Nachrichtenbeitrag
Neues „Archivmagazin“ im Zeichen von Christian Morgenstern
DORNACH (NNA) – Die Beziehung Christian Morgensterns zu Rudolf Steiner ist der Schwerpunkt des dritten Archivmagazins der Rudolf Steiner Nachlassverwaltung, das jetzt veröffentlicht worden ist. Der 275 Seiten starke Band präsentiert in Form einer Dokumentation die Morgensterniana des Steiner Archivs (Gedichte, Briefe und Dokumente von 1909 bis 1914), die von der Doktorandin Emanuela Ferragamo erschlossen, transkribiert, kommentiert und mit einer ausführlichen Chronik versehen wurden.
Dabei konnte der noch ausstehende Band der Briefausgabe (Stuttgarter Morgensternausgabe) noch nicht berücksichtigt werden. Der 90-seitige Abbildungsteil bietet durch seine hohe Reproduktionsqualität einen ästhetischen Genuss und lädt zum Blättern ein. Morgenstern-Freunde dürfen sich auf bisher unveröffentlichte und unbekannte Varianten von Gedichten freuen.
Im Kapitel „Forschung und Diskussion“ erinnert Renatus Ziegler unter dem Stichwort „Weltanschaungsdynamik“ an Steiners 1914 erschienene Schrift „Rätsel der Philosophie“ und vergleicht sie mit dem im gleichen Jahr gehaltenen Vortragszyklus „Der menschliche und der kosmische Gedanke“, in dem Steiner erstmals den Gedanken von zwölf gleichberechtigten Weltanschauungen ausführte. In einem weiteren Aufsatz stellt der Chemiker Hartmut Rembkes, ein Kenner der alchimistischen Literatur, seine Forschungsergebnisse zu den unterschiedlichen Erwähnungen des Antimons in Steiners Werk dar.
Neuerscheinungen
Archivleiter David Marc Hoffmann macht auf eine wichtige Neuerscheinung der Reihe „Schriften zum Nietzsche-Archiv“ (Weimar) aufmerksam: den 1811 Seiten starken Briefwechsel zwischen Harry Graf Kessler und Elisabeth Förster-Nietzsche, in dem auf mehreren Dutzend Seiten auch immer wieder Rudolf Steiner erwähnt wird. Ein Beitrag zu dem für Nietzsche wie für Steiner bedeutsamen Philosophen Jean-Marie Guyau schließt sich an.
Das Kapitel „Edition“ enthält Anmerkungen von Stefan Weishaupt zur Debatte über die von Christian Clement herausgegebene textkritische Steiner-Ausgabe (SKA), eine Chronologie der veröffentlichten Reaktionen auf diese Edition, eine Stellungnahme der Nachlassverwaltung sowie unter der bezeichnenden Überschrift „Ohne Glaubenskongregation“ abschließende Bemerkungen des Archivleiters.
Stephan Widmer berichtet über Neuzugänge im Archiv, Walter Kugler bringt einen freundschaftlichen Nachruf auf den Wolfsburger Museumsdirektor Markus Brüderlin, dessen große Steiner-Ausstellungen und Parole „Rudolf Steiner gehört nicht den Anthroposophen allein“ noch immer im öffentlichen Bewusstsein nachwirken.
Die im Anhang abgedruckte Ansprache David Marc Hoffmanns zur Eröffnung des Lesesaals am 1. Februar 2014 (NNA berichtete) verdeutlicht die Zielsetzungen des Archivs. Dessen Nutzung durch die interessierte Öffentlichkeit sei nicht eine gewährte Gnade, sondern gleichsam ein Recht, das eingefordert werden könne.
END/nna/vog
Literaturhinweis: Archivmagazin. Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe. Nr. 3, Oktober 2014. Rudolf Steiner Verlag Basel, 2014, 277 Seiten, 23.80 €
Bericht-Nr.: 141116-01DE Datum: 16. November 2014
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