Nachrichtenbeitrag
Mbaghati-Waldorfschule in Kenia auf gutem Weg
Die Rudolf Steiner Schule Mbagathi, am Stadtrand von Nairobi, in Kenia feiert mit der Fertigstellung von vier neuen Kindergartenräumen einen weiteren Meilenstein ihrer Entwicklung. Judith Brown, Lehrerin, berichtet für NNA über zwei Jahrzehnte Schulentwicklung und über die Pläne der Schule für die Zukunft.
NAIROBI (NNA) – Eine Waldorfschule in der trockenen, flachen Prärie im Süden des Nairobi Nationalparks, wo man das Gebrüll der umherschweifenden Löwen hören und Giraffen in Ruhe die Akazienbäume in der Umgebung abweiden sehen kann, das ist die Rudolf Steiner Schule Mbgathi am Rande der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Mehr als 300 Kinder, in den Altersstufen 3 bis 15 Jahren, werden hier unterrichtet.
Seit wir 1989 im Süden des Nationalparks das Land gekauft haben, ist die Schule stetig gewachsen. Wir begannen mit drei Klassenräumen. Während das Wasser damals in Tanks gebracht werden musste, wird jetzt aus unserem Bohrloch, das 2002 gebohrt wurde, das Wasser gepumpt. In den ersten drei Monaten war es nicht ungewöhnlich, abends kein Licht zu haben, so dass wir Kerzenlicht brauchten, um die Unterrichtsstunden vorbereiten zu können. 2006 wurden wir an den Hauptstrom angeschlossen und seit 2010 haben wir 24 Stunden am Tag Internet.
Die Kinder sind sehr glücklich in unsere Schule gehen zu können, da sie in einer Umgebung aufwachsen, die anders ist als die die sie kennen und die vor allem kindgerecht ist. Die Kinder kommen aus schwierigen ökonomischen Verhältnissen. Bei manchen sind die Familien zusammengebrochen. Die Kinder sind Waisen oder leiden an Aids oder anderen Krankheiten.
Es gibt jetzt eine komplett ausgestattete Heimeinrichtung für 90 Kinder. Unsere Jungs und Mädchen finden hier die Sicherheit, die sie brauchen um heranzuwachsen, zu spielen und zu lernen.
Dieses Jahr hat die Schule vier neue Kindergartenräume fertig gestellt. Dank der Unterstützung der deutschen Regierung, mithilfe der Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V., dank des Acacia Entwicklungsfonds in der Schweiz, der Vidar Stiftung aus Schweden und dank der Sanduko in Dänemark. Die Kindergartenräume wurden am 27. Mai offiziell eröffnet.
Die Kinder haben jetzt die Umgebung und den Raum, den sie für einen guten Start ins Leben brauchen. Wir haben vier Kindergartengruppen und die Klassenstufen eins bis neun.
Für die Schule arbeiten 44 Mitarbeiter, 19 davon sind Lehrer. Wir haben Pensionseltern, Köche, Fahrer, Bauern, einen Hausmeister, Reinigungskräfte, Sicherheits- und Büropersonal. Es gibt einen Garten mit Obst und Gemüse aus biologischem Anbau und eine Farm mit Kühen, Ziegen, Enten und Fischen.
Unsere Schule bietet auch einen zweiwöchigen Waldorfpädagogikkurs an, den Lehrer aus Ostafrika nutzen, um sich während ihrer Ferien fortzubilden.
Als die Schule immer größer wurde, mussten wir mehr Personal einstellen, um die wachsende Arbeit zu bewältigen. Um uns zu unterstützen, waren die Lehrer bereit, näher an der Schule zu wohnen. Nach Jahren der Planung ist es im kommenden Jahr endlich möglich, zwei Mitarbeitergebäude auf unserem Gelände zu errichten. Wieder unterstützt durch die schwedische Vidar Stiftung, den Acaciafonds, die Karrer Stiftung in der Schweiz, die Zukunftsstiftung Entwicklungshilfe, die Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V. aus Deutschland, die dänische Sanduko und viele andere Freunde aus Übersee.
