KARLSRUHE (NNA) – Ein notfallpädagogisches Expertenteam der internationalen Waldorf-Organisation Freunde der Erziehungskunst bricht am Sonntag zu einem Kurzeinsatz mit Flüchtlingen aus Syrien und Irak in die Türkei auf. Mehr als 3.500 jesidische und kurdische Flüchtlinge haben bislang auch in der südostanatolischen Stadt Batman, nahe den Grenzen zu Kurdistan und Syrien, Zuflucht gesucht.

Laut einer Mitteilung der Freunde, startet das Team am 18. Januar in die Region, um dem Hilfegesuch der Stadt nachzukommen. Seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien im März 2011 sind nach Schätzungen der UN über eine Million Syrer ins Nachbarland Türkei geflüchtet. Durch die Vertreibungen und Angriffe der Terroristen des IS auf Dörfer und Städte im Irak und Syrien kam ein weiterer Flüchtlingsstrom dazu.

Viele der jesidischen Flüchtlinge in Batman kämen aus dem umkämpften Sinjar-Gebirge im Nordirak, über 600 kurdische Flüchtlinge aus Kobane, der Symbolstadt des Widerstandes, erläuterten die Freunde der Erziehungskunst.  Die Ankömmlinge seien oft durch Krieg, Verfolgung und Flucht schwer traumatisiert.

Um ihnen die dringend benötigte psychosoziale Hilfe zukommen zu lassen, habe die Stadt über Vermittlung von „Aktion Deutschland hilft“, dem Bündnis deutscher Hilfsorganisationen, die Expertise der Freunde der Erziehungskunst angefragt.

Arbeit mit Flüchtlingskindern

Das notfallpädagogische Team der Freunde der Erziehungskunst wird im Flüchtlingslager mit traumatisierten Flüchtlingskindern arbeiten.  Dem neunköpfigen Team gehören PädagogInnen, TherapeutInnen sowie eine Ärztin und eine Psychotherapeutin an. Wie bei vergangenen notfallpädagogischen Einsätzen, liegt ein Schwerpunkt auch dieses Einsatzes auf der notfallpädagogischen Fortbildungen für lokale PsychologInnen und LehrerInnen, die in den Lagern tätig sind. 

So habe sich bereits eine Gruppe von PsychologInnen und LehrerInnen zusammen gefunden, die das Team aus Deutschland erwarteten und die nach den Schulungen durch die Freunde der Erziehungskunst ehrenamtlich im Flüchtlingslager arbeiten werden, so die Mitteilung.

Mit Methoden auf Grundlage der Waldorfpädagogik sollen traumabedingte Belastungsreaktionen unter den Flüchtlingskindern gemildert und Erstarrungen gelöst werden. Bewegungsübungen helfen, das innere und äußere Gleichgewicht wiederzufinden und das Vertrauen in sich und andere wieder zu stärken. Malen und Zeichnen bietet eine nonverbale Möglichkeit, das Erlebte auszudrücken und zu verarbeiten, so die Freunde.

Elternberatung

Neben der direkten psychosozialen Unterstützung der Kinder würden Elternberatungen angeboten. Viele Eltern  seien mit den traumabedingten Verhaltensänderungen ihrer Kinder – wie Schlaflosigkeit, Bettnässen, Rückzug oder Aggression – überfordert.  Ein tieferes Verständnis für den Verlauf eines Traumas und seine Symptome und das Wissen über konstruktive Umgangsmöglichkeiten könnten hier unterstützend wirken.

END/nna/cva

Bericht-Nr.: 150116-01DE Datum: 16. Januar 2015

© 2015 News Network Anthroposophy Limited (NNA). Alle Rechte vorbehalten.