Nachrichtenbeitrag
G20-Treffen vereint „Befehlsempfänger des Großkapitals“
Globalisierungskritiker Jean Ziegler hat die Art der Zusammenarbeit im G20-Gipfel als unangemessen kritisiert und fordert Lösung der Probleme im UN-Rahmen. Er lobte jedoch die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
HAMBURG (NNA) – Die Art der internationalen Zusammenarbeit des G20-Gipfels ist aus Sicht des Schweizer Soziologen Jean Ziegler unangemessen und gehört abgeschafft. Die dringenden Probleme der Welt müssten im Rahmen der Vereinten Nationen gelöst werden.
Diese Auffassung vertrat der prominente Globalisierungskritiker in verschiedenen Medien.
Beim G20-Gipfel in Hamburg seien „Befehlsempfänger und Lakaien des Großkapitals“ versammelt, sagte Ziegler in der ARD-Sendung „Aspekte“, er habe keine rechtliche oder politische Grundlage. Hinter dem Schutz von 20.000 Polizisten versammelten sich Politiker, die Beschlüsse fassen, die „keiner kennt und deren Ausführung nicht überwacht werden“.
Die G20-Länder repräsentierten nur einen Teil der Weltbevölkerung und hätten kein Recht, Entscheidungen für die ganze Weltbevölkerung zu treffen.
Ziegler sieht die westlichen Staaten als „simulative Demokratien“. Institutionen wie Parlamente funktionierten zwar nach außen, aber sie verfügten nicht über die eigentliche Macht. Diese liege in den Händen der Finanzoligarchie, die sich jeder Kontrolle entziehe.
Soziale Ungleichheit
In der Auslandsverschuldung sieht Ziegler einen entscheidenden Mechanismus für die Verarmung vieler Staaten und die wachsende soziale Ungleichheit in der Welt. Die 85 größten Milliardäre kontrollierten so viel Vermögen wie die 4,5 Milliarden der ärmsten Menschen, betonte Ziegler im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten.
Im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen kämpfe er für eine normative Kontrolle der großen Konzerne.
Was dringend notwendig sei, sei ein Welternährungsprogramm zur Beseitigung des Hungers in Somalia, Jemen, Südsudan und Kenia. Weiterhin müsse die „fürchterliche Tragödie im Mittelmeer“ gestoppt werden, indem eine konzertierte militärische Aktion unternommen werde gegen das organisierte Verbrechen der Schlepperbanden.
Dies seien die Aufgaben, denen sich – neben Klimaschutz, Sicherheitspolitik und der Entwicklung Afrikas – der G20-Gipfel stellen müsse.
Zivilisationsbruch
Im Gespräch mit dem NDR lobte Ziegler die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die „warmherzig und exemplarisch für Europa“ agiert habe. In der Eigenständigkeit und dem Willen zur europäischen Solidarität habe sie „Großes geleistet“.
Ziegler sieht gegenwärtig einen „Zivilisationsbruch“ zwischen der amerikanischen Führung und Deutschland. Es wird zu einem „einsamen Kampf Deutschlands und der EU“ kommen. „Aber er muss geführt werden, und das ist auch eine große Hoffnung“, betonte Ziegler.
END/nna/ung
Bericht-Nr.: 170707-04DE Datum: 7. Juli 2017
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