Nachrichtenbeitrag

Schweizer Parlament soll über Kuhhörner beraten

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Von NNA-Korrespondentin Ruth Zbinden

BERN (NNA) - Das Schweizer Parlament wird sich demnächst mit der Frage befassen müssen, ob Kühe Hörner tragen müssen oder nicht. Eine Initiative von Schweizer Bürgern hat dazu jetzt einen Gesetzesvorschlag vorgelegt, das von erstaunlich vielen Menschen unterstützt wird. Sie setzen sich für eine artgerechte Tierhaltung ein und wollen die immer weiter um sich greifende Verstümmelung der Kühe nicht akzeptieren. Landwirte, deren Tiere ihre Hörner behalten dürfen, sollen danach mit einem Schweizer Franken pro Kuh und Tag von der Regierung entschädigt werden.       

Christian Butscher ist Präsident des Vereins für biologisch dynamische Landwirtschaft sowie im Vorstand und Leiter von Bio-Suisse. Seit mehr als zwei Jahrzehnten bewirtschaftet er seinen Hof. Wenn abends seine Kühe auf die Weide geführt werden, kann man sie bewundern. Es ist offensichtlich, dass eine Kuh mit den wunderschön gebogenen Hörnern ein anderes Erscheinungsbild abgibt als ein bedauernswertes hornloses Rindvieh. Man kann auch die These vertreten, dass eine Kuh von Christian Butscher sich mit Hörnern auch anders fühlt; mit mehr Selbstwertgefühl, zum Beispiel! Sie ist ja jemand und nicht nur ein ausgenütztes Tier.

Tiere haben Hufe und einige sogar Hörner oder Geweihe. Sie brauchen sie als Werkzeuge um sich den Weg zu bahnen, Futter zu beschaffen und natürlich auch, um sich zu verteidigen. Die meisten Leser dieses Texts haben an jedem Finger einen Fingernagel. Wozu denn eigentlich? Um den Mitmenschen die Augen aus-zukratzen? So ein Gedanke erscheint uns absurd. Die Fingernägel sind doch ganz wichtige und nützliche Instrumente und vervollkommnen unsere Feinmotorik aufs beste und niemand käme auf die Idee, sie heraus-zuoperieren, weil man damit auch kratzen kann.

Wenn Kühe in der konventionellen Landwirtschaft in zu kleinen Ställen gehalten werden und kaum Auslauf haben, ist sicherlich eine Verletzungsgefahr gegeben. Da würden wir ja auch aggressiv. Aber sollten wir als Konsumenten nicht ein Interesse an artgerechter Tierhaltung haben? Seit Jahrhunderten spenden uns brave und geduldige Milchkühe durch ihre Milchproduktion wertvolle Mineralien.

Konsumenten sorgen mit ihrem Kaufverhalten dafür, wie es diesen treuen Tieren geht. Sie können fordern, dass die Tierhaltung für wenig Geld und Aufwand quantitativ viel hervorbringt, ob das aber die Qualität ist, die wir wollen, steht auf einem andere Blatt. Zufriedene und artgerecht gehaltene Tiere liefern bessere und gesündere Produkte.

Beim biodynamischen und biologischen Landbau ist man daher der Meinung, dass Tieren ihre Eigenart belassen werden soll. Das Enthornen der Kühe ist bei der Bewirtschaftung nach den Demeter-Richtlinien nicht erlaubt; es ist sogar vorgeschrieben, dass Kühe Hörner tragen müssen. Der Begründer des biologisch-dynamischen Landbaus, Rudolf Steiner, hat bereits 1924 in einem Vortrag auf Gut Koberwitz in Schlesien darauf hingewiesen, dass das Horn als wichtiges Organ anzusehen ist und dass ein Zusammenhang mit dem Stoffwechsel besteht. Sowohl für die Qualität der Milch als auch für ihre Verträglichkeit spielt es eine Rolle, ob Kühe enthornt sind oder nicht. Das war auch das Ergebnis eines Milchsymposions des Demeter-Bundes in Deutschland. (siehe Links)

In der Schweiz begann das „Enthornen“ in den 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts, zur Zeit der allgemeinen Intensivierung der Landwirtschaft. Bereits früher wurde dies jedoch in Argentinien durchgeführt, wo es ja vor allem um die Fleischzucht geht.

In der Presse erscheinen immer wieder Meldungen mit gegenteiligen Meinungen – für oder gegen das Hörner-Absägen. Als Konsumenten können wir durch unser Kaufverhalten Stellung nehmen, ob wir Tiere nur als reine Nahrungsmittellieferanten ansehen und entsprechend behandeln oder ob wir sie als wertvolle Kreatur erhalten wollen.

End/nna/zbi

Bericht-Nr.: 110914-04DE Datum: 14. September 2011

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