Nachrichtenbeitrag

Ökologische Krisen drohen Wirtschaftskrisen abzulösen

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Von NNA Mitarbeiter

Auf der GLS-Jahrespressekonferenz wies Vorstandssprecher Thomas Jorberg darauf hin, dass die Corona-Pandemie Teil einer umfassenden gesellschaftlichen Krise sei. Auch müsse das Finanzsystem von morgen Natur und Mensch dienen.

Bochum (NNA) – Die Corona-Pandemie ist Teil einer umfassenden gesellschaftlichen Krise, die das bisherige Wirtschaften infrage stellt und die ganzheitlich gelöst werden muss. Dieses Fazit zog Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS-Bank, auf der Jahrespressekonferenz der Bank in Bochum.

Auf ihrer Pressekonferenz wies die GLS-Bank auch auf die zunehmende Herausforderung durch die ökonomischen Risiken hin, die Klimawandel und Artensterben mit sich bringen. Im Risikobericht 2020 des World Economic Forum lo?sen o?kologische Risiken o?konomische an der Spitze ab. Als drei der fu?nf gro?ßten Risiken werden Klimaschutzversagen, Extremwetterereignisse und der Verlust von Biodiversita?t genannt, heißt es in einer Metastudie, die die GLS-Bank zu den Risikofaktoren für die Landwirtschaft jetzt vorgelegt hat.

„Gesundheit ist nicht bloß die Abwesenheit von Krankheit“, betonte Jorberg bei der Vorstellung der GLS-Bilanzzahlen für das Geschäftsjahr 2020. Gesund sei ein System dann, wenn es entwicklungs- und resilizenfähig sei. „Wir erleben eine ganzheitliche Krise, die ganzheitlich gelöst werden muss. Entscheidend wird sein: Ist unser Klima, sind unsere Böden, sind die sozialen Systeme insgesamt noch gesund?“

Sozial-ökologischer Umgang mit Finanzen

Dies gelte auch für den Finanzsektor. Hier sei ein sozial-ökologischer Umgang mit Finanzen zukunftsweisend und notwendig. Das sehen offensichtlich auch die Konsumenten so: Trotz Corona und aller damit verbundenen Probleme haben sich 50.0000 neue Kunden für die GLS-Bank entschieden, 20.000 von ihnen wurden Mitglied. Wie Vorstandsmitglied Aysel Osmanoglu bei der Bilanzpressekonferenz weiter berichtete, stieg das Kreditvolumen auf 4,2 Mrd Euro, die Bilanzsumme verzeichnete ein Plus von 20 Prozent – sie wuchs um 1,3 Mrd. Euro auf ein Gesamtvolumen von 8 Mrd. Euro.

Die Bank von morgen müsse das Geld für Natur und Mensch nutzen. Dazu gehöre zum Beispiel, mit der eigenen Wirtschaftsweise das Pariser Klimaabkommen zu unterstützen und 2035 klimaneutral zu sein.“, so GLS Vorstandssprecher Jorberg. Aus Sicht der GLS Bank muss Geldvermögen künftig in Natur- und Sozialvermögen umgewandelt werden. Bisher habe das Bank- und Finanzmarktsystem in erster Linie Kapital gebildet und vermehrt –  ohne jede Rücksicht auf die drohende Klimakatastrophe oder den Kollaps der Biodiversität.

In der von der GLS-Bank vorgelegten Metastudie zu den Risikofaktoren in der Landwirtschaft wird der Versuch unternommen, die Kosten dieser Risikofaktoren in Euro zu beziffern und so die Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf dieses Problem zu lenken. Die Landwirtschaft als „Schnittstelle von Natur und Gesellschaft“ sei von besonders vielen Nachhaltigkeitsrisiken betroffen. Setze sich die Gesellschaft nicht rechtzeitig damit auseinander, werde dies schwerwiegende Folgen für die Landwirtschaft, die sie finanzierenden Banken und die ganze Gesellschaft haben.

Risikofaktoren

Als Risikofaktoren werden in der Metastudie unter anderem Ernteausfälle durch Extremwetterereignisse, Bewässerungskosten durch Dürre, Schäden durch Bodenerosion und der Verlust der Bestäubungsleistung durch das Bienensterben angegeben. Das finanzielle Risiko allein durch das Bienensterben wird in Deutschland mit 1,7 Mrd Euro beziffert.

Alles zusammengerechnet könnten sich die jährlichen Kosten für die Landwirtschaft aus allen aufgelisteten Risikofaktoren auf 3,7 Mrd Euro pro Jahr belaufen, prognostiziert die Studie. Sie müssten zum Großteil von den Betrieben übernommen werden. Dies stehe einer Kreditsumme von kurz-, mittel- und langfristigen Krediten von insgesamt 54 Mrd. Euro gegenu?ber (Deutsche Bundesbank 2020).

Am Ende der Metastudie wird auch die Frage aufgeworfen, inwieweit die derzeitige politische Agrarförderung den beschriebenen Risiken entgegenwirke.

END/nna/ung

Bericht-Nr.: 210210-04DE Datum: 10. Februar 2021

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Die Landwirtschaft ist laut GLS-Metastudie als „Schnittstelle von Natur und Gesellschaft“ von besonders vielen Nachhaltigkeitsrisiken betroffen.<br>(Foto: Scott Book / Shutterstock.com)
Extremwetterereignisse und<br>(Foto: Sk Hasan Ali / Shutterstock.com)
Klimaschutzversagen stehen ganz oben als Risikofaktoren.<br>(Foto: FloridaStock / Shutterstock.com)