Nachrichtenbeitrag

Taruna College in Neuseeland engagiert sich für die Zukunft mit den Maori

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Von NNA-Südpazifik-Korrespondentin Vee Noble

Die neuseeländische Regierung hat eine ganze Reihe von Veränderungen auf  allen Ebenen des Bildungswesens verfügt. Dazu gehören auch Vorschriften zur Erweiterung des Angebots im Bereich der Erwachsenenbildung, das auch den Gemeinden der Maori sowie denjenigen auf den Pazifik-Inseln zugute kommen soll. Vor dem Hintergrund dieser Veränderungen fand nun ein Wechsel in der Leitung des Trauna College in Neuseeland statt. John Burnett, bisher im Studiengang Waldorfpädagogik an der Universität Plymouth in Großbritannien tätig, hat die Position des Studiendirektors am College übernommen. NNA-Südpazifik-Korrespondentin Vee Noble sprach mit ihm.

Havelock North (NNA) – Taruna ist ein Zentrum für Studien der Anthroposophie seit 1930. 1982 wurde dort mit der Waldorflehrerausbildung begonnen, und seitdem haben Kurse in Waldorfpädagogik, biodynamischer Landwirtschaft und anthroposophischer Krankenpflege Studierende aus Neuseeland und der ganzen Welt angezogen.

„Nachdem ich einige Jahrzehnte lang Studiendirektor an einer großen britischen Universität war,  ist es klar, dass mir die Ankunft in Taruna mit seinen kleinen Studentengruppen und seiner intimen Atmosphäre neue und andere Erfahrungen bringen würde“, erläutert John Burnett. „Was aber den Umzug zu etwas ganz besonders Aufregendem gemacht hat, ist die Tatsache, dass ich jetzt die Gelegenheit habe, mit dieser einzigartigen Inselkultur hier zu arbeiten. Als Neuankömmling in Neuseeland ist es eine gute Gelegenheit, mehr über dieses Land zu lernen. Es ist sehr spannend herauszufinden, was hier alles möglich ist.“

Burnett schildert seinen guten Start: „Ich wurde ermutigt durch die kleinen Schritte, die wir geschafft haben. In den vergangenen Jahren hat Neuseeland ein  Wiederaufleben des Interesses und eine Beachtung der Kultur derjenigen Menschen erfahren, die als erste hier auf diesen Inseln gelebt haben.  Die polynesischen Vorfahren der heutigen Maori waren erfahrene Seeleute und auch Abenteuerer mit erstaunlichem Können, als sie mit ihren Kanus hier an der Küste landeten,“ fährt Burnett fort.

„Seit die ersten europäischen Siedler im 18. Jahrhundert angekommen sind, hat sich ein einzigartiger Dialog zwischen den beiden Kulturen entwickelt, dessen Auswirkungen bis heute das wirtschaftliche, soziale und spirituelle Leben der Menschen beeinflussen. Eigentum im Gegensatz zur verantwortungsvollen Verwaltung des Landes und der Ressourcen, Familienverantwortlichkeit contra Individualismus, Materialismus contra Spiritualität: das sind zentrale Themen, die man jeden Tag in den Medien lesen kann,“ erläutert Tarunas neuer Studiendirektor den Hintergrund seiner Tätigkeit.

Viele Jahre lang hatte das  Taruna College mit Erfolg Kurse in Weben und Spinnen angeboten als Teil des Diplomkurses, aber in diesem Sommer konnte diese herkömmliche „Pakeha“, d.h. westliche Technologie, durch „Raranga“, die heilige Kunst des Flachswebens der Maori, erweitert werden. Für die Maori Kultur ist die Kenntnis der Gegenwart geistiger Wesenheiten einschließlich  Elementarwesen und Vorfahren eine entscheidende Voraussetzung für ein harmonisches Verhältnis zur Umwelt. 

Durch die Ernte des Flachses  und seine Verarbeitung in wunderbare Kunstwerke lernten die Studenten viel über ein Gemeinschaftsleben, das einen tiefen Respekt hat für Erde, Pflanzen, Vögel, Wasser, Witterung und Gestirne, denn die Darstellungen der Maori sollen als Schutz für diese Werte und die spirituellen Realitäten dienen, die hinter ihnen stehen.

„Die Teilnahme am Flachsweben hat zur Idee geführt, das die Studenten drei Tage in einem lokalen „Marae“ als Gäste der dortigen Maori-Gemeinschaft bleiben sollten“, erzählt Burnett. Während ihres Aufenthalts haben die Studenten Kahikatea-Bäume gepflanzt als Teil eines Wiederaufforstungsprogramms, das das Ziel hat, einheimische Pflanzen wieder auf Farmland anzusiedeln, das durch ausbeuterische Landwirtschaft zerstört worden ist.

So kamen die Studenten in Verbindung mit dem Gedanken, dass die Erde, die sich ursprünglich selbst heilen konnte nach Verletzungen, die ihr zugefügt worden waren, jetzt Hilfe und Unterstützung braucht. Burnett: „Dazu konnten wir dann auch biodynamische Präparate einsetzen als Teil des Pflanzprozesses. Nun sind wir im Gespräch über ein längerfristiges Engagement in ein Nahrungsmittelprojekt, das die Maori-Prinzipien des harmonischen Zusammenlebens mit der Natur zugrunde legt.“

Während des Besuches im „Marae“ sei auch der Gedanke formuliert worden, dass die Völker des Südpazifik eine besondere Aufgabe in der gegenwärtigen Welt haben.  „Sie  könnte darin bestehen, modellhafte Wege zu finden, wie man  in Harmonie mit der Natur zusammenarbeiten kann in einer Zeit, in der die Zerstörungen, die die Modernisierungsprozesse in Industrie und Handel angerichtet haben, immer kritischer werden für unsere Gesellschaft,“ betont John Burnett.

Neuseeland könnte aufgrund seiner Größe, Lage und einzigartigen Geschichte ein Land sein, in dem solche Modelle von wirklich nachhaltigem Leben besonders gut umgesetzt werden können, hofft der frühere Studiendirektor der Universität Plymouth. Gerade die Studierenden auf anthroposophischer  Grundlage, die in einer solchen Umgebung arbeiten und lernen, hätten das Potential, geisteswissenschaftliche Perspektiven in einen kreativen Dialog mit den gegenwärtigen Vertretern einer älteren Spiritualität zu bringen. Burnett äußerte die Hoffnung, dass das Taruna-Projekt in eine solche Richtung wirken kann.

End/nna/vn/ung

Bericht-Nr.: 130224-04DE Datum: 24. Februar 2013

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Beim Pflanzen der Kahikatea-Bäume