Nachrichtenbeitrag

GLS-Bank trotzt erneut dem Branchentrend

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Von NNA-Korrespondentin Cornelie Unger-Leistner

FRANKFURT (NNA) – Deutschland birgt noch ein erhebliches Potential für ethisch-ökologische Geldanlagen: Mit durchschnittlich 2000 neuen Kunden pro Monat war die Bochumer GLS-Bank daher auch 2013 weiter auf Erfolgskurs. Dies wurde auf ihrer Bilanzpressekonferenz in Frankfurt deutlich.

„16 Millionen Bundesbürger äußern in Umfragen, dass sie ökologisch-soziale Geldanlagen bevorzugen. Daher ist nicht damit zu rechnen, dass sich unser Kundenzustrom abschwächt,“ betonte der Vorstandssprecher der GLS-Bank, Thomas  Jorberg, vor Journalisten. Erstmals überschritt die Bilanzsumme der Bank im Geschäftsjahr 2013 die 3-Milliarden-Euro-Marke, die GLS-Bank hatte damit ein Plus von 19% zu verzeichnen.

Im Juni feiert die Bank ihr 40jähriges Bestehen unter dem Motto „Geschichten, die Zukunft schreiben.“ Eine Reihe von Auszeichnungen wie der Preis „Nachhaltiges Unternehmen Deutschlands“ 2012 oder der internationale Award „Sustainable Bank of the Year“ 2013 zeugen von der öffentlichen Anerkennung, die die Bank mittlerweile erhält.

Betrachtet man die gesamte Branche, so führt das ethisch-ökologische Bankwesen mit den 165.000 GLS-Kunden in Deutschland allerdings eher noch ein Nischendasein. In der Lebensmittelbranche beispielsweise haben die Bioprodukte inzwischen einen Marktanteil von vier Prozent erobert. „Man wechselt seine Bank eben nicht so selbstverständlich, wie man Biowaren einkaufen geht“, meinte Jorberg dazu .

Zugeschaltet zur Pressekonferenz war auch die Bochumer Zentrale der Bank. Dort legte Vorstandsmitglied Andreas Neukirch die Ergebnisse des Geschäftsjahrs 2013 vor. Dabei zeigte sich, dass die GLS-Bank aufgrund ihres stetigen Wachstums erneut einen Bilanzgewinn von zwei Prozent vorweisen kann. Mit dieser stabilen Ertragslage unterscheidet sie sich deutlich von anderen genossenschaftlich organisierten Banken oder den Sparkassen, die über Ertragsrückgänge klagen.

Die Erwartungen an das laufende Geschäftsjahr sind vor diesem Hintergrund optimistisch, man geht davon aus, dass es ähnlich wie das vergangene verlaufen wird. 2013 waren die Kundeneinlagen der GLS-Bank um ca 20% auf 2,82 Mrd. Euro gestiegen. Die Bilanzsumme betrug zum Jahresende 3,24 Mrd. Euro. Das Eigenkapital der Bank beläuft sich auf insgesamt 197 Mio Euro.

Auf dieser Basis konnte die GSL-Bank 2013 neue Kredite mit einem Volumen von insgesamt 551 Mio. Euro vergeben. Den größten Bereich bilden die regenerativen Energien mit einem Anteil von 37,9 Prozent an den Neukrediten, 22,4% der Gelder wurden für Behinderteneinrichtungen, Gesundheit und Leben im Alter vergeben. Dieser Bereich hatte im Vergleich zum Kreditbestand die größte Zunahme zu verzeichnen. 17,5% der Darlehen flossen in Wohnprojekte und Baufinanzierungen, 14,1% in die ökologische Landwirtschaft und in die Biobranche – beide Bereiche blieben in einem ähnlichen Rahmen wie der Bestand. Geringer fiel der Anteil der Neudarlehen im Bereich Schulen und Kultur aus mit 8,1%.

Der Schulbereich war der Ausgangspunkt für die Tätigkeit der GLS-Bank im Jahr 1974 gewesen, erläuterte Vorstandssprecher Jorberg bei seinem kurzen Rückblick auf die Geschichte der Bank. Den Anfang hatten die Eltern der Freien Waldorfschule in Bochum-Langendreer gemacht, als sie eine sinnvolle Geldanlage suchten. Hinzugekommen sei dann mit dem Dottenfelder Hof die ökologische Landwirtschaft, für die meisten Bürger in den 70er Jahren noch „etwas ganz Exotisches“, so Jorberg. Auch die Zustände auf dem Finanzmarkt seien damals, verglichen mit heute „paradiesisch“ gewesen. 1988 habe die GLS-Bank dann die erste Windkraftanlage auf einem Bauernhof finanziert.

