Nachrichtenbeitrag

Ökohuhn soll das Kükentöten stoppen

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Von NNA Mitarbeiter

Demeter und Bioland entwickeln ein Ökohuhn, das das Töten von Küken überflüßig machen soll. Ziel des Projektes ist es auch, die Bio-Eierproduktion und Hähnchen-Mast von multinationalen Zuchtunternehmen unabhängiger zu machen.

GOCH (NNA) – In ungefähr fünf Jahren könnte ein Ökohuhn zur Verfügung stehen, das sowohl Fleisch als auch Eier liefert und das ethisch fragwürdige Töten von Küken überflüssig macht.

Dies wurde bei einem Besuch von NRW- Landwirtschaftsminister Johannes Remmel bei der Ökologischen Tierzucht gGmbH (ÖTZ) in Goch deutlich. „Wenn wir noch mehr Geflügelhalter dafür gewinnen können, die bei der Entwicklung der Tiere in der Praxis mitarbeiten, könnte schon in fünf Jahren mit einem wirtschaftlich interessanten Zweitnutzungshuhn zu rechnen sein – solange der Konsument bereit ist auch höherer Preise zu zahlen“, erläuterte die Geschäftsführerin der gemeinnützigen ÖTZ, Agraringenieurin Inga Günther.

Die männlichen Küken der Legehuhnrassen eignen sich nicht für die Produktion von Geflügelfleisch, weshalb sie aussortiert und getötet werden.

Die beiden Anbauverbände Demeter und Bioland als Gesellschafter der ÖTZ boten dem Minister einen praxisnahen Einblick in die Entwicklung eines Zweinutzungshuhns für die Ökologische Landwirtschaft. Zusammen mit der Brüterei Hockenberger und dem Landwirt Johannes Büsch, der als Legehennen-Halter im ökologischen Landbau selbst am Zuchterfolg interessiert ist, wurden Ställe, Tiere und Akteure vorgestellt.

Zweckmäßige Strukturen schaffen

Ziel des Projektes ist es, eigene, authentische Strukturen für eine ökologische Tierzucht zu schaffen, um die Bio-Eierproduktion und Hähnchen-Mast von multinationalen Zuchtunternehmen unabhängiger zu machen. Mit der neuen Gesellschaft wird erstmalig in größerem Maßstab an einer für den ökologischen Landbau maßgeschneiderten Geflügelzucht gearbeitet. Bislang ist die Bio-Branche bei Legehennen und Mastgeflügel weitgehend auf Tiere angewiesen, die für eine industrielle Intensivproduktion gezüchtet wurden.

Zuchtziele der ÖTZ sind insbesondere die Eignung der Tiere für ökologische Futterkomponenten wie heimische Leguminosen und für Auslaufhaltung sowie hohe Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten bei gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreicher Lege- und Mastleistung.

Minister Remmel informierte sich auch über die Kosten und Finanzierung des Projektes.  Bis 2020 rechnet die ÖTZ mit Gesamt-Projektkosten von ca. 10 Millionen Euro. Darunter fallen Ausgaben für Investitionen in spezielle Nest und Futtertechnik ganz besonders ins Gewicht. Anders als in der konventionellen Zucht in Käfigen müssen bei einer ökologischen Züchtung die züchterisch notwendigen Daten über Einzelleistungen aufwendig in Gruppen erfasst werden.

Finanziert wird die Arbeit durch Mittel von Stiftungen, das Engagement der Naturkostbranche, die Zahlungen der Anbauverbände Bioland und Demeter sowie mit  Forschungsgeldern verschiedener Bundesländer und des Bundes. Die Züchtungsarbeit findet in enger Kooperation mit den Praktikern der beiden Bio-Verbände Demeter und Bioland statt, wo es mit Brütereien, Elterntierhaltern, Aufzüchtern und einzelnen Züchtungsinitiativen bereits viel Know how gibt.

Unerträgliche Zustände

Im Urteil  des Oberverwaltungsgerichtes Münster vom 20.05.2016 war das Töten von männlichen Eintagsküken für rechtens erklärt worden.

Das Verfahren war vom Landwirschaftsminister in die Wege geleitet worden. Die Vertreter von Demeter und Bioland NRW begrüßten den Vorstoß des Landwirtschaftsministers: „Das Rechtsverfahren zum Kükentöten von Minister Remmel schafft die nötige Aufmerksamkeit für das Dilemma in der Geflügelhaltung. Es unterstreicht, wie bedeutend eine eigenständige, unabhängige und am Gemeinwohl orientierte ökologische Tierzucht ist“, so die gemeinssame Stellungnahme von Ute Rönnebeck, Geschäftsführerin Demeter NRW und Jan Leifert, Geschäftsführer Bioland NRW.

Minister Remmel sagte dem Projekt zu, er werde Möglichkeiten einer Unterstützung der ÖTZ durch das Land Nordrhein-Westfalen prüfen.

Kaum ein Bereich der ökologischen Tierhaltung führt aus der Sicht der Bioverbände deutlicher die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels hin zu mehr Tierwohl in der Landwirtschaft vor Augen als die Geflügelhaltung. Die Abhängigkeit von industriellen Zuchtstrukturen und damit einhergehend das unerträgliche Kükentöten würden von vielen Landwirten in der Bio-Bewegung und auch von immer mehr Verbrauchern als „nicht zukunftsfähig empfunden“, schreiben die beiden Bioverbände in ihrer Pressemitteilung.

END/nna/ung

Bericht-Nr.: 160623-04DE Datum: 23. Juni 2016

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v.l.n.r.: Jan Leifert, Ute Rönnebeck, Johannes Büsch, Johannes Remmel, Inga Günther mit Huhn<br>Foto: www.oekotierzucht.de