in dem Viertel offizielle Aktivitäten der Gesundheitsbehörde. Noch immer gibt es hier keine öffentlichen Freizeitangebote und Kulturzentren. Dem begegnet ACOMI mit einem reichhaltigen Angebot an Kindergarten, Nachmittagsbetreuung, Kunst und Handwerk auf waldorfpädagogischer Basis.

Zur Unterstützung entwickeln die Schülerinnen und Schüler des befreundeten Colégio Waldorf Micael de São Paulo jedes Jahr Ideen und Aktionen, die am WOW-Day umgesetzt werden. Der Erlös dieser Aktionen fließt ACOMI zu, da finanzielle Unterstützung dringend benötigt wird und es den Eltern kaum möglich ist etwas zu zahlen.

Der Film wurde durch die Freunde der Erziehungskunst und die Dr. Wolfgang Raeschke- Stiftung für freies Geistesleben realisiert.

Weltweite Kampagne

Der WOW-Day stelle eine andere Form der Globalisierung dar, betonte Olivia Girard von den Freunden der Erziehungskunst vor kurzem auf einer Pressekonferenz aus Anlass des 20jährigen Bestehens des WOW-Day.

Als Projektkoordinatorin schilderte sie die Entwicklung des WOW-Days von einer zunächst auf Deutschland und Europa beschränkten Aktion zu einer mittlerweile weltweiten Kampagne: „Der WOW-Day wächst jedes Jahr und bricht seine eigenen Rekorde. Allein 2013 beteiligten sich 230 Waldorfschulen aus 35 Ländern, die Schülerinnen und Schüler erwirtschafteten zusammen rund 400.000 EUR“.

Die Idee war 1994 aus Norwegen übernommen worden, wo Schüler einen Tag für soziale Projekte arbeiteten. Mit einem Preisausschreiben zum Jubiläum sollen besonders originelle WOW-Day-Aktionen belohnt werden.

Girard setzte den WOW-Day auch zur UN-Kinderrechtskonvention in Bezug: „Durch ihre Teilnahme tragen die Waldorfschüler zur Verwirklichung des Rechts auf ganzheitliche Bildung in den ärmeren Ländern bei – ganz im Sinne der Kinderrechtskonvention“.

Als Botschafterin zum WOW-Day-Jubiläum war auch die brasilianische Sängerin Bé Ignacio nach Hamburg gekommen, eine ehemalige Waldorfschülerin aus Sao Paulo. In Deutschland wurde sie vor allem durch den Hit zur WM in Brasilien „Ayo, aye“ bekannt. Bé Ignacio berichtete von ihren Erfahrungen mit WOW-Day-Hilfen in Brasilien. „Solche Hilfen sind extrem wichtig für Projekte wie das in der Favela Monte Azul am Rande von Sao Paulo.“

Paradebeispiel

Die Sängerin spendet regelmäßig Teile ihrer Gagen für soziale Projekte. Ihre Eltern gehörten vor 40 Jahren zu den Gründern des Projektes Monte Azul in Saop Paulo, sie selbst wuchs in der Favela auf. Monte Azul sei ein „Paradebeispiel“ dafür, was Waldorfpädagogik auch in einem schwierigen sozialen Umfeld bewirken kann.

„Diese Kinder sind in ihrem Alltag Gewalt und Drogen ausgesetzt. Der Kontrast zu den waldorfpädagogischen Einrichtungen, in denen sie dort betreut werden, ist enorm. Aber genau dadurch bekommen sie die Chance, einen Gegenpol zu ihrem Alltag zu erfahren.“ Auch die Menschen in den reichen Ländern könnten Inspiration durch die Bewohner der ärmeren Regionen hinsichtlich ihrer Motivation und Willenskraft erfahren, betonte die Sängerin.

Nana Göbel, Vorstandsmitglied der Freunde der Erziehungskunst, betonte, die Waldorfschulen seien ein „weltweiter Impuls der Zivilgesellschaft.“ Es gebe sie nur, weil Eltern, Lehrer und manchmal auch Schüler sie verwirklichen wollten.

Die WaldorfschülerInnen Julia B. und Mikael D. aus der Klasse 11b der Rudolf Steiner Schule Hamburg-Wandsbek berichteten auf der Pressekonferenz von ihrer diesjährigen Aktion im Rahmen des WOW-Day. „In der siebten Klasse haben wir zum ersten Mal mitgemacht, da haben wir Rasen gemäht oder beim Nachbarn im Garten geholfen und das Geld dann gespendet“, berichtete Mikael D.

In diesem Jahr wurde in der Innenstadt selbstgebackener Kuchen verkauft. Die Klasse nahm dadurch 1.100 Euro ein, die ganze Schule hat insgesamt rund 5.000 Euro für den WOW-Day gesammelt. „Unser Geld soll an die Waldorfschule in der Nähe von Freetown in Sierra Leone gehen“, erläuterte Julia B. Dies habe die Klasse entschieden, nachdem sie sich mit der Ebola-Epidemie in Westafrika beschäftigt habe.

Die Rudolf Steiner Schule Hamburg-Altona beteiligte sich mit einer Müllsammelaktion in den umliegenden Stadtteilen am WOW-Day. 250 gefüllte Säcke wurden von Sponsoren vergütet. Der Erlös soll an Waldorfinitiativen in Lateinamerika gehen.

END/nna/jh

Bericht-Nr.: 1530-02DE Datum: 30 Januar 2015

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Schülerinnen des Colégio Waldorf Micael de São Paulo im WOW Day Einsatz<br>Foto: Freunde der Erziehungskunst