Nachrichtenbeitrag
„Schluss mit Tierquälerei und Gentechnik im Essen!“
BERLIN (NNA) - „Wir haben es satt! – Bauernhöfe statt Agrarindustrie“. Unter diesem Motto haben am Wochenende nach Angaben des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Berlin über 20.000 Menschen gegen Lebensmittelskandale, Gentechnik im Essen und Tierquälerei in Megaställen demonstriert und eine Trendwende hin zu einer ökologischen und zukunftsfähigen Landwirtschaft gefordert. Subventionen für die Landwirtschaft müssten an soziale, ökologische Kriterien und solche des Tierschutzes gekoppelt werden.
Aufgerufen zu der Demonstration aus Anlass der Internationalen Grünen Woche in Berlin hatten die Ökoverbände Demeter und Ecovin gemeinsam mit 40 weiteren Umwelt-, Tierschutz- und Verbraucherorganisationen sowie kirchlichen Gruppierungen. Lautstark verlangten die Demonstranten vor dem Kanzleramt in Berlin eine Neuausrichtung der Landwirtschaftspolitik. Sie warfen der Bundesregierung vor, bei der Reform der EU-Agrarpolitik vor allem die Agrarindustrie zu unterstützen, anstatt die Forderungen der Zivilgesellschaft durchzusetzen.
Auf der Kundgebung sprach auch die bekannte Köchin, Gastronomin und Buchautorin Sarah Wiener. „Wir haben diese ständigen Lebensmittelskandale satt. Es ist höchste Zeit, dass endlich grundlegende Konsequenzen daraus gezogen werden“, betonte sie. Die vor kurzem in Hühnerfleisch gefundenen antibiotikaresistenten Keime seien „vermutlich nur die Spitze des Eisbergs“. Es sei Zeit, Konsequenzen zu ziehen und eine nachhaltige, bäuerliche Landwirtschaft zu fördern.
Die Nigerianerin Mariann Bassey, Sprecherin von Friends of the Earth, dem internationalen Dachverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), warf der europäischen Agrarpolitik vor, die schrankenlosen Spekulationen auf Lebensmittel“ weltweit erst zu ermöglichen. Sie sei auch für den Landraub zugunsten von Futtermitteln und von Agrosprit in den Ländern des Südens verantwortlich. Beides treibe die Lebensmittelpreise hoch und schließe Hungernde vom Zugang zu fruchtbarem Land und zu Lebensmitteln aus. Für das Menschenrecht auf Nahrung müssten Spekulation und der Agrospritboom ausgebremst werden. Bassey forderte auch einen Stopp der Überproduktion von Fleisch in Europa und der damit verbundenen Exporte.
Bisher blockiere die Bundesregierung eine echte Reform in der Agrarpolitik, schreibt Demeter e.V. in seiner Pressemitteilung zur Demonstration. Die Industrialisierung der Landwirtschaft belaste irreversibel die Umwelt mit Stickstoff und Artenschwund, bringe Gentechnik auf den Teller und Leid für Tiere in Megaställen. Sie verschärfe Hungerkrisen, Klimawandel und Höfesterben und werde dafür sogar deutlich besser unterstützt als der Ökolandbau. EU und Bundesregierung förderten diese Agrarindustrie jedes Jahr mit Milliarden Euro an Subventionen. Die Chance, diese Politik zu ändern, sei noch nie so groß gewesen wie heute, betonen Demeter e.V. und Ecovin in ihrer Erklärung.
Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, stellte auf der Demonstration das System der Massentierhaltung grundsätzlich infrage: „Lassen wir es weiter zu, Tiere in Haltungssysteme zu zwingen, die ihnen Schmerzen und Leid zufügen? Denn das ist heute Alltag für Millionen von Tieren. In den Intensivhaltungen leiden sie direkt. Unter den Folgen leiden aber auch Umwelt, Bäuerinnen und Bauern sowie Verbraucherinnen und Verbraucher“, betonte Schröder und forderte einen Schulterschluss der Zivilgesellschaft gegen diese Politik.
Eine Plüschkuh, die deutlich sichtbare Hörner hatte, war dementsprechend der Blickfang am Gemeinschaftsstand von Demeter e.V. auf der Internationalen Grünen Woche. Demeter Berlin hatte das Tier zur Verfügung gestellt und wollte den Messebesuchern damit dokumentieren, wie wichtig den biologisch-dynamisch arbeitenden Landwirten die Integrität ihrer Tiere ist. Demeter ist der einzige Ökoverband, bei dem das schmerzhafte Enthornen der Rinder konsequent vermieden wird. So machten die Kühe auf den Demeter-Höfen einen stolzen, unversehrten Eindruck, betonte Demeter e.V. in seiner Presseerklärung zur Grünen Woche und verweist auf medizinische Forschungen, die die bessere Bekömmlichkeit der Milch von Kühen mit Hörnern belegten.
Der Pionier des biologisch-dynamischen Landbaus Demeter e.V. präsentierte sich auf der Grünen Woche mit einem großen Gemeinschaftsstand, an dem die Besucher die Möglichkeit hatten, sich zu informieren und Einkäufe zu tätigen. Die Gastronomie des Standes lud außerdem ein, zahlreiche Spezialitäten zu genießen und inmitten des Messetrubels zu entspannen. Die Demeter-Bäckerei Märkisches Landbrot und das Ökodorf Brodwowin steuerten die kulinarischen Inhalte bei, die Demeter-Winzer der Weingüter im Zwölberich und Fuchs-Jacobus stellten ihre Weine und Traubensäfte vor und geben Einblick in die biodynamische Rebkultur. Die beiden Verbände Demeter und ECOVIN haben eine enge Kooperation vereinbart. ECOVIN ist der größte Spezialverband für ökologischen Weinbau.
End/nna/ung
Bericht-Nr.: 120122-01DE Datum: 22. Januar 2012
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