Nachrichtenbeitrag
Prokon wird Genossenschaft – Bürgerengagement hat gesiegt
HAMBURG (NNA) – Einer der größten Windparkbetreiber in Deutschland kommt jetzt in Bürgerhand. Die Gläubigerversammlung stimmte heute in Hamburg dafür, aus Prokon eine Genossenschaft zu machen. „David besiegt Goliath“ schreibt die GLS Bank dazu in ihrer Pressemitteilung.
Die Bank hatte sich zusammen mit den Elektrizitätswerken Schönau und der NATURSTROM AG für diese Lösung eingesetzt. „Das ist eine gute Nachricht für die Energiewende“ betont GLS-Vorstandsspecher Thomas Jorberg. „Vor allem bürgernahe und dezentrale Unternehmungen bringen die Energiewende maßgeblich voran.“
Die GLS Bank erklärte ihre Bereitschaft, die Prokon eG bei der Entwicklung und Finanzierung weiterer Windparks zu unterstützen. Rund 1000 Energiegenossenschaften in Deutschland stehen aus der Sicht der Bank „für eine soziale und demokratische Energiepolitik.“
Wichtiger Schritt
Auch Lukas Beckmann vom Vorstand der GLS Treuhand betonte, es sei ein wichtiger Schritt, dass „Prokon nicht in die Hände eines Energieriesen, sondern in Bürgerhand geht.“?Zehntausende couragierte Bürger hätten sich erfolgreich gegen einen Großkonzern durchgesetzt und bewiesen, dass sie „ihre Überzeugung für eine nachhaltige, dezentrale Energiewende nicht durch Bargeldangebote von EnBW brechen lassen.“
Der Karlsruher Energiekonzern EnBW hatte mit einer großangelegten Anzeigekampagne versucht, die Genossenschaftslösung zu torpedieren, weil er Prokon selbst übernehmen wollte und 550 Millionen Euro für den Windparkbetreiber geboten hat (siehe In Verbindung stehende News unten).
„Moderne Bürgerinnen und Bürger sind nicht nur Verbraucher, Stimmberechtigte oder Gebührenzahler. Sie sind vor allem Wirtschaftsbürger, die sich als Mitunternehmer verstehen“, unterstreicht Lukas Beckmann. Dies zeige, dass eine Energiepolitik, die auf große Unternehmen ausgerichtet ist, nicht mehr zeitgemäß sei.
Vertrauensbeweis
Die GLS Treuhand verwaltet ein Treuhandkonto, auf das in wenigen Wochen mehr als 2000 Bürgerinnen und Bürger fast 25 Mio. Euro an zusätzlichem Eigenkapital eingebracht haben. Darunter waren auch einige, die nicht zu den Prokon-Gläubigern gehören. Beckmann wertete dies als „deutlichen Vertrauensbeweis in die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit der Prokon eG“. Das Treuhandkonto wird in den nächsten Wochen weiter geführt, bis die Prokon eG im Genossenschaftsregister eingetragen ist.
Die GLS Bank empfahl schon 2014 eine genossenschaftliche Lösung. Sie unterstützte und beriet „die Freunde von Prokon e.V.“ in ihren Anstrengungen. In vielen Gesprächen mit Anlegern habe sich dabei gezeigt, dass die große Mehrheit der Anleger mit ihrem Geld die Energiewende voranbringen wollte.
GLS-Vorstandssprecher Jorberg kritisierte in diesem Zusammenhang auch das neue Kleinanlegerschutzgesetz der Bundesregierung. Mit diesem „Lex Prokon“ habe die Bundesregierung „übereilt und übertrieben reagiert“, dies bestätige sich durch die Entscheidung der Prokon-Gläubiger.
Investition
Der Windparkbetreiber hatte im Mai 2014 Insolvenz anmelden müssen, weil viele Genussrechteinhaber ihr Geld zurückgefordert hatten. Insgesamt sollen über 75.000 Kleinanleger 1,4 Milliarden Euro in Prokon investiert haben.
Rund die Hälfte von ihnen wird nach Angaben des MDR nun auf die Barauszahlung ihrer Insolvenzforderungen verzichten und sie stattdessen in die Genossenschaft einbringen. Diese verfüge so über ein Startkapital von mehr als 160 Millionen Euro, meldete der Sender.
END/nna/ung
Bericht-Nr.: 150702-02DE Datum: 2. Juli 2015
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