Nachrichtenbeitrag

Nobelpreisträger Prof. Südhof dementiert Rückkehrabsichten

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Von NNA Mitarbeiter

BERLIN/FRANKFURT (NNA) – Der Nobelpreisträger Prof. Thomas C. Südhof hat in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) die Berichte verschiedener Medien über eine Rückkehr nach Deutschland relativiert. Er werde nur „ein paarmal im Jahr“ beim Institut für Gesundheitsforschung in Berlin „beratend tätig“ werden und „zur Forschung beitragen“, sagte er gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Prof. Südhof ist der derzeit wohl bekannteste Absolvent einer Waldorfschule, er hatte 1975 an der  Waldorfschule Hannover-Maschsee sein Abitur gemacht. Seit 1983 lebt und forscht er in den USA.

Die Berichte über seine Rückkehr gingen auf Pressemitteilungen des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung sowie des Bundesforschungsministeriums zurück. Darin hatte es geheißen, dem Institut sei es gelungen, Südhof für das Berliner Institut zu gewinnen. Südhof sei der erste Wissenschaftler, der mit Mitteln der Quandt-Stiftung „nach Berlin geholt werden konnte“. Südhof werde voraussichtlich im Herbst „seine wissenschaftliche Arbeit als ‚Visiting Fellow‘ in Berlin aufnehmen“.

In der Pressmitteilung des Bundesforschungsministeriums hatte Forschungsministerin Johanna Wanka dem Berliner Institut „zur Gewinnung des Nobelpreisträgers“ gratuliert und kommentiert:  „Die Zusage des aktuellen Medizin-Nobelpreisträgers zeigt: Deutschland ist mit seiner erstklassigen Forschungslandschaft hochattraktiv für internationale Spitzenforscher." Die Süddeutsche Zeitung schließlich hatte am 28.2. die „Rückkehr“ Südhofs mit dem jüngsten Bericht einer Expertenkommission über Zu- und Abwanderung von Wissenschaftlern in Verbindung gebracht und angesichts eines Negativsaldos von 4.000 abgewanderten Wissenschaftlern aus Deutschland getitelt: „Einer kommt, viele gehen.“

Keine Rückkehrpläne

Diesen Darstellungen hielt Prof. Südhof jetzt im FAZ-Interview seine Sicht der Dinge entgegen: Er habe lediglich zusagt, dass er mit Prof. Rosemund in Berlin zusammen ein Projekt machen werde. Er sei dort „in keiner Weise beschäftigt“. Seine Vereinbarung mit der Charité beinhalte keine Verpflichtung zur Präsenz in Berlin, betonte Prof. Südhof. Der Wissenschaftler schloss in dem Interview nicht aus, dass er „irgendwann ein Angebot in Deutschland in Erwägung ziehen würde“. Die Wahrscheinlichkeit, dass es wirklich so komme, sei aber sehr gering. „Ich bin hier in den Vereinigten Staaten gut verankert, familienmäßig und professionell.“ Er habe rund 30 Mitarbeiter an der  Stanford University und „keinerlei Pläne, die nach Berlin zu schicken“.

Für Spitzenforscher sei Deutschland aber durchaus ein attraktiver Standort, sagte Prof. Südhof der FAZ weiter. Er fände es falsch, dass Deutschland in dieser Hinsicht schlechtgeredet werde. Allerdings gebe es einiges zu verbessern, es gebe zu viele Bestimmungen und Regulationen, zu viele Dauerzusagen für finanzielle Mittel und zu wenig Flexibilität sowie „etwas zu wenig Leistungsbezogenheit“.

Bei Prof.Südhofs letztem Deutschlandaufenthalt Ende Januar hatten zwei Vertreter des Bundes der Freien Waldorfschulen (BdFWS) in Berlin die Möglichkeit, ihn ausführlicher zu interviewen. Im Gespräch mit Vorstandsmitglied Henning Kullak-Ublick und Pressesprecherin Celia Schönstedt äußert sich der Wissenschaftler zu seinem Werdegang, seiner Schulzeit an der  Waldorfschule und auch zu den Aufgaben von Forschung heute.

In dem Interview vertritt er die Auffassung, dass die medizinische Forschung in den USA noch vor dreißig Jahren wesentlich besser ausgestattet gewesen sei als in Deutschland, während sich dies heute umgekehrt darstelle. In den USA sei dagegen der Austausch zwischen den Forschern intensiver, betont Südhof und sieht in Deutschland die Gefahr, dass sich die Wissenschaftler zu stark vom internationalen Dialog abkapseln. Südhof wurde 2013 mit zwei Kollegen zusammen für die Erforschung der Kommunikation zwischen den menschlichen Zellen mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.

Das vollständige Interview ist auf der Homepage des BdFWSzu sehen.

END/nna/ung

Bericht-Nr.: 140307-01DE Datum: 7. März 2014

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