Nachrichtenbeitrag
„Kriege als intensivste Nutzung fossiler Brennstoffe“
Der ökologische „Stiefelabdruck“ des Militärs weltweit bleibt in den Klimazielen bisher unberücksichtigt – Forscher fordern Umdenken
BERLIN (NNA) – Die Umstellung der Ernährung weg von tierischen Produkten, weniger Flugreisen, die Vermeidung von Plastikmüll, der Ausstieg aus den fossilen Heizsystemen – die Liste der Möglichkeiten, den eigenen ökologischen Fußabdruck zu vermindern, ist lang. Was aber bisher in die Rechnungen nicht einbezogen wird, obwohl er zu den größten Verursachern von Treibhausgasemissionen zählt, ist der ökologische „Stiefelabdruck“ des Militärs weltweit. Auf diesen blinden Fleck machen jetzt Forscher zunehmend aufmerksam.
Panzer, die 250 Liter Dieselkraftstoff auf 100 km verbrauchen, Kampfjets, die pro Flugstunde 5000 Liter Kerosin benötigen – man kann sich vorstellen, was mit den national oder international formulierten Klimazielen passieren würde, würden die Emissionen des Militärs weltweit in die Berechnungen einbezogen.
Wäre das US-Militär beispielsweise eine Nation, schreibt Prof. Neta C.Crawford von der Boston University in einer neueren Studie zum Thema, gehörte es zu den 50 Hauptverursachern des CO2-Ausstosses weltweit. 2017 zum Beispiel habe der CO2-Ausstoss der US-Army über dem von Ländern wie Schweden, Dänemark und Portugal gelegen und auch den der einheimischen Stahlindustrie übertroffen. „Krieg und die Vorbereitung dazu gehören zu den intensivsten Nutzungen fossiler Brennstoffe“, heißt es in der Studie.
Massive globale Emissionen
Erst im Nachhinein wurden z.B. bei den Kriegen der jüngsten Vergangenheit deren Auswirkungen auf das Klima weltweit betrachtet. So sollen die die Ölbrände während des Zweiten Golfkriegs von 1991 zwischen zwei und drei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen in jenem Jahr ausgemacht haben. Nach Angaben der NGO Oil Change International war der Irak-Krieg in den ersten vier Jahren für die Freisetzung von 141 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent verantwortlich.
Da der militärische Bereich seine Emissionen bisher nicht angeben muss, gibt es bisher nur Schätzungen zum CO2-Ausstoß weltweit. Laut der britischen Wissenschaftsorganisation Scientists for Global Responsibility (SGR) verursachen die Militärs der Welt und die Industrien, die ihre Ausrüstung liefern, rund fünf Prozent aller globalen Emissionen.
So kann man nur darüber spekulieren, was die gegenwärtigen Kriege in der Ukraine oder im Nahen Osten für das Weltklima bedeuten und inwieweit auch die steigende Aufrüstung in den Ländern des Westens infolge der russischen Invasion deren Klimabilanz ebenfalls verschlechtern wird.
END/nna/ung
Bericht-Nr.: 240208-01DE Datum: 8. Februar 2024
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