Daran wurde auch deutlich, welche enorme Entwicklung sich im Bereich der regenerativen Energien seither vollzogen hat: 25% beträgt heute ihr Anteil im Netz. „Dies ist eine Entwicklung, die man so nicht erwarten konnte“, meinte Jorberg. Auf Nachfrage von Journalisten ging er dann auch auf die drohende Insolvenz des Windparkbetreibers PROKON ein, die derzeit in den Medien für Schlagzeilen sorgt. Bei der GLS-Bank hat dies schon zu besorgten Kundenanrufen geführt. Auch die GLS-Bank hat als Geldanlage Genussrechte im Angebot, die PROKON offenbar zum Verhängnis geworden sind.

Den Fall PROKON müsse man sich „sehr genau ansehen“, meinte Jorberg. Meist sei es so, dass nicht das Instrument der Finanzierung , sondern seine Nutzung zum Problem werde. Die Genussscheine, die die GLS-Bank anbiete, seien im Gegensatz zu PROKON nicht kurzfristig kündbar und sie bezögen sich auch auf Bestandsanlagen, also Windparks, die bereits in Betrieb seien. Dem Ruf nach mehr Verbraucherschutz als Konsequenz aus der drohenden Pleite von PROKON erteilte Jorberg jedoch eine Absage: „Ohne die Investitionen von zigtausenden Privatleuten hätte es die Entwicklung im Bereich der regenerativen Energien nicht gegeben.“ Insgesamt hielten sich die Ausfälle in diesem Bereich auch bisher in Grenzen. Bei einer sich entwickelnden Technik müsse aber jedem Investor klar sein, dass es hier Risiken gebe. „Das ist keine Sparanlage“, betonte Jorberg.

2013 hat die GSL-Bank erstmals auch einen Aktienfonds aufgelegt. Er unterliege „den bewährten und strengen Nachhaltigkeits- und Transparenzstandards“, hieß es auf der Pressekonferenz. Investitionen in Rohstoffe sowie Devisenspekulationen sind ausgeschlossen. Die GLS-Bank veröffentlicht jeweils, in welche Papiere der neue Fonds investiert. Im ersten Monat wuren bereits 13,5 Mio Eur. im Fonds angelegt.

Eine weitere Frage der anwesenden Journalisten galt den Risiken, die für die Geldanlagen der GLS-Bank möglicherweise von der derzeitigen, eher restriktiven Engergiepolitik der Bundesregierung ausgehen. Hier äußerte Jorberg die Befürchtung, dass die Energiewende insgesamt ins Stocken gerate: „Um unser Geschäft mache ich mir keine Sorge, wohl aber um die Energiewende insgesamt,“ sagte er. Es sei fraglich, ob die gesteckten Ziele erreicht würden. Allerdings gebe es um die Vorschläge der Bundesregierung auch noch „heftige Diskussionen.“

In einer ausführlichen Stellungnahme zum Thema Energiewende, die bei der Pressekonferenz in Frankfurt verteilt wurde, macht Jorberg vor allem die „Formierung von Partikularinteressen“ durch verschiedene Lobbygruppen dafür verantwortlich, dass die Energiewende derzeit „substanziell gefährdet“ wird. Die Energiewende stehe für eine nachhaltige Wirtschaftspolitik, durch die der Mittelstand gestärkt und neue Absatzmärkte erschlossen würden. Langfristig könne der Wohlstand Deutschlands nur mit regenerativen Energien aufrecht erhalten werden, die Energiewende sei daher „eines der wichtigsten, wenn nicht das wichtigste Gesellschafts- und Industrieprojekt“ derzeit, argumentiert Jorberg.

Ihr 40jähriges Geschäftsjubliäum wird die GLS-Bank anlässlich ihrer Generalversammlung am 13. und 14. Juni in Bochum begehen, die diesmal in einem größeren Rahmen abgehalten wird. Rund 3000 Kunden und Mitglieder werden erwartet, außerdem prominente Gäste wie Bundestagspräsident Norbert Lammert, Ex-Bundespräsident Horst Köhler, Starköchin Sarah Wiener und dm-Gründer Götz Werner.

END/nna/ung

Bericht-Nr.: 140128-01DE Datum: 28. Januar 2014

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GLS Vorstandssprecher Thomas Jorberg (l.) und Vorstandsmitglied Andreas Neukirch (r.)<br>Foto: GLS Bank