Nachrichtenbeitrag
Gegensätzliche Erfahrungen mit dem Thema Organspenden geschildert
BERLIN (NNA) – Etwa 150 Menschen nahmen am 11. EthikKongress teil, der Anfang Mai in Berlin stattfand, diesmal mit dem Thema „Organspende – Sie entscheiden“. Veranstalter war die Patienteninitiative „gesundheit aktiv“.
Um im Thema „Organspende“, so war die Quintessenz des Kongresses, entscheidungskompetent zu werden, müssen grundlegende Fragen gestellt werden. Ein bloßer Hedonismus und eine bloße technokratische Machbarkeit reichen längst nicht aus. Die zwei Vorträge des Internisten und Nahtod-Forschers Pim van Lommel und des Arztes Matthias Girke öffneten das Feld: Was für ein Verständnis haben wir vom Körper und von dessen Zusammenhang mit Seele und Geist? Wie hängen Bewusstsein und Gehirn zusammen? Gibt es etwas im Menschen, das „nur Materie“ ist?
Dass der Mensch tot ist, wenn der Hirntod eintritt, ist laut Matthias Girke eine reine Definition. 97% des Körpers lebten dann immer noch.
Polare Erfahrungen
In den Workshops wurden die prinzipiellen Überlegungen durch die Schilderung menschlicher Erlebnisse mit Leben gefüllt. Polare Erfahrungen standen einander gegenüber: So z.B. die Schilderungen von Margret Smit, die mit einem gespendeten Herzen lebt und betont, wie glücklich sie über das neu geschenkte Leben sei, das sie nun zusammen mit Kindern und Enkelkindern genießen kann. Daneben stand die Erfahrung von Renate Greinert, die den Körper ihres Sohnes nach einem Unfall für Organspenden zur Verfügung stellte und diesen Vorgang in der Erinnerung auch nach vielen Jahren noch als traumatisierend empfindet und Schuldgefühle ihrem Sohn gegenüber hat. Sie sei zum Zeitpunkt der Entscheidung eigentlich gar keines klaren Urteil fähig gewesen und habe unter dem Druck der vermeintlich rational argumentierenden Wissenschaft gestanden.
Eine ähnliche Polarität zeigte sich im Abschlusskolloquium, wo der Arzt Andreas Zucker eine deutliche und entschiedene Position gegen die Organspende einnahm, da hier die Medizin gegebene Grenzen überschreite. So deutlich hatte sich keiner der anwesenden Ärzte positioniert. Michaela Glöckner von der Medizinischen Sektion am Goetheanum wies in ihrem Abschlussvortrag darauf hin, dass im gegenwärtigen Zeitalter der Bewusstseinsseele keine kollektiv richtigen Antworten mehr möglich seien und forderte eine Spiritualisierung der Medizin.
Bericht-Nr.: 140607-01DE Datum: 7. Juni 2014
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