Nachrichtenbeitrag
Mediziner der Uni Witten/Herdecke in Afghanistan aktiv
WITTEN/HERDECKE (NNA) - Eine intensive Zusammenarbeit mit dem Ziel, die medizinische Versorgung im Norden Afghanistans zu verbessern, hat sich zwischen der Universität Witten/Herdecke und der medizinischen Fakultät in Mazar-i-Scharif entwickelt. Die Projekte werden im Rahmen des „Stabilitätspakts Afghanistan“ auch von der Bundesregierung gefördert.
Während schon seit mehreren Jahren junge Mediziner aus Afghanistan in ihrer praktischen Ausbildung an der UWH unterstützt werden, soll im Rahmen dieser Kooperation nun auch eine interdis-ziplinäre Wundambulanz in Mazar-i-Scharif entstehen. Sie soll im Herbst 2012 ihre Arbeit aufnehmen. Medizinstudenten der Universität Witten-Herdecke (UWH) können dort unter Anleitung im praktischen Jahr tätig sein.
Der frühere Student der medizinischen Fakultät, der afghanische Arzt Baschir Ahmadyar, hat das Projekt zusammen mit Dr.? Hamid Jubran, dem Lehrstuhlinhaber für Innere Medizin der medizinischen Fakultät in Mazar-i-Scharif, ins Leben gerufen.
Es wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienstes und dem Auswärtigen Amt unterstützt. “Ich bin sehr froh, dass ich vieles von dem, was ich in Witten gelernt habe, nun in Afghanistan weitergeben kann”, sagt Ahmadyar, der selbst in Kabul geboren wurde und 1997 nach dem Einmarsch der Taliban nach Deutschland flüchtete.
Die Ambulanz soll dafür sorgen, dass im Norden Afghanistans Patienten mit chronischen Wunden besser geholfen werden kann. Dabei handelt es sich um Gefäß- und Stoffwechselerkrankung, Kriegsverletzungen oder das Tragen von Beinprothesen. Zusammen mit Dr.? Hamid Jubran, den er während eines Pflegepraktikums in Nordafghanistan kennen gelernt hat, wird Ahamdyar die Einrichtung einer Wundklinik organisieren. Ihr Behandlungsspektrum soll sich von einfachen chirurgischen Wundversorgungen bis hin zur Diagnostik und Behandlung der Krankheitsursache erstrecken.
Bereits als Student hatte Ahmadayar ein erstes Austauschprojekt zwischen den medizinischen Fakultäten der UWH und der Universität in Mazar-i-Scharif organisiert. “Es ist schon ungewöhnlich, während des Studiums die Freiheit und Unterstützung zu bekommen, um ein Projekt wie das Mazar-Programm aufziehen zu können. Dafür bin ich der Uni sehr dankbar“, betont der afghanische Arzt. Die UWH ist Deutschlands erste Privatuni und spielt mit ihrem innovativen Konzept in der Medizinerausbildung eine Vorreiterrolle.
Das Projekt „Medical Exchange Program Mazar“ wurde 2007 ins Leben gerufen, es entstand ebenfalls durch eine Kooperation mit Dr.? Hamid Jubran. Ziel war?ein nachhaltiger Wiederaufbau und eine Verbesserung des Ausbildungssystems der Medizinstudierenden in Masari Sharif. Vor allem mangelte es an Möglichkeiten einer praktischen Ausbildung. Klinische Untersuchungskurse und ähnliche praxisorientierte Kurse existierten an der Fakultät selbst so gut wie gar nicht und Bedside-Teaching in Krankenhäusern konnte aus zeitlichen und organisatorischen Gründen nur begrenzt stattfinden. Besonders problematisch war und ist die Situation für Frauen, da viele sich wegen der kulturellen Bedingungen im Land erst gar nicht trauten, männliche Patienten zu untersuchen.
Aufgrund dieser Tatsachen erarbeiteten Baschir Ahmadyar und seine Kommilitonin Sonja Haverkampf die Grundkonzeption des Projektes ”Medical Exchange Program Mazar“. Ziel der studentischen Initiative war und ist es, den afghanischen Studierenden die essentiellen praktischen Fähigkeiten zu vermitteln, die im klinischen Alltag von Bedeutung sind. Demnach sollen die Studierenden in mehreren Kurseinheiten theoretische und praktische Grundlagen der Notfallmedizin, klinischer Untersuchungen, chirurgischer Naht- und Knotentechnik und Venenpunktion erlangen.
Seit 2009 wird das ”Medical Exchange Program Mazar“ im Rahmen des ”Stabilitätspakts Afghanistan" vom Auswärtigen Amt und vom DAAD finanziell unterstützt. Im Spätsommer des Jahres 2009 reisten erstmals sechs Medizinstudierende - zwei Frauen und vier Männer - sowie ein Dozent der Universität Balkh nach Deutschland, um an der Universität Witten/Herdecke zu Untersuchungstutoren ausgebildet zu werden. Die inhaltliche Betreuung erfolgte durch an der UWH und ihren Lehrkrankenhäusern tätige Ärzte und Professoren, während Planung, Organisation und Tutorien von Studierenden der Uni durchgeführt wurden. Im Sommer 2010 erfolgte der Gegenbesuch von fünf deutschen Studierenden in Mazar-i-Scharif.
Um diese Wiederaufbauhilfe in Afghanistan langfristig und nachhaltig gewährleisten zu können, wurde im Frühjahr 2011 das Medical Training Center Mazar errichtet. Es entspricht dem internationalen Standard sowohl bezüglich der Ausstattung als auch bezüglich des geforderten Gegenstandkatalogs, in dem festgelegt ist, welche Fähigkeiten ein junger Arzt in den Kursen erlangen muss. Jedes Semester werden in drei Curricula über vier Wochen 136 Studierende in den verschiedenen Kursen ausgebildet.
End/nna/ung
www.uni-wh.de/universitæt/studentische-initiativen/medical-exchange-program-mazar/
Fotos aus Mazar-i-Scharif zum Herunterladen finden Sie auf der Seite: www.uni-wh.de/universitæt/presse/presse-details/artikel/wittener-projekt-beteiligt-sich-am-aufbau-einer-interdis-ziplinæren-wundambulanz-in-afghanistan-1/
Weitere Informationen über das Medical Exchange Program Mazar erhalten Sie unter Kontakt: Baschir Ahmadyar, bahmad1@hotmail.com. Die Handynummer erhalten Sie in der Pressestelle der UW/H: 02302 / 926-946 oder -805.
Bericht-Nr.: 120826-04DE Datum: 26. August 2012
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