Zurzeit erproben wir neue Wege, um unsere Farm zu bewirtschaften in Zusammenarbeit mit Anne und Rolf Bucher, Gärtner aus der anthroposophischen Arzneimittel- und Naturkosmetikfirma Wala aus Deutschland. Wir müssen Strukturen entwickeln, um die erforderlichen Lebensmittel auf günstige Weise anzubauen und so regelmäßig unsere Schulküche unterstützen zu können.
Im Februar diesen Jahres reisten unsere Lehrer in die Hekima Waldorfschule nach Dar-es-Salaam in Tansania, wo die Ostafrikanische Konferenz der Waldorfpädagogik unter dem Motto „Inspire children to learn“ tagte. Die Lehrer reisten die lange Strecke mit dem Schulbus. Lehrer, Eltern und Freunde aus den verschiedenen Waldorfschulen in Ostafrika wurden erwartet. Dort gab es eine Vielzahl von Vorlesungen und Arbeitsgruppen, die Menschen trafen sich und tauschten Erfahrungen aus. Es war eine fruchtbare und für Zukunft lohnende Zusammenarbeit.
Die Schule ist sich im Klaren darüber, dass es für unsere Schulabgänger nicht genug Ausbildungsplätze gibt, um ihnen eine berufliche Karriere zu ermöglichen. Es wäre wünschenswert diese jungen Menschen durch eine Berufsausbildung weiter in die Zukunft begleiten zu können.
Die Landpreise in unserer Region sind rapide in die Höhe geschossen, daher hat sich die Schule entschieden, Land für die Zukunft zu sichern. Zurzeit sind wir dabei 17 Hektar Land durch Kredite von Freunden der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V. zu erwerben und weitere 7 Hektar in der Nachbarschaft des National Parks wurden durch einen Freund der Schule gekauft, der das Land betreuen wird bis die Schule in der Lage ist es zu erwerben.
Die Schule muss Spenden sammeln, um diese Grundstücke zu kaufen oder muss eines verkaufen, um das andere kaufen zu können. Am Ende steht das Ziel, ein Projekt für junge Leute zu entwickeln.
Nairobi ist eine sehr fortschrittliche Stadt mit allen modernen Entwicklungen. Ungeachtet dessen müssen große Teile der Bevölkerung kämpfen, um finanziell über die Runden zu kommen. Selbst wenn man Arbeit hat, reicht das Geld oft nur für Essen, Kleidung und die Miete bezahlen zu können.
Unsere hiesige Stadt Rongai ist ein Vorort von Nairobi und Migranten kommen von weither auf der Suche nach Arbeit.
Die Kinder hier in Nairobi leben in großer Armut. Ihre Grundbedürfnisse werden oft nicht erfüllt, wie z.B. genug zu essen zu haben.
In der Nähe der Hauptstadt Nairobi zeigt sich, wie rasant die Lebenshaltungskosten steigen. Vor kurzem sind die Preise raketenartig in die Höhe geschossen, auch aufgrund der Dürrekatastrophe in unserem Teil der Welt. Es wird auch immer anstrengender zu fahren, da die Straßen nicht für den ständig zunehmenden Verkehr gemacht sind.
Unsere Kinder, hauptsächlich aus benachteiligten Familien, die in die Schule gebracht werden, werden durch Sponsoren unterstützt, da sie unfähig sind, selbst den Schulbeitrag zu bezahlen. Die Eltern zahlen soviel wie sie können.
Viele Spender aus der ganzen Welt zahlen regelmäßig Schulbeiträge für den Unterhalt und die Erziehung der Kinder. Ohne sie kämen wir nicht zurecht.
Dank ihrer großzügigen Unterstützung ist es uns möglich, unseren Kindern Stabilität, Freude und eine Erziehung in einer gesunden Umgebung zu gewährleisten.
NNA/end/cva/lml/ung
Kontakt: Wer spenden oder regelmäßig Beiträge für die Schule leisten will, kann sich an Annette Massmann wenden unter: Annette.massmann@gls.de oder rssmn@kenyaweb.com, Website: rudolfsteiner.co.ke.
Man kann auch an die Schule schreiben: Rudolf Steiner School, P.O. Box 15609, 00503, Mbagathi, Nairobi, Kenya.
Bericht-Nr.: 110917-01DE Datum: 17. September 2011
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