Nachrichtenbeitrag

Hohe Corona-Opferzahlen in Afghanistan befürchtet – Kinderhilfe im Einsatz

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Von NNA Mitarbeiter

Laut Kinderhilfe Afghanistan machen es die desolaten medizinischen Strukturen in Afghanistan schwer zu ermitteln, wieviel Menschen an Covid-19 erkrankt oder gestorben sind. Die Organisation hat ein Hilfsprogramm gestartet.

MINTRACHING (NNA) – Auf die vermehrte Ausbreitung des Corona-Virus in Afghanistan hat die Kinderhilfe Afghanistan von Anette und Dr. Reinhard Erös hingewiesen. Auch die afghanische Regierung befürchtet eine hohe Zahl von Erkrankten. Zehntausende afghanischer Flüchtlinge sind in den letzten Wochen aus dem Corona-Hotspot Iran nach Afghanistan zurückgekehrt, ohne dass Heimkehrer untersucht oder isoliert wurden.

Die Kinderhilfe, die in Afghanistan mit Spendengeldern Schulen und medizinische Einrichtungen aufgebaut hat, betont, es sei aufgrund der desolaten medizinischen Strukturen im Land nicht annähernd zu ermitteln, wieviel Menschen tatsächlich an Covid-19 erkrankt oder gestorben sind. Offiziell beträgt die Zahl der Erkrankten nach Angaben der afghanischen Nachrichtenagentur Pajhwok derzeit 423 Personen, besonders betroffen ist die an der iranischen Grenze gelegene Provinz Herat. Dort gelten inzwischen Ausgangssperren.

Schulen geschlossen

Seit drei Wochen sind alle Schulen und Universitäten wegen der Corona-Virus-Krise geschlossen worden, darunter auch alle Einrichtungen der Kinderhilfe Afghanistans. Die Lehrer der Schulen der Kinderhilfe würden während dieser Zwangspause weiterhin bezahlt, schreibt die Kinderhilfe, die jetzt ein Hilfsprogramm zur Vorbeugung gegen die Pandemie gestartet hat.

Die Mitarbeiter, Stipendiaten und Oberstufenschüler der Kinderhilfe kümmern sich vor Ort um die Verteilung von Corona-Prophylaxe-Sets, bestehend u.a. aus Atemschutzmasken, Gummihandschuhen, Desinfektionsmittel und Seife. Diese konnten im Land und im benachbarten Pakistan beschafft werden. Empfänger sind die Mitarbeiter der Kinderhilfe und die Eltern der Schüler der Organisation.

Besonders bedürftige Schülerfamilien erhalten außerdem noch ein Paket mit Grundnahrungsmitteln, darunter Reis, Bohnen, Tee, Zucker und Öl, das für eine fünfköpfige Familie zehn Tage lang ausreicht. Die Verteilung an ca 1.000 Familien habe begonnen, man werde die Aktion mindestens einen Monat lang fortsetzen, schreibt die Kinderhilfe in ihrer Mitteilung.

Aufklärungsaktionen

Presseberichten zufolge haben die Taliban in den von ihnen kontrollierten Gebieten, die etwa die Hälfte des Landes ausmachen, Aufklärungsaktionen über das Coronavirus gestartet und der Regierung vorgeworfen, sie unternehme zu wenig gegen die Pandemie in den von ihr beherrschten Gebieten. Gleichzeitig  griffen die Taliban Regierungstruppen in verschiedenen Provinzen des Landes an, um noch weiteres Gelände zu gewinnen, bevor das Virus sich ausbreitet. Die UNO hatte die kämpfenden Parteien in Afghanistan mehrfach aufgerufen, angesichts der Pandemie die Waffen ruhen zu lassen.

Die USA hatten Ende Februar ein „Friedensabkommen“ mit den Taliban unterzeichnet, das den Abzug der ausländischen Truppen aus dem Land ermöglichen soll. Aufgrund eines Machtkampfs zwischen dem afghanischen Präsidenten Ghani und seinem Gegenspieler Abdullah und des Ausbruchs von Covid-19 wurden von den darin enthaltenen Vereinbarungen bisher wenig umgesetzt.

END/nna/jh

Bericht-Nr.: 200410-01DE Datum: 10. April 2020

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Foto: www.kinderhilfe-afghanistan.de/