Nachrichtenbeitrag

Vegetarisches Essen doch nicht so gesund?

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Von NNA Mitarbeiter

GRAZ/GIESSEN (NNA) – Eine Studie der Medizinischen Universität Graz über den Zusammenhang zwischen Ernährungsweise und Gesundheit hat für Aufsehen gesorgt, weil sie zu dem Ergebnis kommt, dass eine vegetarische Ernährungsweise nicht notwendig mit einer besseren gesundheitlichen Verfassung korrespondiert. Vielmehr schnitten diejenigen Befragten, die Fleisch zusammen mit reichlich Obst und Gemüse konsumieren, besser ab als die Vegetarier.

An der Studie haben 1.320 Personen in Österreich teilgenommen. Ziel der Studie war es, gesundheitliche Unterschiede bei den verschiedenen Ernährungstypen der Erwachsenen in Österreich herauszufinden als Basis für entsprechende Gesundheitsprogramme. Sie ist die erste Studie ihrer Art in Österreich.

Entsprechend den bisher vorliegenden wissenschaftlichen Forschungsergebnissen wurde zunächst ein Zusammenhang zwischen geringerem Fleischkonsum und niedrigeren Krankheitsraten im Bereich der Herz-Kreislauf- oder Krebserkrankungen bzw. einer höheren Lebenserwartung unterstellt. Dieser Zusammenhang hat sich bei der Studie in Österreich offensichtlich so nicht bestätigt.

Vier Ernährungsgruppen

Die Teilnehmer der Studie wurden in vier Ernährungsgruppen aufgeteilt: Vegetarier (330), Ernährung mit Fleisch und reich an Obst und Gemüse (330), Ernährung mit vermindertem Fleischkonsum (330) und Ernährung mit einem reichen Fleischkonsum (330). Die Ernährungsgewohnheiten wurden in Bezug zu Alter und sozialökonomischen Status gesetzt. 76,4 Prozent waren weiblich, 40 Prozent jünger als 30 Jahre, 35,4 Prozent zwischen 30 und 49 Jahren und 24 Prozent waren älter als 50 Jahre. Der sozialökonomische Status wird bei 30,3 Prozent als niedrig, bei 48,4 Prozent als mittel und bei 20,9 Prozent als hoch bezeichnet.

Vegetarier haben nach den Ergebnissen der Studie den niedrigsten Bodymaßindex (BMI) mit 22,9, gefolgt von der Ernährungsgruppe mit weniger Fleisch, reich an Obst und Gemüse mit 23,4 und den geringsten Alkoholkonsum. Hinsichtlich Gefäßerkrankungen seien keine Unterschiede festzustellen. Bei den Ernährungstypen mit hohem Fleischkonsum findet sich vermehrt Inkontinenz.

Weitergehende Langzeit-Untersuchungen notwendig

Alles in allem sei der Gesundheitszustand der Vegetarier aber schlechter als der der anderen Ernährungstypen. Bei ihnen finden sich höhere Raten von Krebs, Allergien chronischen Krankheiten und psychischen Erkrankungen wie Depression oder Angststörungen. Sie müssten öfter medizinische Behandlung in Anspruch nehmen und gehen seltener zu Vorsorgeuntersuchungen. Die Lebensqualität der Vegetarier stufen die Forscher niedriger ein als die der anderen Ernährungstypen gemessen an Gesundheitszustand, Umweltfaktoren und sozialen Beziehungen. Die Wissenschaftler weisen jedoch darauf hin, dass die Ergebnisse auch dadurch zustande kommen könnten, weil die Vegetarier aufgrund eines bestehenden schlechteren Gesundheitszustands zu ihrer vegetarischen Ernährungsweise gekommen sein könnten, weil sie sich davon einer Verbesserung erhoffen.

Die Forscher halten weitergehende wissenschaftliche Langzeit-Untersuchungen für notwendig, um den Zusammenhang zwischen Ernährungsweise und Krebserkrankungen z.B. zu dokumentieren. Einschränkungen hinsichtlich der Aussagekraft ihrer Ergebnisse sehen sie aufgrund der nicht beobachteten, sondern von den Teilnehmern der Studie selbst geschilderten Ernährungsgewohnheiten. Allerdings würden die belegten Zusammenhänge zwischen Gewicht und Ernährungsweise diesen Einwand eher wieder entkräften.

Zweifel

Die Ernährungsexperten des Verbands für Unabhängige Gesundheitsberatung  e.V. (UGB) in Gießen ziehen die Ergebnisse der Studie grundsätzlich in Zweifel und werfen ihr gravierende methodische Mängel vor. Mehr als die Hälfte der sogenannten Vegetarier seien keine Vegetarier, weil der Gruppe Personen zugeordnet worden seien, die mehr oder weniger viel Fleisch essen. Eine repräsentative Auswahl, die wissenschaftlich haltbar sein soll, sehe anders aus, heißt es in einer Pressemitteilung des Verbandes.

Dr. Markus Keller vom Verband UGB zieht außerdem die Erhebung der Krankheitsbefunde in der Studie in Zweifel. Er weist darauf hin, dass Laien das Auftreten einer tatsächlichen Allergieerkrankung deutlich überschätzten. Auch bei Depressionen und Angstzuständen sei die subjektive Zuordnung der Befragten meist nicht deckungsgleich mit den medizinischen Definitionen. Schlichtweg falsch sei die in den Medien verbreitete Behauptung, die Studie verzeichne bei Vegetariern 150 Prozent mehr Herzinfarkte als bei Fleischessern.

END/nna/ung

Literaturhinweis:
Burkert, Nathalie T./Muckenhuber, J./Großschädl. F./Rásky, E./Feindl, W., Nutrition and Health – The Asociation bewetween Eating Behaviour and Various Health Parameters: A Matches Sample Study, PLoS ONE 9(2): e88278. doi:10.1371/journal.pone.0088278

Bericht-Nr.: 140302-04DE Datum: 2. März 2014

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