Nachrichtenbeitrag

Neuer Lehrstuhlinhaber für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der UW/H

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Von NNA Mitarbeiter

WITTEN-HERDECKE (NNA) – Komplementärmedizinische Behandlung bei ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom) und Depression ist das Fachgebiet von Prof. Dr. med. Oliver Fricke, dem neuen Lehrstuhlinhaber für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Fakultät für Gesundheit an der Universität Witten/Herdecke (UW/H).

Fricke leitet auch die Abteilung für Kinder- und Jugendpsychatrie am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, heißt es in einer Pressemitteilung der UW/H zu seiner Berufung.

Bei der Forschung zu ADHS verfolgt er den neuen Behandlungs-Ansatz des Neurofeedbacks. Bei einer Messung der Hirnströme durch ein EEG können betroffene Kinder lernen, ihre Hirnströme bewusst zu beeinflussen. Dadurch steige ihre Aufmerksamkeit und die Unruhe lasse nach . „Man muss sich das so vorstellen, dass die Kinder lernen, über ihre Gehirnströme ein Objekt wie z.B. einen Fisch oder ein Flugzeug in einen Zielbereich zu steuern“, erläutert der Wissenschaftler den Vorgang.

Besseres Verständnis

Die Ärzte erhoffen sich von der Neurofeedback-Methode eine Reduzierung der Verschreibung von Medikamenten wie Ritalin. Prof. Fricke warnt jedoch auch vor voreiligen Hoffnungen: „Wir stehen hier noch ganz am Anfang dieser Therapieform und nutzen sie zunächst zusätzlich zu den klassischen Behandlungsarten.“ In der Zukunft gehe es darum, besser zu verstehen „welche Kinder gut von dieser Art der Therapie profitieren und ob sie in Kombination mit anderen neuen Ansätzen, wie z.B. spezifischem körperlichen Training, in ihrer Wirkung noch verbessert werden kann.“

Beim Thema Depressionen weiß die Forschung zwar, dass körperliche Aktivität bei leichteren und mittelschweren Erkrankungen fast ebenso gut Phasen von depressiven Stimmungen lindern kann wie die Behandlung mit Psychopharmaka. "Wir wissen aber nicht, wie diese Wirkung genau entsteht. Hinter diesen Wirkungsmechanismus möchte ich mit meinem Team gerne kommen", erläutert Prof. Fricke.

Das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke bietet für psychisch kranke Kinder und Jugendliche eine Vollversorgung an mit Ausnahme des qualifizierten Drogenentzugs und der forensischen Kinder- und Jugendpsychiatrie. Außer den Schwerpunkten ADHS und Depression behandeln die Ärzte und Therapeuten am Gemeinschaftskrankenhaus auch Angst- und Ticstörungen, Zwänge, Schizophrenien, Autismus und psychische Traumatisierung.

Verschiedene Therapieformen

Das Therapiekonzept schließt je nach Erkrankung verschiedene Formen der Psychotherapie für die Kinder und Jugendlichen, aber auch systemische Familientherapie und bei Bedarf auch eine medikamentöse Therapie ein. „Es ist häufig wirkungsvoll, dass wir diese um künstlerische Therapien, Heileurythmie und andere komplementärmedizinische Verfahren ergänzen", erklärt Prof. Fricke die Philosophie seiner Abteilung.

Ausbauen möchte er in Zukunft die Behandlung für kleinere Kinder unter drei Jahren: Hier kommt insbesondere in den ersten beiden Lebensjahren der Beobachtung des Verhaltens und der Interaktion des Kindes beim Spielen eines besondere Bedeutung zu. „So können wir sehr früh Entwicklungsstörungen wie z.B. Autismus oder Bindungsstörungen finden und auch möglichst früh mit den Eltern zusammen in die Behandlung einsteigen“, betont Prof.Fricke.

Der Arzt und Wissenschaftler ist in Köln geboren und aufgewachsen. Er hat über verschiedene Aspekte von Ess-Störungen geforscht, u.a. auch in den USA und ist über Arbeiten in der Kinderpsychiatrie und Neuropädiatrie der Uniklinik in Köln nach Herdecke gekommen.

END/nna/ung

Bericht-Nr.: 150515-02DE Datum: 15. Mail 2015

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Foto: Private Universität Witten/Herdecke (UW/H)