Nachrichtenbeitrag
Juni gefährlichster Monat für afghanische Zivilbevölkerung seit 15 Jahren
Im Juni wurden in Afghanistan die seit 15 Jahren höchste Zahl der Zivilbevölkerung das Opfer von Anschlägen. Deutsche Flüchtlingsorganisationen fordern ein Ende der Abschiebungen.
KABUL /BERLIN (NNA) – Im Juni 2017 war in Afghanistan die höchste Zahl von Opfern unter der Zivilbevölkerung seit 15 Jahren zu verzeichnen. Darauf weist die Advocacy Group for Civilian Protection in Kabul hin, der 16 Organisation der afghanischen Zivilgesellschaft angehören. 794 Menschen seien verletzt, 249 getötet worden. Die Mehrzahl der 794 verletzten Menschen wurde Opfer von Anschlägen in Kabul.
Dieser Anstieg der zivilen Opfer dürfe nicht hingenommen werden, betont die Advocacy Group. Aziz Ahmad Tasal, der Sprecher der Gruppe , sagte, es sei „die Pflicht von uns allen, alle Anstrengungen zu unternehmen, um die Zahl der zivilen Opfer zu vermindern“. Ihre Ursache liege in Anschlägen von Rebellen, die in Kabul, Helmand und Nangahar stattgefunden haben.
Die Advocacy Group forderte die Rebellen auf, Anschläge in besiedelten Gebieten zu unterlassen und die Gewalt zu beenden. An die afghanische Regierung appellierte sie, Operationen der Sicherheitskräfte in bewohnten Regionen zu vermeiden. Für die nächste Zukunft befürchtet die Gruppe noch mehr Opfer unter der Zivilbevölkerung, da es keine klare Definition von Zivilisten gebe und auch die Sicherheitskräfte keine wirksamen Schritte zu ihrem Schutz unternehmen.
Keine Abschiebung
Pro Asyl hat die deutsche Bundesregierung aufgefordert, von Abschiebungen nach Afghanistan sofort Abstand zu nehmen. Im Jahr 2016 waren unter der afghanischen Zivilbevölkerung 3.500 Tote und mehr als 7.900 Verletzte zu beklagen – diese Zahlen sprächen für sich. Der bayrische Flüchtlingsrat befürchtet, dass für Ende Juli erneut eine Abschiebung nach Afghanistan geplant ist und fordert, diese genau wie die letzte abzusagen.
Die Bundesregierung hatte die letzte Abschiebung vorläufig ausgesetzt nach dem Anschlag in Kabul und angekündigt, noch im Juli einen neuen Lagebericht zu Afghanistan vorzulegen. Der Bericht ist die Grundlage für die Entscheidungen über die Asylanträge beim Bundesamt für Migration ist. Bisher gelten bestimmte Regionen in Afghanistan, darunter Kabul, als sicher und die Rückkehr dorthin für Asylbewerber als zumutbar.
Pro Asyl weist darauf hin, dass selbst anerkannte Flüchtlinge aus Afghanistan derzeit keine Anträge auf Familiennachzug nach Deutschland stellen können, da die deutsche Botschaft in Kabul aufgrund des Bombenanschlags vom Mai auf unbestimmte Zeit geschlossen worden ist. Auf der Homepage des Auswärtigen Amts heißt es dazu, es würden „derzeit Maßnahmen getroffen, um die Beantragung dieser sogenannten nationalen Visa an den deutschen Botschaften in Neu Delhi (Indien) und Islamabad (Pakistan) zu ermöglichen“. Allerdings seien dafür Einreisevisa für die betreffenden Staaten notwendig.
Touristenvisa können afghanische Bürger derzeit nur in den deutschen Botschaften in Neu Delhi, Dubai und Istanbul beantragen, auch dafür sind Einreisevisa erforderlich.
END/nna/ung
Quellen:
Afghanische Nachrichtenagentur Pajhwok
https://www.proasyl.de/thema/unsicheres-afghanistan/
https://www.change.org/p/bundeskanzlerin-angela-merkel-keine-abschiebungen-nach-afghanistan?utm_medium=email&utm_source=104679&utm_campaign=petition_update&sfmc_tk=OChXF8Os3dK89hlzfZydGeIY20%2bLMbdy0dD%2bQmgfGOobU%2bOdKSbb0LI6FnOeYGHG&j=104679&sfmc_sub=240584826&l=32_HTML&u=20841174&mid=7259882&jb=109
https://www.nds-fluerat.org/25255/aktuelles/neuregelungen-fuer-visaantraege-aus-afghanistan/
Bericht-Nr.: 170730-03DE Datum: 30. Juli 2017
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