Nachrichtenbeitrag

Neue Goetheanum-Bühne mit Bildern aus Peer Gynt eröffnet

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Von NNA-Korrespondentin Edith Willer-Kurtz

DORNACH (NNA) – Mit einer Eurythmieaufführung ist die neue Bühne des großen Saales am Goetheanum in Dornach jetzt nach einjähriger Sanierungszeit eröffnet worden.

Unter der Leitung von Margrethe Solstad zeigte „Licht und Lüge“ Bilder aus Peer Gynt von Henrik Ibsen und Kompositionen von Knut Nystedt und Edvard Grieg. Mit Peer Gynt hat Ibsen eine Figur geschaffen, die ein gesundes Verhältnis zwischen Fantasie und inneren Wahrbildern, zwischen Schein und Wirklichkeit erst finden muss.

Die Entwicklungsschritte und inneren Konflikte Peer Gynts wurden über die sprachliche Seite hinaus auch musikalisch interpretiert, eindrucksvoll in dramatischer Eurythmie in Kostümen und auch durch Toneurythmie in „Kleid und Schleier“ aufgeführt. Es spielte das Orchestra Camerata Da Vinci unter Leitung von Giovanni Barbato.

Die Goetheanum-Bühne im großen Saal mit 950 Plätze wurde 1927 von der Wiesbadener Maschinenfabrik eingerichtet. Im Herbst 2013 war nach mehrjähriger Planung mit der Sanierung begonnen worden mit dem Ziel, nach einem Jahr die Einweihung feiern zu können. Dies ist nun gelungen, aufgewandt wurden insgesamt 9 Mio CHF aus Eigenmitteln des Goetheanum und aus Spenden.

Neue Impulse setzen

Bei der feierlichen Eröffnung der großen Bühne sprach Dr. Remo Ankli, Regierungsrat für Bildung und Kultur im Kanton Solothurn ein Grußwort und gratulierte. Die Bühne trage zur geistigen Entwicklung bei dadurch, dass edle Gedanken in Tanz und Wort dem Menschen etwas mitzuteilen hätten. Roger Dahiden, Vizepräsident der Gemeinde Dornach meinte, dass die neue Bühne ein Ort sei, an dem Kultur als Kontrast zu Politik gemacht werde. Immer wieder würden so auch neue Impulse gesetzt.

Nils Fischknecht, Geschäftsführer der Goetheanum-Bühne, zeigte sich bei der Eröffnung sichtlich ergriffen und verwies auf die fast endlosen Stunden mit Abbruch-Chaos und -Dreck und schließlich dem Aufbau mit etlichen Überstunden. Dies alles sei möglich gewesen ohne einen einzigen Arbeitsunfall, ergänzte er erleichtert. Nun freuen sich alle Bühnenmitarbeiter, auch die Mitarbeiter von Maske und Schreinerei auf die zukünftige Arbeit.

200 Tonnen Stahl wurden aus- und wieder eingebaut nach den Plänen einer Hamburger Bühnenbaufirma. Der Bühnenraum ist ein Beton-Kubus.

Maschinerie

Die Obermaschinerie dient zur Befestigung der Maschinen zum Heben und Bewegen von Dekoration, Kulissen und Vorhängen. Unter dem Schnürboden sind – wie Balkone – zwei Galerien aufgehängt, die untere noch immer 10 Meter über dem Bühnenboden. Das Doppelstockpodium,15 x 3 m groß kann um 5 Grad in Schrägstellung gestellt werden.

Akustische Geräusche wie Donner, Regen und Wind werden auf den alten Maschinen hörbar gemacht, wie bei der Führung mit Hörbeispielen erläutert worden ist und nicht wie andernorts per Tonband eingespielt. In der unteren Ebene kann der Boden heruntergefahren werden, um den Orchestergraben einzurichten. Zuvor gab es keinen Orchestergraben.

Eine bedeutende Erneuerung ist auch der Schnürboden, der im bestehenden Betonträgerwerk aufgehängt wurde und mit Mess-Sensoren ausgestattet ist. Diese kontrollieren ständig die Belastungen und gewährleisten so den sicheren Betrieb. Eine weitere Besonderheit ist das Glasfasergewebe mit Stahleinlagen, das an die Stelle des Eisernen Vorhangs tritt. Es sei in dieser Größe ein Unikum, wurde betont. Dieses Glasfasergewebe wiegt zwei Tonnen und ist somit deutlich leichter als der alte Eiserne Vorhang mit rund acht Tonnen. „Die neue Maschinentechnik erlaubt eine mit der Steuerung der Lichtanlagen vergleichbare dynamische, nuancierte Bewegung“, erläuterte Fischknecht.

Große Werke geplant

Die Bühnengröße beträgt 400qm mit den verschiedenen Ebenen, die Bühne ist 12,50 Meter breit. So ist sie bestens geeignet für den Mehrspartenbetrieb Eurythmie, Schauspiel und Musik. Ab jetzt können auf der großen Bühne Aufführungen in Übereinstimmung mit den Sicherheitsvorschriften stattfinden. Insgesamt sind Aufführungen jetzt im Goetheanum auf drei unterschiedlich großen Bühnen möglich, eine mit 150-200 Plätzen, eine mit 450 Plätzen und der neu sanierten im großen Saal mit 950 Plätzen.

Im neuen Saal sind mehrere große Werke geplant. Zu Ostern 2016 wird die Neuinszenierung Faust I und II von Johann Wolfgang von Goethe Premiere haben, eine Voraufführung von Faust I wird schon im Sommer 2015 gezeigt. Die künstlerische Leitung liegt bei Margrethe Solstad (Eurythmie) und Christian Peter (Schauspiel).

 Angekündigt ist auch eine Aufführung der Oper „Der Sturz des Antichrist“ von Viktor Ullmann nach den gleichnamigen „Dramatischen Skizzen“ von Albert Steffens. Dieses Opernprojekt wird das erste Opernprojekt auf der neu mit Orchestergraben ausgestatteten großen Bühne sein. (25. Oktober)

Der große Saal des Goetheanum ist auch bei Musikern ein gefragter Ort, seine Akustik ist trocken und klar und wird auch für Tonaufnahmen genutzt. Als Solisten werden in diesem Jahr noch die beiden Klaviervirtuosen Jöeg Demus (19.Oktober) und Hristo Kazakov (6.Dezember) zu hören sein, Kazakov mit der Fortsetzung seines Zyklus von Beethoven-Sonaten .

END/nna/wil

Bericht-Nr.: 141022-04DE Datum: 22. Oktober 2014

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Blick in den Zuschauerraum vom neugestalteten Bühnenraum. 200 Tonnen Stahl wurden bei der Sanierung aus- und wieder eingebaut<br>Foto: Monika Elbert