Nachrichtenbeitrag

Fußball als Trendsetter für Bewusstseinsentwicklung?

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Von NNA Mitarbeiter

NEW YORK (NNA) – Im Spiel der deutschen Nationalelf bei der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien spiegelt sich aus der Sicht des Zukunftsforschers Prof. Otto Scharmer vom Massachusetts Institut of Technology (MIT) eine Bewusstseinsentwicklung, die weltweit in allen Bereichen der Gesellschaft notwendig ist.

Im Blog der online-Zeitung „Huffington Post“ analysiert Scharmer, der mit seinem Bestseller Theory U zu einem weltweit gefragten Berater im Politik und Wirtschaft wurde, die Voraussetzungen des Erfolgs des deutschen Teams. Dabei vertritt er die Auffassung, dass die Basis dieses Erfolgs eine Philosophie gewesen sei, bei der die einzelnen Spieler aus einem „gemeinsamen Bewusstsein von einem sich entwickelnden Ganzen“ heraus agiert haben.

Jeder sei sich dabei bewusst, was überall auf dem Platz vor sich gehe, und nehme wechselnde Positionen wahr sowie sich öffnende Räume zwischen den Spielern des eigenen Teams und der gegnerischen Mannschaft. Dies erlaube dem Team, schneller Möglichkeiten zu entdecken und entsprechend zu reagieren. Dies sei auch der Grund für den 7:1 Sieg gegen die zusammenbrechende Abwehr der brasilianischen Mannschaft im Halbfinale gewesen. Der Stil sei außerdem dadurch gekennzeichnet, dass das Team keinen echten Chef habe und keinen Superstar, es praktiziere eine Art geteilter und „flüssiger“ Führung. Es gebe auch keine klare Startposition, Aufstellung und Positionen würden im Fluss des Spiels immer noch verändert.

 Wenn man diesen Stil entwickeln wolle, nutze es nichts, den Trainer zu entlassen oder einzelne Spieler. Um diese Transformation des Bewusstseins zu erreichen, müsse man tiefer ansetzen: „an der Qualität unseres Denkens, unseres Wahrnehmens, unserem Bewusstsein vom Ganzen,“ schreibt Scharmer. Die Art und Weise zu verändern, wie man vom Bewusstsein einzelner Teile zu eine Bewusstsein des dynamischen Ganzen komme – dies sei die entscheidende Herausforderung, vor der alle Teile der Gesellschaft heute weltweit stehen: im Finanzwesen, bei der Ernährung, in der Gesundheit, der Bildung und bei nachhaltigen Geschäftspraktiken.

Das Denken verändern

In den vergangenen Jahren habe er an Initiativen zur Veränderung in all diesen Bereichen gearbeitet. Die größte Herausforderung für die Führung sei überall dieselbe: das Denken der Menschen zu verändern und über die Grenzen von Institutionen zusammenzuarbeiten. Dabei gehe es darum, von einem egosystem-bezogenen Bewusstsein zu einem ökosystem-bezogenen Bewusstsein zu kommen. („from a silo or ego-system awareness to a systemic or eco-system awareness“)

Die besten Fußballteams der Welt hätten diese Veränderung im vergangenen Jahrzehnt durchlaufen,für den Rest der Gesellschaft stehe sie weltweit noch aus, betont Schamer.

Für den Zukunftsforscher ist vor diesem Hintergrund auch der derzeitige Bayern München Trainer Pep Guardiola einer der heimlichen Väter des Weltmeistertitels der deutschen Elf. Er habe wie auch die Trainer Löw und Klinsmann diesen Fußballstil entwickelt, der nichts mehr mit der Spielweise der Mannschaften vor zehn Jahren zu tun habe. Neben tiki taka aus Spanien habe auch total football aus den Niederlanden Einfluss auf den Stil der deutschen Mannschaft gehabt, die ihn noch mit Tugenden der früheren deutschen Teams wie Willensstärke und der Mobilisierung kollektiver Energie gemischt habe.

Er freue sich über den Weg, den die deutsche Fußballmannschaft genommen habe, schreibt Scharmer. Den Brasilianern, deren Spiel er immer geschätzt habe, wünsche er, ihr Geist möge wieder aus der Asche empor steigen und zur Brillianz der goldenen Zeit des brasilianischen Fußballs zurückfinden. Die selecao werde wiederkommen, da bestehe kein Zweifel.

Die Huffington Post ist eine der ersten Zeitungen, die nur online erscheint. Sie erreichte 2013 laut Wikipedia weltweit 77,2 Millionen Menschen weltweit, davon 47,8 Millionen in den USA. Laut spiegel.de ist sie das einflussreichste alternative Medium der USA.

END/nna/ung/cva

Bericht-Nr.: 140721-03DE Datum: 21. Juli 2014

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Jeder einzelne Spieler in der deutschen Mannschaft handelt aus einem „gemeinsamen Bewusstsein von einem sich entwickelnden Ganzen“. Hier Thomas Müller im Halbfinale gegen Brasilien.<br>Foto: Andre Durao / Shutterstock.com