Nachrichtenbeitrag
Von der Empfindung, Quelle zu sein
KIRCHHEIM/TECK (NNA) – Wasser war schon immer da, als Träger der Kultur, selbst bei der Entstehung des Kosmos. Dies sollte eine öffentliche Tagung in Kirchheim/Teck im Oktober vermitteln, veranstaltet von BauLeib Kunst e.V. Rund 200 Teilnehmer waren gekommen und wollten sich einlassen auf das Thema „Das Wesen des Wassers.“
Der Verein BauLeib Kunst e.V. hat sich Bewegungs-Forschung zur Aufgabe gestellt mit dem Ziel, neue Dimensionen der menschlichen Bewegung zu öffnen, so Eduardo Jenaro, BauLeib-Künstler und Eurythmist.
Zunächst sollte erstmal jeder Anwesende im Raum umhergehen und nach dem für ihn richtigen Platz suchen, sich offen machen für Empfindungen. Erlebbar vermittelt wurde beispielsweise die Vorstellung, selbst eine Quelle zu sein, Diese Vorstellung in Bewegung bringen und dem nachzusinnen war eine Aktion. Die Erinnerung an eine Quelle ließ die Gelenke leicht werden, die Füße wollten nicht stehen bleiben. Die Geräusche der Quelle, so die Anregung von Jenaro, „hören“ und in Bewegung umsetzen, um sie dann in der Vorstellung zusammenzubringen mit einer zweiten Wasserstelle und weiteren. Derart angeregt gaben sich die Teilnehmer den Bildern hin und setzten sie um in Bewegung. Durch das eigene Erleben wurde aus dem Zuschauer der abends aufgeführten Performance auch selbst ein Gestalter.
Eine andere Vorstellung in einem der Workshops war: Ein Tropfen fällt von ganz oben und ermöglicht einer Pflanze das Wachstum. Die Blüte als seelische Empfindung galt es auszudrücken. Sie konnte in der Bewunderung bestehen oder auch in Besorgnis, die den zart durchscheinenden Blättern galt. Auch diese Bewegungsabläufe bildeten die Einführung für die Performance “Auch wir sind Wasserwesen“ , die die Teilnehmer des BauLeib-Ensembles auf der Bühne anschaulich machten.
Wasser wurde dargestellt in seinen fliesenden, strudelnden Bewegungen, oder sinnbildlich aus der Mythologie, die Wasser aus dem Krug fliesen lässt in der Wassermann-Geste. Es wird zum Fluss und lässt die Erde fruchtbar werden. Oder wie der Wassertropfen zur Erde fällt und Wachstum ermöglicht. Undine fehlte nicht, zeigte sich vereinzelt, wie sie mit Gewässern verbunden ist und diese begleitet.
Während dieser Tagung stand nicht Wissensvermittlung im Vordergrund, sondern Empfinden und Bewegung. Mit sich selbst konfrontiert konnte man zur Wahrnehmung als „Wasserwesen“ kommen. Im Anschluss wurden die einzelnen Wahrnehmungen darüber ausgetauscht. Wasser, so wurde dabei immer deutlicher, ist das Element, das Leben ermöglicht. „Pantha rhei“ bedeute: „Alles fließt“, Wasser müsse in Bewebung bleiben, ein Stau werde zu einem Todesprozess.
Die von der Bauleib-Truppe angebotenen Aktionen haben einen volkspädagogischen Charakter. Sie versteht ihre Kunst als eine Kunst für den Menschen, wie Janero betonte. In ihrer Vielfalt und Aussagekraft fördere sie die leibliche Präsenz, seelische Zentrierung und künstlerische Kreativität. Die BauLeib-Kunst verstehe sich als moderne Ethik auf der Suche nach der eigenen Objektivität, als Kraft der Individualität. Damit basiere sie auf der von Rudolf Steiner als Bewusstseinsseele bezeichneten derzeitigen Epoche der menschlichen Entwicklung, die von Individualität geprägt ist.
Seit fast zehn Jahren arbeitet Janero mit dem Naturwissenschaftler José Martinez zusammen. José Martínez, auch Landwirt und Osteopath, schilderte in einem Vortrag die Ergebnisse seiner eigenen geistigen Forschung, welche an Steiner anschließt.
Martinez erweiterte das Bild des Wassers, Wasser bestehe aus Sonnenlicht und kosmischem Licht. Als Essenz werde es viel umfassender „Träger des Lebens“. Wenn in Wasser Zucker, Salz, Farbe oder Säure gelöst werde, so sei „Tragen“ die Aufgabe des Wassers, meinte Martinez. Das Wasser akzeptiere alles, Wasser als Träger adaptiere die Inhalte. Das Wasser in uns trage auch seelische Prozesse, vermittelte er. Durch das Erleben werde es gefüllt, die Wasserorganisation berge Erlebnisse, Gedanken und Enttäuschungen in sich, auch als kulturelle Erlebnisse. Wasser sei aber nicht nur der Träger der Kultur des einzelnen Menschen, sondern auch der Menschheitsentwicklung insgesamt.
An Beispielen der Entwicklung der Kulturen berichtete Martinez, wie das Wasser als Träger eine Kultur ermöglicht. Die Orographie als Spezialgebiet innerhalb verschiedener Geowissenschaften beschäftigt sich mit der Oberfläche, den Höhenverhältnissen der Erde und auch mit den damit verbundenen Kulturentwicklungen.
Als ein Beispiel nannte er das Agäische Meer, das – anthropologisch betrachet – mit den zerstreuten Inseln eine Sonderkomposition bilde. Die dort lebenden Menschen hatten eine innige Verbindung mit dem Wasser, davon spräche die dort entstandene Dichtkunst. Auch euklidische Geometrie und medizinische Dichtkunst hätten sich aus der minoischen Kultur entwickelt, die der griechischen vorangegangen war, so eine Hypothesen von Martinez.
Als Ergänzung der Tagung stellte die Quelle St.Leonards Flaschen mit unterschiedlichen Abfüllungen von lebendigen, reinen Tiefenwässern zur Verfügung. Bei den angebotenen acht Flaschen mit den acht Quellen wurde man aufgefordert, je einen Schluck zu trinken und dabei entdecken, welches der unterschiedlichen „Wässer“ zur eigenen Schwingung am besten passt.
„Das Ätherische, das Lebendige, das Wesenhafte des Wassers ist erlebbar“ zog Janero als Fazit der Erfahrungen, die auch die Teilnehmer der Tagung machen konnten. Ungewohnte künstlerische, wissenschaftliche und spirituelle Dimensionen des Wesens des Wassers bescherten den Tagungsteilnehmern ein neu hinzugewonnes Bewusstsein.
END/nna/wil
Bericht-Nr.: 131103-01DE Datum: 3. November 2013
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